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Kreativer Umgang mit der Schulpflicht - Erfahrungsbericht einer Mutter 07.11.2012, 19:52

Pippi Langstrumpf
Bild: Daniel Lobo: Pipi vive [CC by]

Ellen Gause lehnt die Schulpflicht nicht ab. Doch ihre drei Kinder durften immer selbst entscheiden, ob und wann sie in die Schule gehen. Sie sollten Freiräume haben, um sich selbstständig und ihren eigenen Interessen gemäß zu entwickeln. Ein Bericht von Einer, die sich nicht anpassen wollte.

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  • (geändert: )

Gastbeitrag von Ellen Gause - vielen Dank!

Hintergrund

Meine Schulzeit war für mich von der ersten Klasse bis zu meiner Selbstentlassung eine deprimierende Erfahrung. Da es zum bestehenden Schulsystem keine Alternative gibt, habe ich überlegt, wie ich verhindern kann, dass diese Zeit für meine Kinder zu einer ähnlich frustrierenden Erfahrung wird.

Weil Druck Angst erzeugt und Angst blockiert, habe ich versucht jeden Zwang zu vermeiden. Für die Kinder sollte die Schule eine Möglichkeit sein zu zeigen, was sie können. Nicht nur was sie schon wissen, sondern auch wie gut sie lernen und mitarbeiten können.

Das erste Kind ist mit sechs Jahren eingeschult worden und hat aus Mangel an inhaltlicher Herausforderung nach kurzer Zeit die direkte Auseinandersetzung mit dem Lehrpersonal gesucht. Größere Eskalationen konnte ich verhindern, aber die Grundschulzeit ist in seiner Erinnerung ein überflüssiges Ärgernis.

Durch diese Erfahrung gewarnt, haben wir das nächste Kind gegen einigen Wiederstand und trotz schlimmer Prophezeiungen mit fünf Jahren eingeschult. Ein großer Glücksfall hat uns dann auch noch eine Lehrerin beschert, die den Mut hatte das Kind nach einem halben Schuljahr in die zweite Klasse zu schicken, damit es nicht mit sinnlos stillsitzen überfordert ist.

Das jüngste Kind ist ebenfalls mit fünf Jahren eingeschult worden, hat auch ein Jahr übersprungen und dann das Riesenglück gehabt eine Lehrerin und eine Klasse zu erwischen, die perfekt zu ihm passten.

Ich will damit nicht sagen, dass alle Kinder mit fünf Jahren eingeschult werden sollten, sondern ich möchte Mut zu mehr Eigeninitiative machen. Wer sich mit seinen Kindern beschäftigt, sie täglich von morgens bis abends begleitet und aufmerksam beobachtet, wie sie sich entwickeln und lernen, der kann sie besser einschätzen als jeder andere. Und es sind nun einmal die Eltern, die dem Kind die Freiheit geben können zu entscheiden, wo und wie schnell es lernen kann und wann es sich austoben bzw. entspannen möchte.

Unser Schulsystem ist so, wie es ist, weil sich zu wenige trauen, das Schicksal ihrer Kinder bewusst in die eigenen Hände zu nehmen. Die weit verbreitete Normgläubigkeit verhindert eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Bildung und überlässt dem Staat das Feld.

Man nimmt den Kindern die Freiheit, die sie dringend brauchen um selbstbewusste, kritische und verantwortungsvolle Menschen zu werden. Deshalb wünsche ich mir, dass die Schulpflicht abgeschaft und zu einem echten Bildungsangebot weiterentwickelt wird. Klare, nachvollziehbare Zielsetzungen zur Orientierung und Qualifizierung ohne die menschenunwürdige Gängelung, die wir momentan sogar noch an Universitäten haben. Die entscheidenden Faktoren sind Motivation, Temperament und Talent. Motivation kann man nicht erzwingen, Temperament nicht beeinflussen (außer durch Medikamente) und Talent kann man nicht kaufen. Allerdings muss der Mensch alles lernen. Besonders schwer fällt es ihm Gewohnheiten zu hinterfragen oder Fremdes wohlwollend zu prüfen. Und dass, obwohl Flexibilität die gesellschaftliche Fähigkeit ist, die wir in einer Zeit sich ändernder Grundlagen dringend brauchen.

Mehr Mut zum Chaos!

Methode: Schule als Angebot

Wir haben unseren Kindern die Schule immer als Angebot und Herausforderung dargestellt und nicht als Zwang.

Grundsätzlich haben wir die von der Schule vorgegebenen Lernziele dabei nicht in Frage gestellt. Das heißt, wir haben den Kindern erklärt, bzw. sind immer noch dabei, dass bestimmtes Wissen und Können notwendig ist, um Dinge zu erreichen, damit man sein Leben in einer Gesellschaft möglichst selbstständig gestalten kann. Man muss verstehen, warum die Bedingungen sind, wie sie sind - um sie verbessern zu können. Und wir haben ihnen erklärt, dass man eigentlich nie genug wissen kann, dass es aber auch nicht darum geht „Wissen“ zu sammeln, sondern darum, es werten und sinnvoll einsetzen zu können.

Um diese Selbstständigkeit, um das größtmögliche Maß an Freiheit geht es schließlich. Auch wenn absolute Freiheit nur als anzustrebendes Ziel besteht, ist sie doch das Maß, an dem sich die Lebensqualität des Einzelnen in der Gesellschaft bemisst.

Die Würde des Menschen besteht darin, über sich selbst bestimmen zu können. Sich anderen Menschen und deren Vorstellungen nicht unterwerfen zu müssen. Unsere Schulpflicht tritt dieses Recht mit Füssen. Sowohl Eltern als auch Schüler werden in einer Art und Weise bevormundet, die in einer aufgeklärten, mündigen Gemeinschaft eigentlich keinen Bestand haben sollte. Das sie es eben doch hat, beweist, wie sehr das Instrument Schule versagt, wenn es darum geht, verantwortungsbewusste, mündige Bürger zu „produzieren“.

Wir haben unsere Kinder immer dann „entschuldigt“, wenn sie „keine Lust“ hatten und wir sie nicht von der Notwendigkeit ihrer Anwesenheit überzeugen konnten bzw. wollten. So ist der ein oder andere Schultag ausgefallen oder eine Schulveranstaltung. Klassenfahrten waren kein Muss und die Materialschlacht haben wir auch ein wenig geschrumpft. Vom Religionsunterricht waren sie ohnehin befreit.

Sie haben so die Erfahrung gemacht, dass man nicht alles mitmachen muss und sie hatten die Möglichkeit, die Dinge zu hinterfragen.

Es gab Eltern, die uns beneidet haben, sich aber selbst nicht getraut haben, mehr eigene Entscheidungen zu treffen. Von Migranten habe ich z.B. gehört, dass sie sich nach außen lieber angepasst geben, um dem Misstrauen nicht noch mehr Nahrung zu geben - sich allerdings ständig einem Druck ausgesetzt sehen und sich bevormundet fühlen.
Andere Eltern sagten, dass wir uns das nur leisten könnten, weil die Kinder locker durch die Schule kämen. Sie hingegen müssten sich bei den Lehrern einschmeicheln damit die Kinder nicht „abgesägt“ würden.

Die Grundschulzeit war deshalb so belastend, weil gerade Kinder in diesem Alter so unglaublich leicht beeinflussbar sind und noch nicht den Mut haben sich gegen Lehrer zu stellen. Auch solche Kinder nicht, die zu Hause um alles kämpfen und gerne bis zum Umfallen diskutieren!

Wenn eine Lehrerin ein sechsjähriges Kind zur Seite nimmt und unter Druck setzt, dann hat es Angst. Bevor es sich rechtfertigen muss, macht es lieber alles, was angeordnet wird.
Überhaupt ist es leichter sich zu entziehen als zu begründen, weshalb man etwas nicht mitmachen oder anders machen möchte. Hier setzt die  Schulpflicht an und verhindert ein wirkliches Verständnis von dem, was notwendig ist. Die Schulpflicht produziert „Kranke“. Wenn Kinder nicht von ihren Eltern unterstützt werden, bleibt nur „Bauchweh“. (Der ständig steigende Psychopharmaka-Konsum  ist ein Indiz dafür, dass Menschen nicht in der Lage sind zu sagen, womit sie nicht klarkommen, sondern sich anpassen, bis sie krank werden.)

Unseren zivilen Ungehorsam haben wir in der Hoffnung betrieben, das man uns so lange nicht „an die Karre“ fahren kann, wie die Kinder gesund und glücklich sind und ihre Fähigkeiten den Erwartungen entsprechen.

Leider fehlt in der Gesellschaft eine Auseinandersetzung über diese Ziele. Kinder sind Wirtschaftsfaktoren und ihre Bedürfnisse bleiben immer dort auf der Strecke, wo sie mit den Bedürfnissen der Erwachsenen nicht übereinstimmen.
Die zunehmende Zahl von Menschen mit Überforderungssymptomen sowohl im physischen wie auch im psychischen Bereich sehe ich als Folge dieses nicht hinterfragten Gehorsams.

Es ist utopisch zu glauben, Kinder könnten selbstständig entscheiden. Dafür fehlt ihnen jede Grundlage. Sie können aber ihrem Gefühl folgen und wir können sie dabei unterstützen diese Gefühle ernst zu nehmen, zu verstehen um so ihre tatsächlichen Bedürfnisse von denen unterscheiden zu können, die ihnen durch andere suggeriert werden.
Wenn wir mehr beobachten als anordnen, wenn wir mehr auf Fragen warten, statt sie zu stellen, dann lernen wir unsere Kinder kennen und versuchen nicht, sie nach unseren Vorstellungen zu formen, sondern geben ihnen die Möglichkeit zu ihrer Persönlichkeit zu stehen. Nur so lernen sie verstehen.

Echte Probleme haben wir nie gehabt. Es gab die ein oder andere Bemerkung, den Hinweis auf die Schulpflicht und die Verantwortung der Schule, auf die christliche Grundlage unserer Gemeinschaft und wie wichtig das doch für die Kinder wäre.

Entweder hat es für mehr nicht gereicht oder wir hatten Glück und niemand war motiviert genug gegen uns vorzugehen, weil wir deutlich genug signalisiert haben, dass wir bereit sind, unseren Standpunkt zu verteidigen. (Hinter vorgehaltener Hand gab es sogar gerade von Grundschullehrer/innen den Hinweis, dass sie selbst nichts von den immer längeren Schulzeiten halten, das viele Kinder damit eindeutig überfordert sind und man ihnen in zunehmendem Maße die Kindheit nimmt.)

Ich denke nicht, dass es irgendwelche negativen Konsequenzen für die Gesellschaft hätte, würden sich mehr Eltern so verhalten. Es würde sogar Kapazitäten an den Schulen freisetzen, die es den Lehrern ermöglichen könnte, sich mehr um die Kinder zu kümmern, deren Eltern entweder die Zeit oder die Möglichkeit nicht haben. Oder die einfach  immer das richtig finden, was gerade „in“ ist. Im Moment heißt der Trend. „Alle Kinder so früh und so lange wie möglich in eine staatliche Einrichtung!“

Ich halte das nur für die zweitbeste Lösung und hoffe, dass Eltern wieder bewusst wird welche Bedeutung sie für ihre Kinder haben.

Staatliche Schulen ja - Schulpflicht nein!

Ich bin absolut für staatliche Schulen, für ein gut durchdachtes, inhaltlich ständig hinterfragtes, breit diskutiertes und vom Selbstverständnis der Menschen getragenes Bildungsangebot, das Möglichkeiten bietet und aufzeigt.

Dafür brauchen wir aber ein anderes Verständnis von Schule und genau darum geht es mir. Schule kann nur ein Angebot sein, der Unterricht muss sich an den Kindern orientieren, damit sie sich ernst genommen fühlen und gern zur Schule gehen. Unser System ist leider von Überheblichkeit und Ignoranz geprägt und sowohl Lehrer als auch Eltern sträuben sich gegen jede noch so kleine Veränderung. Ohne die Schulpflicht, wie wir sie haben, könnte Bewegung entstehen. Mutige, engagierte Lehrer könnten Angebote machen, die über das übliche Einerlei hinausgehen und Schüler hätten die Möglichkeit zu zeigen, dass sie nicht nur uninteressiert und faul sind.

Meine Kritik richtet sich also nicht gegen die Schule als Institution, sondern gegen eine Schulpflicht, die letzlich sowieso nur eine Anwesenheitspflicht ist und den Blick auf das Wesentliche verstellt.

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Kommentare

45

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  • #1

    Hallo,
    Das klingt so wunderbar… danke für den Erfahrungsbericht! Hoffentlich macht es anderen Eltern Mut sich mehr für ihre Kinder einzusetzen

    schrieb Heike am

  • #2

    Was für eine tolle Seite und mutige Eltern! Ich begrüsse ihre Entscheidungen und den Willen nach ihrer eigenen Weisheit und derer ihrer Kinder zu leben.
    Deutschland wäre wirklich schöner wenn wir mehr Freiheit hätten. Wir sollten dafür arbeiten und uns alle dafür einsetzen!
    Liebe Grüsse!

    schrieb MissH am

  • #3

    mein kind leidet unter der Schulpflicht und ist nicht merh es selbst, es hat Angst, sein wahres Ich zu leben, frei zu sein, dieses Thema muss neu diskutiert und angegangen werden, es betrifft die gesunde Gesellschaft, nicht die sich duckende und gehorsame

    schrieb JS am

  • #4

    Ich reise hier meine Idee nur knapp an.. Es ist also mehr eine spontane Äußerung zu einem Thema, das mich als pensionierte Lehrerin, Mutter und als jemand mit vielen amerikanischen Freunden ( die ihre Kinder zu Hause unterrichten) immer wieder beschäftigt (hat).
    Sinnvoll scheint mir eine Modifizierung folgendermaßen :
    ‘Schulpflicht’ besteht, a b e r ...
    Fächer werden in Module strukturiert, die mit einem Test (Pflicht) abschließen .. W i e dieses Wissen erlangt wird ist flexibel. Wird ein bestimmtes Leistungsniveau unterschritten, dann entsteht entsprechende Einschränkung der ‘Wahlfreiheit’ und das Lernen muss verstärkt in der Schule stattfinden. Es müsste wegen der Problematik des verminderten ‘sozialen Lernens ’ verbindliche Anwesenheit für alle eingeplant sein, in welchem Rahmen auch immer (Musischer Bereich/Sport/etc).
    Für Kinder, die mehr Unterstützung brauchen, steht bei flexibler Anwesenheit mehr direkte Unterstützung zur Verfügung wenn die Lerngruppe kleiner ist.
    Natürlich m u s s das ganze so eingebettet sein, dass aus der Notwendigkeit des Lernens i n der Schule dann keine Diskriminierung entsteht, vielleicht sollten Partnerschaften entstehen, damit auch die Kinder in den Genuss des ‘Home Schoolings’ kommen deren Eltern nicht dazu in der Lage sind..

    Es geht hier aber eben hauptsächlich um inhaltliches Lernen.. Soziales Lernen muss dann anders stattfinden (ist aber sowieso in jedem Falle ein sehr kritischer Punkt)..

    Als Mutter fand ich es furchtbar wenn meine Kinder zu schlechten Unterricht vergattert waren.. Mehr als Disziplinierung und Anpassung an eine Struktur war das dann nicht, ehr Zeitvergeudung..
    Als Lehrerin fand ich, dass Schüler ab der Mittelstufe, die bereits einen Job haben durften, ihre Zeit da hätten besser nutzen können als in schlechtem Unterricht oder auch disziplinlosem Chaos ihre Zeit abzusitzen..
    Fehlzeiten mit in die Leistungsbewertung einzubeziehen, ist eine sehr fragwürdige Disziplinierung…
    Natürlich müssen Regeln hergestellt sein, damit die Flexibilität der Anwesenheit nicht zu Störung des stattfindenden ‘Lernbetriebes’ führt..

    Wie einleitend geschrieben: das ist nur ein fragmentarischer.Ansatz, aber vielleicht ein Impuls ..
    Allen, die ‘noch im Beruf sind’ : viel Erfolg und viele gute Impulse und Mut zu neuen Strukturen!

    schrieb Herta Margarete am

  • #5

    Mal zu den ganzen Kommentaren von wegen Schulpflicht in anderen Ländern wie australien und USA. Erstmal: die USA lungert oftmals am unteren Ende rum wenn es um Bildungsniveau geht. Von einigen Homeschoolern weiß ich, dass sie internationale Geschichte nie gelernt haben. Kamen dnan nach Deutschland, weil HEY, keine Studiengebühren und huch, da wird gar nicht Englisch gesprochen? Man war überrascht (kein Witz). Australien - ist euch klar, dass die Schulen da teilweise sonstwo sind und die Kinder zuhause unterrichtet werden MÜSSEN?

    Nur mal so am Rande. und das Leben ist kein Wunschkonzert. Auf Arbeit kann ich auch nicht sagen das Projekt bringt mir grad nichts, ich bleib mal zuhause. Wenn die kinder sich langweilen heißt es daran etwas zu ändern - ganz klar. Einfach zu sagen bleib doch zuhause: Nope.

    schrieb Blubbermouth am

  • #6

    Liebe Marianne Müller,

    die vermeintliche Spitzenposition bayerischer SchülerInnen liegt tatsächlich nicht am besseren System. In der Grundschule ist es ein erheblicher Anteil an Elternarbeit, der einen im Vergleich etwas besseren Ranking Platz ermöglicht. Hätte Bayern eine ähnliche Schülerstruktur wie die Stadtstaaten, wären die Ergebnisse mindestens so schlecht wie dort.
    Das wird deutlich, wenn man sich die Zahlen im Raum München betrachtet. Dort gibt es Grundschulen, deren SchülerInnen lediglich mit einem Übertrittsanteil von 16%  ans Gymnasium, vertreten sind.
    Andere Schulen haben einen Anteil von 96% an Übertritten.
    Eine weitere Statistik besagt, dass von 100% der SchülerInnen im Raum München, die den Übertritt ans Gymnasium erreichen, 40% am Gymnasium scheitern, diese Schulform also verlassen.
    Bei den oben erwähnten 16%, vermute ich einen noch höheren Anteil.
    Allein diese Zahlen zeigen, dass es nicht am bayerischen Bildungssystem liegen kann, sonder an den Eltern, die die erheblichen Defizite dieses System, auch im Gymnasium, mit einem hohen Anteil an teuer erkaufter Nachhilfe, auffangen.

    Dass das bayerische System nicht erfolgreicher ist, sondern lediglich einen vorletzten Platz im Bildungsranking erreicht, was die Zahl erfolgreicher AbiturientInnen und StudentInnen anbelangt, insbesondere auch in den MINT-Fächer, ist ein merkwürdiger blinder Fleck in der Wahrnehmung dieser ganzen Bundesländervergleiche. Ohne die angeblich schlechter Ausgebildeten aus anderen Bundesländern, gingen in Bayern die Lichter aus.

    lieber jossi,
    der Veronikatag scheint mir eine gute Innovation im schulischen Alltag. Ich werde das allen Eltern ans Herz legen.

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #7

    lieber jossi,

    es geht um motivation. darum den menschen den wert von wissen, bildung und können als ihr kapital zu vermitteln. das geht nur, wenn für den schüler die schule ein angebot ist. wenn eltern und lehrer für die zwischen notwendigkeit und möglichkeit entstehende motivation sorgen und dabei die tatsächlichen bedürfnisse und möglichkeiten der schüler berücksichtigen und nicht nur die bedürfnisse der wirtschaft. wer eine zukunftsfähige, verantwortungsbewusste gesellschaft will, der muss den mitgliedern dieser gesellschaft auch verantwortung geben. die anwesenheitspflicht in der schule bewirkt eher das gegenteil. eigentlich kommen nur die schüler heil durch, deren eltern es schaffen sie trotz des zwangs zu motivieren.
    ich behaupte, wir würden einen großen schritt in die richtige richtung machen, wenn wir nicht mehr darüber reden würden, was an der schule dransteht, sondern uns darauf konzentrieren würden, welche ziele wie zu erreichen sind. das schaffen wir nicht, solange eltern glauben es würde reichen die kinder den ganzen tag in der schule abzugeben und lehrern immer mehr aufgaben aufgebürdet werden.
    für ein gutes lernklima braucht man gute menschliche beziehungen und die kann man weder erzwingen, noch kaufen, an denen muss man arbeiten. so wie sie das offensichtlich bei ihren kindern und an ihrer schule machen.

    schrieb ellen gause am

  • #8

    Mal zurück von der Systemdebatte (die natürlich auch wichtig ist) zum eigentlichen Thema “kreativer Umgang mit der Schulpflicht”. Ich finde Frau Gauses Ansatz prinzipiell richtig, hätte aber Bedenken, die Kinder in beliebigem Umfang freizustellen. Das kann bei fähigen und interessierten Kindern gutgehen, bei anderen aber die Gefahr mit sich bringen, dass sie lernen, Anforderungen grundsätzlich auszuweichen und sich immer dann, wenn etwas unangenehm wird, aus Bequemlichkeit zu “drücken”—was fürs Leben auch nicht wirklich hilft. Wir haben es bei unseren vier Kindern so gehandhabt: Als beim ersten Kind in der 7. Klasse Anzeichen von Schulunlust auftraten (Somatisierungen wie morgendliche Bauchschmerzen usw.), haben wir den Kindern verkündet, dass sie das Recht haben, sich einen Tag im Monat freizunehmen. Dieser “Veronika-Tag” (diese Bezeichnung nach dem Vornamen meiner Frau hat sich familienintern durchgesetzt) hat sich hervorragend bewährt. Nicht nur, dass der Krankenstand unserer Kinder dramatisch zurückging—sie haben ihren Veronika-Tag in den allermeisten Fällen überhaupt nicht in Anspruch genommen. Allein das Bewusstsein, dass sie ja wegbleiben können, wenn es nicht mehr zum Aushalten ist, hat ihnen geholfen, den Zumutungen der Schule besser standzuhalten. Es gab keine nervigen Diskussionen um angebliches “Kranksein” mehr, und die Kinder bekamen implizit vermittelt, dass ihre Eltern nicht immer bedingungslos die Partei der Schule ergreifen, sondern auch bereit sind, ihren Kindern gegen die Schule beizustehen, wenn es nötig ist. Ich denke, das Prinzip “Veronika-Tag” vermittelt das von Frau Gause zu Recht angemahnte grundsätzliche Recht des Kindes auf Selbstbestimmung einerseits mit der Botschaft, dass man vor unangenehmen Situationen nicht immer weglaufen kann, sondern sich ihnen stellen muss, andererseits. Der Nutzen (Schonung der Nerven von Eltern und Kindern) ist groß, das Risiko gering; denn selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Kind diese Freiheit restlos ausreizen würde, wäre der “Schaden” (ein Schultag pro Monat versäumt) gut zu verschmerzen. Auch andere Familien, denen wir davon erzählt haben, haben beste Erfahrungen damit gemacht. Natürlich ist das kein Mittel gegen schwere Fälle von Schulangst, aber bei “normalen” Kindern wirkt es hervorragend. Ich habe auch als Schulleiter im Einzelfall mit bestimmten Problemschülern diese Vereinbarung (unter vier Augen und streng vertraulich) getroffen, ebenfalls mit gutem Erfolg.

    schrieb Jossi am

  • #9

    Lieber Sven Sevke,
    genau darum geht es doch. Eltern sind verpflichtet dafür zu sorgen, dass ihre Kinder zu bestimmten Zeiten in der Schule anwesent sind. Sie bezahlen für die Schule und alles was damit zusammenhängt. Jedenfalls alle, die ihre Einkünfte versteuern müssen. Und wenn es nicht läuft, dann haben sie noch die Möglichkeit über teure Nachhilfe oder Eigenleistung das gewünschte Ergebnis zu erziehlen. Ansonsten sind Eltern, Schüler und auch Lehrer diesem System ausgeliefert und für manche bedeutet das nicht nur keinen Spaß, sondern Leid.
    Und wenn sie jetzt noch die Nase ein ganz klein bischen in die Politik stecken, dann werden sie feststellen, dass bestimmte Kreise die größten Anstrengungen unternehmen, um diese Zeit der Anwesenheitspflicht auszudehnen. Und zwar auch für die ganz Kleinen. (Wer das bezahlt und was es wem wirklich bringt…?!) 
    Mich packt bei dieser Vorstellung das blanke Entsetzen und ich habe diesen Beitrag in der Hoffnung geschrieben, dass der Widerstand gegen staatliche Bevormundung und politische Willkür wächst.
    Was heißt gebildet? Ich bin Landschaftsgärtnerin.

     

    schrieb ellen gause am

  • #10

    Vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Sevke. Die Spitzenposition der bayrischen Schüler im Landesdurchschnitt liegt dann vielleicht doch nicht an der Effizienz der bayrischen Schulpolitik, sondern am höheren Engagement der dort ansässigen Eltern?
    Wie erleichternd für die Kollegien des Restlandes. :-)

    Nicht nur Noten sind manchmal ungerecht, das Leben ist es. Es drängt Jedem unterschiedliche, und oft der Persönlichkeit nicht angemessene Bedingungen auf, unter denen er aufwachsen muss und seinen Weg finden. Wer kommt schon ohne Reibungsverluste hindurch? Wer ohne Traumata?
    Da gibt es ja graduelle Unterschiede, uiui…........... gerade Eltern von Gymnasiasten sollten sich in diese mal vertiefen. Vor allem solche, die bei Entscheidungen wie Sekundarschule, ja oder nein, mit eigener gymnasialer Oberstufe oder doch lieber ein Gymnasium ohne die anderen… (hier soll keiner für eine pragmatische Lösung verurteilt werden!) denn doch aus Sicherheitsgründen lieber für ein altbewährtes System voten. (schon deshalb, weil sie gar nicht in die Lage versetzt werden, dies beurteilen zu können.)
    Oje, wat`n Satz. Wie auch immer. Sorry.

    Frau Gause ist doch ein Beispiel dafür, wie sich im Leben Fragen aufwerfen, an denen dann ein Leben lang gearbeitet wird. Und dass trotz schlechter Schulerfahrungen jemand seinen ganz persönlichen Weg sucht und findet.
    Soll uns natürlich nicht daran hindern, nach Verbesserungen der Situation zu suchen. Die Frage ist, w o suchen wir?

    Kann überhaupt eine Systemänderung allein bewirken, dass es weniger Ausgrenzung, Abqualifizierung, Aussortierung etc….. gibt?

    Können Lehrer, oder Schule oder der Staat durch immer mehr Regulation allein das bewirken? (Herr Fischer, der so missverstanden und nicht ganz korrekt abgewürgt wurde, hier kommt Ihr Anliegen ins Spiel.) 

    Ein mieses Arbeitsblatt, falsche pädagogische Entscheidungen, ungerechte Noten, usw…. all diese Unperfektheiten haben Auswirkungen auf einzelne Leben…..(machen wir uns das klar! Kann man Lehrer-Sein mit all den uns übertragenen Aufgaben überhaupt noch verantworten?)

    Himmel, wir sind doch a l l e bloß Menschen…. , aber wo bleibt da die wahre Menschlichkeit? Dürfen wir noch fehlbar sein? Und liegt nicht bei j e d e m (auf welchem Platz in der Gesellschaft auch immer) Verantwortung für das Ganze?

    Überfordern wir - aus Bequemlichkeit oder eingegrenzter Sicht - nicht einfach uns alle?

    Sobald diese Fragen ein jeder für sich beantwortet haben wird, kann vielleicht wirklich fruchtbar diskutiert werden.

    Vielleicht sind dann aber auch alle schon alt und müde und die nachwachsende Generation muss wieder von vorne anfangen? :-)

    Hmmm….......

    Herr Sevke, SIe können Ihrem Sohn keinen Spaß an der Schule vermitteln? Haben S i e denn welchen daran?

    Kinder übernehmen die Einstellungen ihrer Eltern oder Vorbilder (die sie sich selbst suchen) ja oft unbewusst, selbst, wenn diese sie gar nicht äußern.

    Da sind wir völlig machtlos!

    Machtlos sind wir aber nicht im Hinblick auf unsere eigene innere Haltung zu allen Dingen.

    Dieser Diskussionsbeitrag erhebt weder Anspruch auf Perfektion noch letztendliche Richtigkeit, da er nach langem Arbeitstag einfach mal so aus dem Herzen hingeworfen wurde.

    Allen eine friedvolle Vorweihnachts-ohne-Stress-Zeit und gute Ideen für das eigene Wirken, wie auch für das dem allgemeinen Dienliche!

    schrieb Marianne Müller am

  • #11

    Den Artikel von Frau Gause fand ich persönlich nicht sehr interessant, die Kommentare sind aber sehr lesenswert. Ideologische Grabenkämpfe zwischen gebildeten Menschen ... bin nicht sicher, ob wir damit das deutsche Bildungssystem verbessern können.

    Ich bin ebenfalls Vater von einem schulpflichtigem Sohn. Dabei mache ich oft die Erfahrung, dass ich meinem Sohn sehr wohl den Lehrstoff (der wohl eher ein LERNstoff ist) deutlich besser vermitteln kann als seine Lehrer. Das frustriert mich sehr, denn ich fühle mich ein wenig überfordert bei der Aufgabe, am Wochenende zusammen mit meinem Sohn den gesamten Wochenstoff des Gymnasiums aufzubereiten und gemeinsam durchzuarbeiten. Hat die Schule denn nicht die Aufgabe, neben den individuellen Fähigkeiten auch Wissen zu lehren ... zu vermitteln? Im Augenblick würde ich meinen Sohn gerne aus der Schule nehmen, weil sich die dort verbrachte Zeit für mich eher sinnlos darstellt. Ich bin kein Lehrer. Warum bin ich in der Lage, meinem Sohn Zusammenhänge zu erklären, seine Lehrer sind das aber nicht? Und nein, es betrifft nicht nur meinen Sohn. Notendurchschnitte um Note 4 herum für Schulaufgaben lassen eher den Verdacht aufkommen, dass manche Lehrer einen schlechten Job machen. Deswegen plädiere ich dafür, Lehrer (wie in Wirtschaft und Industrie üblich) gegeneinander konkurrieren zu lassen. Dazu gehört auch eine Bewertung durch Schüler (manchmal wird das bereits getan, hat aber selten Auswirkungen) und direkter Erfolgsnachweis (sprich Zielvereinbarungen). Gute Lehrer müssen viel mehr gefördert werden und Leistungsbereitschaft von Lehrern muss sich auch finanziell lohnen. Schlechte Lehrer sollten kündbar sein. Aber auch gute Lehrer können kaum verhindern, dass unser Schulsystem auf das Aussieben von Schülern und nicht auf das Fördern von Schülern ausgelegt ist.

    Schade ... aber ich schaff es einfach nicht, meinem Sohn Spaß an der Schule zu vermitteln. Zuhause schnelle Auffassungsgabe und Neugierde ... in der Schule nur Unlust. Und dann dieses schwachsinnige Notensystem.

    In meinem Blog schreibe ich hin und wieder über Schulaufgaben meines Sohnes. Vielleicht sind diese Artikel auch für Sie interessant: http://blog.sevke.net/tag/schule/

    schrieb Sven Sevke am

  • #12

    @ Lehrerfreund:
    Danke!

    schrieb speybridge am

  • #13

    Hört, hört.

    Claus fordert die Zensur der kritischen Stimmen.
    Setzen 6!

    Lieber Lehrerfreund, vielen Dank dafür, dass wir nicht die Einzigen sind, die für ein menschliches Bildungssystem eintreten, sondern einen wahren Freund an unserer Seite wissen, der den wahnhaften Bildungsalltag ähnlich rezipiert wie wir vermeindlich wenigen Kritischen.

    Es gibt Schulen und sie werden mehr, die sich zum Ziel gesetzt haben, ihre SchülerInnen zu begleiten, zu behüten und zu fördern.
    Diese haben den stupiden Aussortierern dieser Republik den aktiven Kampf angesagt. Dort werden die SchülerInnen nicht durch permanenten Teststress mürbe gemacht, sondern zum selbständigen lernen und denken angeleitet.
    Dort gibt es keine unangekündigten Proben, mit denen man sie “erwischen” könnte, weil die/der SchülerIn sowieso ein fauler Sack ist. Dort versucht man Interessen zu wecken und zu fördern und die Freude am Lernen zu bewahren.

    Schule sollte Freude machen und keine Angst, liebe KollegInn/en. Dazu kann jede/r von uns beitragen. Das tut auch der eigenen Frustration gut und bringt wieder Freude ins öde LehrerInnendasein.
    Gebt gute Noten, macht lustige Projekte, habt Spass mit euren SchülerInnen.
    Nehmt euch selbst und euer Fach nicht so ernst.

    Klassenwiederholungen (vorallem in der 6. 7. 8. 9. 10. Stufe während der Pubertät) bringen nichts und taugen nichts! Das ist ein armseliges Instrument aus der pädagogischen Folterkammer des 19. Jahrhunderts! 
    Gute Schule braucht das nicht!

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #14

    Lieber Claus Fischer,

    wir haben Frau Gause um diesen Gastbeitrag gebeten, weil wir Lehrer/innen viel zu viel über schwachsinnige, von oben verordnete Themen wie externe Evaluation und sinnlosen Verwaltungsaufwand reden. Dass das ganze System vielleicht ein einziger großer Schrotthaufen ist, stellen wir vor lauter Verwaltungsaufwand und Evaluation gar nicht mehr in Frage, wir reiben uns an Details auf. Notenverordnungen, Kompetenzen, Schulreformen - Wo ist der Mensch? Wo ist die Vision?

    Insofern ist die Diskussion hier kein Unfug, sondern überaus konstruktiv.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #15

    Lieber Lehrerfreund

    Es wird langsam Zeit, diesen Unfug zu beenden.
    Beschäftigt Euch bitte mit Themen, die uns Lehrer interessieren

    a) Externe Evaluation - welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
    Und weil damit viele Nachmittage sinnvoll verbraten werden und
    wirklich nichts dabei herauskommt, weil man versucht, die Fehler
    der “freien Wirtschaft” auf das Schulwesen zu übertragen:

    b) Warum muss die Verwaltungsarbeit laufend zunehmen?

    c) Wie kann man die Arbeit effizienter gestalten.

    Gruß, Claus

    schrieb Claus Fischer am

  • #16

    das ist der punkt. wir haben ein schulsystem, dass so viele wie möglich ausbremst. es geht nicht darum fähigkeiten und die daraus folgenden neigungen zu erkennen und im interesse der betroffenen zu fördern, sondern darum den schülern “wissen” zu verkaufen. der steuerzahler, also ein großteil der eltern zahlt dafür, dass man ihren kindern demonstriert wie dumm sie sind. das ist einfach, dass kann jeder. von lehrkräften erwarte ich allerdings etwas anderes. nämlich, dass sie dafür sorgen, dass kinder lernen wollen. das sie motivieren, möglichkeiten und perspektiven aufzeigen. das sie ehrlich sagen, dass sie hierbei auf die eltern angewiesen sind, statt eltern aufzufordern sich aus der schule herauszuhalten. es sind eltern, die seit vielen jahren dafür kämpfen, dass auch ihre kinder mehr bildungschancen bekommen und nicht nur die kinder der reichen. und ausgerechnet denen erzählt man, sie wären nicht an ihren kindern interessiert um eine immer größere staatliche bevormundung zu rechtfertigen.
    hätte man ein interesse an motivierten schülern, man würde nicht alles daran setzen diese motivation im keim zu ersticken!
    solange schule für schüler eine pflicht ist, ist es schwer ihnen ihr recht auf bildung zu erklären, wird eltern nur schwer deutlich, wie groß ihre verantwortung ist und fehlt den schulen und so manchem lehrer die notwendigkeit andere möglichkeiten anzubieten. es bleibt auf allen seiten die falsche einstellung bestehen. ich kann weder schülern noch lehrern ihre unmotivirtheit vorwerfen, solange sich motivation schlicht nicht lohnt!
    in der schule kommen die am einfachsten am weitesten, die kritiklos schlucken was man ihnen vorsetzt.
    eine kleine aber entscheidende änderung in der einstellung zum thema bildung würde mehr bewirken, als alle umstrukturierungen in unseren schulen. vielleicht ist schule dann endlich ein angebot für alle. vielleicht verstehen schüler die unterschiedlichen abschlüsse dann als möglichkeiten und herausforderungen und nicht als bedrohungen, weil lehrer begriffen haben wofür sie gebraucht werden.
    vielleicht geht eine schülerin mit einem schnitt von 1,2 dann nicht mehr nach der zehnten klasse ab, weil schule so unerträglich langweilig ist!

    schrieb ellen gause am

  • #17

    liebe ellen gause,

    ich bin jetzt erst mal kein expliziter kritiker der schulpflicht ansich, könnt mir jedoch auch einen anderen umgang damit vorstellen.
    leider ist diese diskussion keine, bei der die positionen jeweils klar wären, weder für den einzelenen selbst, noch für die systemvertreter. seien es lehrer oder politiker.

    in vielen fällen haben wir jedoch kein erkenntnisproblem, sondern ein umsetzungsproblem.
    ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher naivität unsere sogennannten professionellen pädagogischen systemkräfte agieren und reflektieren.
    allein die meinung zu vertreten, wir könnten durch notenvergaben vergleichbarkeit und gerechtigkeit erreichen, scheint mir entweder tatsächliche blindheit oder ignorante dummheit der realität gegenüber.

    ich frage mich, was den einen oder anderen im kollegium dazu bewegt, seine benotung so anzulegen, dass auf jeden fall ‘ausschuss’ produziert wird.

    wird dahinter der eigene mangel gerechtfertigt? oder soll so die karriere befödert werden?
    unser ziel sollte es sein, diejenigen so weit wie möglich zu födern. oft hat man den verdacht, das system sortiert statt dessen soviel wie möglich aus.

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #18

    @ lustundlaune

    richtig! und da der staat vorgibt uns eltern immer mehr verantwortung abnehmen zu können/müssen, ist klar in welche richtung das system sich verändert. ganztags, verpflichtend ab dem ersten lebensjahr. wir alle kennen staaten in denen das so ist, bzw. war. wollen wir das? oder sollte der staat für vernünftige rahmenbedingungen sorgen und sicherstellen, dass im interesse aller aufgestellte regeln eingehalten werden ohne den einzelnen bis ins privateste hinein zu bevormunden?

    schrieb ellen gause am

  • #19

    “shiftingschool.wordpress” googlen

    dann lesen:

    Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt? – Systemtheorie für Lehrer: Helmut Willkes Grundzüge einer Theorie der Intervention in komplexe Systeme

    Dort steht:

    “Immer mehr „Risikoschüler“; immer mehr Schulversagen; immer mehr Schulangst (bei Schülern wie bei Lehrern, bei letzteren Burnout genannt); immer mehr Schulschwänzer; immer drängender die warnenden Stimmen aus Wirtschaft und Bildungsforschung, dass die Schule nicht (mehr) fürs Leben bilde. Und dies alles trotz mittlerweile 4 Jahrzehnte fortlaufender Reformbemühungen.”

    und

    “Komplexe Organisationen wie etwa Unternehmen, [ergänze: Schulen], Forschungsinstitute, Entwicklungshilfeeinrichtungen oder politische Institutionen machen den zweiten Schritt vor dem ersten, weil sie annehmen, sie hätten die Regeln des Spiels schon verstanden. Das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Sie spielen immer noch ‚Mensch-ärgere-dich-nicht‘ oder bestenfalls ‚Dame‘, während das Spiel sich bereits zu einem mehr-dimensionalen Schach transformiert hat. Schlimmer noch: Betrachtet man die gegenwärtige Lage genauer, so erweist sich, dass in vielen Hinsichten gar nicht klar ist, welches Spiel überhaupt gespielt wird und welche Regeln gelten sollen.“

    und

    “Das System Schule arbeitet jedoch regelmäßig mit „linearer Intervention“. Das sind im Fall Unterricht vor allem vorgegebene Curricula, Belehrung, Fremdbewertung, Drohung, Sanktionen. Sie stammen in der Regel aus der Logik der Systemumwelt der Schüler und nicht aus der Logik ihrer eigenen Systeme. (Schulen, die hohe Schülerbeteiligung in allen Fragen haben – also auch in Fragen der Schulregeln und deren Einhaltung – wie etwa die Sudburry-Schulen haben diese Lektion gelernt und bieten hohe Anschlussfähigkeit zwischen dem sozialen System und den psychischen Systemen.)”

    Das Fazit (leicht verkürzt):    ;o)

    “Und ja: „Auf der anderen Seite ist immerhin nicht ausgeschlossen, dass Personen einen Unterschied ausmachen. Sie tun dies, indem sie – und nur indem sie – Regeln und mithin Strukturen und mithin Erwartungen und mithin Wirklichkeiten verändern oder neu schaffen.”

    Von uns hängt es also ab, wie positiv oder negativ sich das System veränder!

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #20

    liebe leseratte,

    leider sind wir uns einig in der beurteilung darüber, dass das g8 nicht zur verbesserung der bildungssituation eingeführt wurde, sondern zur verbilligung.

    was diese tatsache jedoch mit der globalisierung und dem wettbewerb der systeme zu tun haben soll, ist mir schlicht rätselhaft.

    die argumentation geht im allgemeinen so: wir stehen im wettbewerb, nicht um die billigste produktionstechnologie, sondern um die innovativste. dass die verbilligung keine höhere qualitative innovation hervorbringen kann, scheint allgemein anerkannt.

    vielleicht leben jedoch manche im kollegium in einer anderen argumentationsrealität. denn sollten wir uns wirklich im wettbewerb um die billigsten produktionsstandorte verdient machen wollen und hier die asiatischen billiglöhner in den schatten stellen wollen, dann wäre die logische konsequenz, alle schulen zu schliessen und das kollegium zum mienenräumen in den kugelschreiberhüllen von afghanistan abzukommandieren. (mit beamten kann man das bekanntlich tun und schliesslich wird auch unser wirtschaftsstandort am hindukusch mit den billigsten argumenten der welt, verteidigt.)

    dass die freiheit des lehrplans in den schulen wieder freiwillig aufgegeben wird, das hat nun wirklich nichts mit dem system zutun sondern mit der dummheit der argumentation der angeblichen sachzwänge.

    die argumentation des sogenannten gesunden menschenverstandes geht so: sollten wir eines fernen tages zu dem längst bekannten schluss kommen, dass “sitzenbleiben” eine ineffektive dumme methode des 19. jahrhunderts ist, die nur unser steuergeld kostet, sonst aber nichts bringt, dann gibt es keine notwendigkeit mehr, sogenannte lerngruppe zusammen zu legen.

    auch diese ominösen schnellklassen, sind nicht das problem, denn die sind so schnell, dass sie entweder so schnell mit dem stoff vorbeirauschen, dass die doofen langsamklassen sowieso sofort wieder abgehängt werden, oder sie sind so schnell, dass sie das, was sie bisher noch nicht hatten in nullkommanichts aufgeholt haben.

    also alles kein problem, ausser der falschen argumentation. aber logik hat man in der schule selten vermittelt.
    mein motto ist da eher: denken lernen und lernen lernen, statt stoff konsumieren.

    solange man sich im rahmen des lehrplans bewegt und dies auch in diesem sinn argumentiert, solange kann einem keiner im kollegium was. und da jede schule ihren eignen stiefel macht, ist die vergleichbarkeit sowieso ein ausgemachter humbug.

    eine dienstaufsichtsbeschwerde wegen korrekter umsetzung des lehrplans zum wohle der schüler, das wäre ein hübsches thema für unsere sensationsgeilen massenmedien. das traut sich kein direktorium und das kumi sowieso nicht.

    und auch der kostenfaktor vermeidung von “klassenwiederholung” durch zu gute noten, ist kein mir bekanntes offizielles argument, weswegen eine dienstaufsichtsbeschwerde möglich wäre.

    die pubertät benötigt keine schlechten beurteilungen, die pubertät benötigt anerkennung!

    mein rezept für gute schule ohne frust: macht lustige projekte und gebt gute noten. denn das leben ist zu kurz für schlechte laune.

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #21

    Es erheitert mich in gewisser Weise zu sehen, welche ideologischen Grabenkämpfe hier ausgefochten werden.
    Schön, dass es Menschen gibt, die die Fahne des Humanismus hochhalten - auch das ist eine idealistische Weltanschaung. In der Realität leben wir in einer globalisierten Welt und das haben wir unabhängig von den Folgen so gewollt (das hat was vom Zauberlehrling: “...die Geister, die ich rief!...”), haben aber nicht bedacht, dass unser christlich-humanistisches Menschenbild dort keinen Bestand hat. Und nun setzt sich eben diese ander Sicht der Welt auch bei uns durch: Mitarbeiter sind Kosten auf zwei Beinen und Geiz ist geil. Und genau das begegnet uns auch in der Schule. Schüler sind Kosten auf zwei Beinen, je schneller sie durchlaufen und je höhere Qualität sie erreichen, desto besser. Dabei sparen wir uns jetzt noch einen größeren Teil der Stunden, der vorangegangenen Schülergenerationen noch zugestanden wurde und wer hat eigentlich behauptet, dass man voll ausgebildete Lehrer bräuchte, um Schüler zu unterrichten? Untericht plus (in Hessen) oder PES in Rheinland-Pfalz, die Verkürzung der Schulzeit auf 12,5 Jahre und die zweite Fremdsprache in Klasse 6 - da geht es doch nicht darum, dass irgendetwas für Schüler besser wird! Da geht es darum, dass es billiger wird. Das ist die Welt, in der wir Lehrer leben. Und die meisten von uns hatten doch tatsächlich vor, Kinder und Jugendliche ins Leben zu begleiten und zu unterrichten und nicht Kosten zu reduzieren. Gleichzeitig sind nicht nur die neuen Kompetenzfelder zu beachten, sondern haben die alten Lehrpläen auch noch ihre Gültigkeit und für den Fall, dass irgendein Kollege noch an seine pädagogische Freiheit denkt, haben wir die schulinternen Arbeitspläne erfunden, die den Leher dahingehend festnageln, was er denn nun genau zu unterrichten hat. Das hat insofern seine Berechtigung, als dass gelegentlich aus zwei Lerngruppen eine neue gebildet wird (zum Beispiel, weil aus dem jüngeren Jahrgang eine Schnellzugklasse von untern dazukommt oder Stundenplantechnik es nötig macht, die Lateingruppe neu zu mischen). Da ist es ganz dämlich, wenn sich der Lernfortschritt gravierend unterscheidet oder die behandelten Themen komplementär sind.Je stärker das Arguent der Vergleichbarkeit ins Feld geführt wird, desto weniger kann der Lehrer individuell auf die Lerngruppe eingehen.
    Das alles mag man bedauern, aber letztlich sehe ich nicht, dass wir das Rad der globalen Entwicklung zurückdrehen können. Die Welt ist ein Dorf geworden und der globale Konkurrenzkampf der Wirtschaft in den Schulen angekommen.
    Was mich persönlich ein bisschen nervt, ist der Vorwurf, dass es ja so viele Schulen gibt, die es anders machen und die, wenn man genau hinsieht, unter anderen Bedingungen laufen als die normale staatliche Schule. Wenn ich mich nicht an die Vorgaben halte, habe ich schneller als ich schauen kann eine Dienstaufsichtsbeschwerde am Hals. Und meine Leistungen werden in der Tat nicht gewürdigt, denn dann müsste man sie ja auch bezahlen. Ein Beruf, der aber ohnehin unter Nachwuchsmangel leidet, kann aber nicht noch eine Minderbezahlung als Drohkulisse gebrauchen, zumal man den jungen Kollegen (Stichwort “Master” als Studienabschluss des Lehrers) gerade den Weg in andere Berufe zugemacht hat. Und was ist die Leistung eines Lehrers? Ein bestimmtes Notenergebnis? Kein Problem, das lässt sich erzeugen. Ein bestimmtes Leistungsergebnis? Das ist nun mal leider nicht nur vom Lehrer abhängig und macht den Leher angreifbar (wenn die Lehrernase nicht gefällt, verweigert man bei der Leistungskontrolle einfach und schon gilt der Lehrer als unfähig…). Eine bestimmte Anzahl Eltern-und/oder Schülergespräche? Lässt sich alles erzeugen und führt am Kern vorbei. Natürlich kann am am Ruf einen guten und einen schlechten Lehrer unterscheiden, nur das lässt sich nicht in eine Leistungsbewertung umwandeln.
    Natürlich gibt es Kollegen, die sind nicht nur für die Schülerschaft ein Problem. Aber, da sind wir wieder beim Kostenfaktor, man ist ja nicht gewillt, diese Kollegen von Seiten der Personalverantwortlichen sinnvoll einzusetzen. Ein Lehrer, der gegen Ende seines Beruflebens eine tobende 5. Klasse nicht mehr erträgt und dort regelmäßig ausrastet, könnte unter Umständen eine kleine Fördergruppe derselben Altersstufe sinnvoll und gut betreuen, nur das müsste man finanzieren wollen. Solange im Schulsystem auf Biegen oder Brechen alles billig sein muss, werden wir weder am Problem überforderter oder ausgebrannter Lehrer oder gefrusteter Schüler etwas ändern.

    schrieb Leseratte am

  • #22

    @ lehrerfreund

    Richtig! Systematisch wird von einer bestimmten Gruppe verhindert, dass Erkenntnisse von Hirnforschern, Psychologen und Bildungsexperten in den Schulen umgesetzt werden. Panische Angst haben diese HERRSCHAFTEN vor Menschen, die denken und das System kritisch hinterfragen. Die nicht nach jedem Köder schnappen, sondern nach eigenen Wegen suchen. Die nicht alles glauben was man ihnen erzählt, die zweifeln, ablehnen und bestehende Machtstrukturen bekämpfen.

    Kanonenfutter, Arbeitssklaven, Humankapital.
    Das es im Leben nichts umsonst gibt, ist logisch. Aber ist es wirklich notwendig dem globalen Konkurrenzkampf der Wirtschaft, der modernen Form der Kriegsführung, die Würde des Menschen zu opfern?

    - „Den Luxus die Kinder selbst zu betreuen, können wir uns nicht leisten!“
    - „Die Familie ist mir am wichtigsten, aber eine zweite Chance Karriere zu machen gibt es nicht.“

    Diese Aussagen machen deutlich, dass die Bildungsdebatte auf vielen Schlachtfeldern geführt wird und es eigentlich um Macht geht.
                 

    schrieb Ellen Gause am

  • #23

    lieber freund,

    meine aus-, respektive einlassungen waren vor allem auf hugos kreative freizeitparkpolitikerpredigt gemünzt und sollten nicht als generalabrechnung gesehen werden.

    leider ist wahr, dass wir ein massives systemisches versagen haben, das jedoch von einer leider nicht unerheblichen Gruppe von lehrern unreflektiert hingenommen und vielerorts zusätzlich verstärkt wird.

    wenn wir die bisherige umsetzung des g8 verfolgen, dann ist von lehrerseite ständig zu hören, die lehrpläne seinen schuld und die falschen vorgaben den kumi.
    sieht man sich diese lehrpläne dann genau an, dann kann man feststellen, das diese sehr allgemein gehalten sind und einen grossen spielraum lassen, so man diesen nützen will.
    leider verwechseln viele der lehrer das jeweils gewählte lehrbuch mit dem lehrplan. und wie eine kollegin kürzlich so schön anmerkte, wir sind umgeben von 110%vorgabenerfüllern, die sogar vorgaben zu erfüllen meinen, die ausdrücklich keine sind.

    lehrplanvorgabe: latein - “Der Lehrplan kann und darf bezüglich der Methodik keinerlei Vorgaben geben. Insbesondere Zeitpunkt und Umfang der Einführung einzelner grammatischer Phänomene bleibt der didaktischen und methodischen Konzeption der einzelnen Lehrbücher vorbehalten. Jedes Lehrbuch stellt somit lediglich eine der möglichen Interpretationen des Lehrplans dar, ein souveräner Umgang jeder einzelnen Lehrkraft mit dem jeweiligen Lehrbuch ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung des Unterrichtsstoffes.”

    erfahrungsgemäss galoppieren jedoch 80% des kollegiums durchs jeweils ausgewählte lehrbuch, statt dieses lediglich als anregung zu sehen und eigene schwerpunkte zu setzen.
    auch die notengebung ist komplett frei. wir können extrem schlecht benoten oder extrem gut.

    kollegen, die kein brett vorm kopf haben und der schulischen realität offen gegenüber stehen, sagen freimütig, die 7. klasse ist eine absolute katastrophe, die mittelstufe können wir vergessen und ab der 10. klasse beginnt die phase in der wieder ein vernünftiger unterricht möglich ist. 

    es gibt schulen, die machen in den wenig ergiebigen pubertären altersphasen 4-12 wöchige projektphasen. in allen vergleichsstudien schneiden diese schulen nicht schlechter ab, sondern besser.
    wenn man das will, als kollegium, dann geht das. selbst in bayern.
    allein die phantasie fehlt den meisten von uns. wir sollten uns verabschieden vom modell des permanenten beweisen müssens, dass diejenigen, die am gymnasium dies auch jeden tag, aufs neue, wieder unter beweis stellen müssen.
    wir müssen unseren schülern vertrauen entgegen bringen. das kann jeder einzelne lehrer schon jetzt.

    kein lehrplan verbietet das, keine notenvorgaberichtlinie verhindert das!!!

    eine menschliche und altersgerechte schule ist jetzt schon möglich, wir müssen sie nur wollen und machen, vorallem gegen den widerstand unserer kollegen, die noch im 19. jrhndrt verhaftet sind und lediglich ihre eigene unfähigkeit perpetuieren.

    es gibt schulen, die machen das, aber auch dort gibt es leider kollegen, die das nicht wollen oder nicht können, weil sie es nicht gelernt haben und auch nicht lernen wollen. unsere pflicht ist es, diese unfähigen nicht den schulalltag dominieren zu lassen.
    fähige direktoren versuche diese pädagogischen negativposten in ihrer schadensbillanz zu minimieren.

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #24

    lehrer in welcher welt lebt ihr????
    ...

    jeder von euch wurschtelt tagtäglich allein vor sich hin und erfindet das rad täglich neu ... teamarbeit findet nicht statt. die schüler werden mit untauglichen bewertungssystemen und ordnungsmaßnahmen in schach gehalten und en gros aussortiert. wenn 40% aus einem system fallen, dann ist das nicht das versagen dieser kinder und jugendlichen, sondern ein systemisches.

    Das Problem ist ein systemisches - Vorgaben von oben machen die Arbeit ineffizient und blockieren innovative Lösungen. Die strenge Hierarchie des Schulsystems und der Föderalismus blockieren jeden Fortschritt massiv. Insofern ist es nicht korrekt, den Lehrer/innen die Schuld zu geben (auch wenn natürlich die Lehrer/innen nicht ganz unschuldig sind).
    Zu den faulen Säcken: Das neue Lehrerbild: Vom faulen Sack zum armen Schwein

     

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #25

    lieber praktiker,
    du hast uns hier eine realität beschrieben:
    “Teilt man 45 Minuten durch 33 individuell zu Fördernde, bleiben rund 1 Minute und 22 Sekunden pro Kind?”
    die im 19. jahrhundert noch eine gewisse existenzberechtigung hatte. wir befinden uns jetzt schon im 21. jhdt, die welt ist eine andere, das Schulsystem leider nicht.
    dort werden einzelkämpfer von einzelkämpfern ausgebildet, deren ausbildung schlicht mangelhaft ist. didaktik und pädagogik sind in der lehrerausbildung eine freiwillige veranstaltung (zumindest in Bayern). unsere schüler werden leider mehrheitlich von hobbydidaktikern und hobbypädgogen unterrichtet. das ist für den standort d. vielleicht besser als keine schule, sich aber damit abfinden und darauf verweisen, dass es in anderen ländern möglicherweise noch unprofessioneller zugeht, das ist eine bankrotterklärung für einen standort, der von seiner innovationsfähigkeit lebt.

    lehrer in welcher welt lebt ihr????
    ein politiker prägte einmal den begriff “faule säcke”. (zum glück gilt das nicht für alle und politikerzitate taugen selten für eine konstruktive diskussion.)

    jeder von euch wurschtelt tagtäglich allein vor sich hin und erfindet das rad täglich neu, klagte kürzlich eine lehrerin. teamarbeit findet nicht statt. die schüler werden mit untauglichen bewertungssystemen und ordnungsmaßnahmen in schach gehalten und en gros aussortiert. wenn 40% aus einem system fallen, dann ist das nicht das versagen dieser kinder und jugendlichen, sondern ein systemisches.

    ein system, das auf die pubertären alltäglichkeiten, nach hundert jahren kr(a)mpf, noch immer keine adäquate antwort gefunden hat und hilflos mit massenhaftem nichtversetzen und schulversagen reagiert und achselzuckend 40% ausschuss hinnimmt, das ist intellektuell und strukturell am ende.

    gäbe es nicht beispiele, die anders und erfolgreicher funktionieren, dann könntet ihr euch vielleicht zurück lehnen und eueren sermon von der verzogenen leistungsschwachen und dummen jugend, weiter herunter beten.
    zum glück gibt es bessere beispiele und deshalb auch keine weiteren ausreden.

    und lieber hugo, leider irrt er, wenn er meint, nur die eltern hätten ein problem, diese angeblich 100% doofen, die dann vielleicht auch im studium scheitern, bologna sei dank und im leben noch mit dazu, diese systemischen versagen sind leider auch das problem unserer gesellschaft. die kosten dieses systemischen schulversagens tragen wir alle.
     
    und lieber hugo, dass kevin marvin jesus jusuf justin von seinen kameradenschweinen wegen seines vornamens veralbert, gepiesackt und gemoppt wurde, ist nicht das versagen seiner eltern, denn über geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, sondern ein versagen der institution und ein armutszeugnis der kameraden, auch jener, die nicht genug arsch in der kampfhose hatten, dass sie ihren gehänselten kameraden den rücken gestärkt hätten.

    leider gibt es valide Studien, die belegen, dass auch unsere lehrer die kevins dieser republik, allein wegen ihres namens schlechter beurteilen. und das lieber hugo ist der eigentliche skandal und ein absolutes armutszeugnis unseres bildungssystems.

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #26

    Interessante Beiträge! Ein Politiker prägte einmal den
    Begriff “kollektiver Freizeitpark”.

    Ich kenne mehrere Betriebe, die keine Auszubildenden mehr beschäftigen, weil ihnen die hohen Fehlzeiten - unterstützt durch “kreative” Eltern, ordentlich auf den Geist gegangen sind.
    Oder andersherum gesagt: Manche Betriebe würden Schülern mit schlechten Noten eine Chance geben, wenn wenigstens die zu erwartenden Fehlzeiten zu akzeptieren wären. D. h., man müsste die Fehlzeiten in das Abschlusszeugnis aufnehmen.

    Leute, in welcher Welt lebt ihr????
    Liebe Lehrer, geht einmal in einer Freistunde vormittags durch die Stadt und seht, wie viele junge Leute da heute ohne Beschäftigung herumlungern!
    Ein Kollege hat einen schönen Spruch, den besonders uneinsichtige Mütter zu hören bekommen: “Ich darf mich noch ein halbes Jahr herumärgern, Sie aber wahrscheinlich ein Leben lang!”

    Wer trägt dann die Schuld, wenn die Jugendlichen scheitern?
    Nicht die “kreativen” Eltern, sondern die Lehrer haben versagt!
    Mein größter Fehler, den ich begangen habe, war, dass ich mich als Tutor zur Verfügung gestellt hatte, um mehrere
    “kreative Mitschüler” durch das Abitur zu pauken, die dann im
    Studium - was eigentlich klar war - zu 100 % scheiterten.

    Im Übrigen ist das Wort “kreativ” in diesem Zusammenhang abwegig, die Begriffe “gedankenlos”, “gleichgültig” oder “unbekümmert” dürften den Sachverhalt eher treffen.

    “Kreativ” sind manche Eltern lediglich, wenn es darum geht,
    für ihre Kinder möglichst viele Vornamen zu finden, von
    denen einer bescheuerter ist als der andere (Google: Stichwort
    “Chantalismus”.) Ich hatte Mitschüler, die wurden auch noch in der Bundeswehr aufgrund ihres Vornamens veralbert, schade, dass sie ihre Eltern nicht deswegen verklagen können.

    Gruß
    Hugo

    schrieb Hugo Schuster am

  • #27

    Ich freue mich über das Feedback. Ganz besonders über die kritischen Beiträge, denn diese machen viel besser deutlich worum es geht, als mein eigener Text.
    Es kristallisiert sich heraus, dass wir über nicht weniger als die Menschenwürde sprechen, die durch unser Grundgesetz besonders geschützt ist.
    Ich sage nicht, dass unsere staatlichen Schulen schlecht sind. Ich behaupte, dass die Schulpflicht wie sie besteht und verstanden wird, die Menschenwürde verletzt und die notwendige Auseinandersetzung aller Betroffenen verhindert. Wir haben ein totalitäres Schulsystem.
    Ich beobachte Lehrer und Eltern die den Fehler erkannt haben und versuchen zu verhindern, dass Kinder resignieren und aufgeben oder in die Kriminalität abrutschen.
    Es gibt aber auch solche Lehrer, deren Ziel es zu sein scheint Schülern und Eltern deren Minderwertigkeit zu demonstrieren. Die sich ihrer Macht entweder nicht bewusst sind oder sie sogar bewusst missbrauchen . Das unzufriedene Schüler ihren Frust an schwächeren Mitschülern auslassen, den Unterricht sabotieren oder Material zerstören wundert mich nicht.  Der unerbittliche Konkurrenzkampf ist durch Heuchelei nicht zu besiegen.
    Ich denke, wir sollten das Pferd endlich von der richtigen Seite aufzäumen und mehr über Ziele und Inhalte reden, als über Schulformen oder Unterrichtsmethoden. Nicht eine Methode sondern die Motivation ist entscheidend.
    Eine Schule sollte sich als Dienstleistungsunternehmen verstehen und nicht als Institution mit dem besonderen Recht Menschen zu bevormunden.
    Der Staat sollte nicht so tun als könne er Eltern die Verantwortung für die Kinder abnehmen, sondern deutlich machen wie wichtig der familiäre Rückhalt für Kinder ist. Auch wenn das nicht ins politische Konzept passt, weil die Ganztagsbetreuung für alle Altersstufen momentan als Allheilmittel gilt.
    Mir hat meine eigene Erfahrung und die der beiden Väter meiner Kinder gezeigt, dass man das Schicksal seiner Kinder nicht aus der Hand geben sollte.
    Beide sind von der Realschule geflogen und haben erst lange nach ihrer Schulzeit entdeckt, dass Lernen auch Spaß machen kann.
    Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man wiederholen muss und die Schule abbricht und das weder Lehrer noch Eltern das verhindern können.
    Die Erfahrung mit meinen Kindern hat mir noch etwas gezeigt. Nämlich, dass sich im Grunde niemand an einer Schule für die Fähigkeiten der Schüler interessiert.
    Warum auch? Lohngarantie ohne Leistungskontrolle mit Jobgarantie -  dank Schulpflicht.

    schrieb Ellen Gause am

  • #28

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie vehement das deutsche Schulsystem von allen Seiten niedergemäht wird. Ich unterrichte seit mehr als 30 Jahren naturwissenschaftliche Fächer an einem Gymnasium und habe feststellen können, dass die viele Eltern gar nicht in der Lage sind, ihren Kindern naturwissenschaftliche Lerninhalte zu vermitteln, entweder weil sie das Fach selbst nicht gemocht haben oder weil es einen riesigen Lernzuwachs in diesem Bereich gegeben hat. Wer sich da nicht wirklich müht, wird auch nie Erfolg haben, schon gar kein Kind, das je nach Lust und Laune zu Hause bleiben kann.
    Viele unserer Schülerinnen und Schüler erzielen bei Auslandsaufenthalten Spitzenleistungen und schreiben bessere Arbeiten in England und USA in Naturwissenschaften und sogar in Englisch, was sicherlich nichts mit dem schlechten deutschen Schulsytem zu tun haben kann.
    Wie wäre es denn, wenn man die Schulen finanziell besser ausstatten würde und die Klassengrößen auf maximal 20-22 Kinder schrumpft, dann hätten Lehrer halbwegs eine Chance, sich individuell um einzelne Kinder und deren Lernforschritt zu kümmern. Tatsächlich sind die Klassengrößen bei 30-33 Kindern, vom ehemaligen hessischen Kultusminister Holzapfel als Binnen-optimierung bezeichnet und eingeführt. Damit verkommt die Forderung von der individuellen Förderung zu Platitude.
    Teilt man 45 Minuten durch 33 individuell zu Fördernde, bleiben rund 1 Minute und 22 Sekunden pro Kind.
    Das ist nur die Spitze des Eisberges.
    Wir müssen Realitäten entgegen sehen: es ist für einen Lehrer schlicht unmöglich, gegen Smartphones und Facebookprofile, die unter der Bank benutzt und gepflegt werden, anzukämpfen! Solange die zu Fördernden sich über Benutzungsverbote hinwegsetzen und die Eltern ihren nicht geschäftsfähigen Kindern den Besitz und den Umgang damit ermöglichen und auch die Kosten tragen, wird sich nichts ändern. Ich kann nur sagen: dislike.
    Wenn man weiter so das Ansehen der Schule und der Lehrer in Misskredit bringt, will das bald keiner mehr machen wollen, in den naturwissenschaftlichen Fächern tun sich bereits schon beängstigende Lücken auf, vielleicht sind die Eltern näher an der selbst verwalteten Minischule, als ihnen lieb ist.
    Nur wozu brauchen wir dann noch Ganztagskindergärten und Ganztagsschulen? Sollte es etwa Eltern geben, die ihre Kinder und die Verantwortung dafür so früh und umfassend wie möglich in andere Hände geben wollen? Schule muss nicht “bitter schmecken, sonst nützt sie nichts” wie in der Feurerzangenbowle propagiert, aber wer glaubt, dass bis zu 1000 und mehr SchülerInnen pro Schule morgens antreten und für alle Fächer gleichermaßen zu motivieren sind, glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet.

    schrieb Praktiker am

  • #29

    Liebe Diskutierende,
    bei allen Schwächen unseres Bildungs- und Notensystems sind doch zwei Dinge zu beachten:
    1. Unsere Schulen sind ein Massenbildungssystem und verwalten nicht den Mangel an Kindern wie in Finnland.
    2. Das finnische Schulsystem ist der Champion der unteren Zehntausend, nicht der oberen Zehntausend bezogen auf das Leistungsvermögen, die Finnen überholen uns bei der Bildung der Hauptschüler, nicht bei der Bildung der Gymnasiasten. Unbestritten ist es eine Schande, ein Drittel der Hauptschulabgänger als Analphabeten oder funktionale Analphabeten zu entlassen. Das wird aber nicht besser, wenn man gar nicht erst in die Schule geht.
    In einer Gesellschaft wie der unseren ist es auch nicht unerheblich zu lernen, dass nicht alles im Leben Spaß machen muss. Natürlich sollte der Schulbesuch den Kindern Freude bereiten, aber ich kenne fast niemanden, der mit Freude Vokabeln lernt oder irgendwelche Lektüren aus Zeiten liest als die Post noch zu Pferde kam. Und trotzdem gehören Anstrengungen und Hindernisse eben zum Lernen und Leben dazu. Schließlich kann man später in der freien Wirtschaft auch nicht entscheiden, dass einem die heute anliegende Arbeit nicht passt, langweilig wirkt oder ihr Sinn nicht zu erkennen ist.
    Ich finde es nicht erstrebenswert, dass jeder meint die Sinnhaftigkeit des Lehrstoffes beurteilen zu können und danach zu entscheiden, ob das Kind nun am Unterricht teilnimmt oder nicht. Das funktioniert in einem Massensystem einfach nicht. Auch in einem Industriebetrieb diskutiere ich nicht mit allen Arbeitenden, welche Produkte nun hergestellt werden. Es ist ein kleiner Expertenkreis, der solche Entscheidungen trifft, genauso muss man sich das im Schulsystem auch vorstellen (wobei man manchmal Zweifel hat, ob da wirklich Fachleute am Werk sind, oder ob diese Fachleute eben nur aus fachlicher und nicht aus pädagogischer Sicht auf den Lehrstoff blicken). Eine breite Bildungsdiskussion wäre zwar wünschenswert, ist aber nicht praktikabel. Man käme ja nie zu einem Ergebnis. Und selbst wenn man das nur mit der Elternschaft einer Schule veranstalten sollte, wo bliebe dann die Vergleichbarkeit. Abgesehen davonfrage ich mich, wer eigentlich von sich glaubt, dass er die Lehrinhalte von einem Dutzend Schulfächern sinnhaft beurteilen kann. Wer möchte denn die Entscheidung treffen, welche neue wissenschaftliche Entwicklung jetzt noch unterrichtet werden soll und was nicht mehr? Dafür sollte man grundlegend was vom Thema verstehen. Ich jedenfalls traue mir nicht zu, einen Chemiker, einen Biologen, einen Physiker, einen Heizungsbauer, einen Tischler und einen Pfarrer auch nur dahingehend zu beraten, was sie einem Langzeitpraktikanten als Quintessenz ihres Berufes vorstellen sollten.

    Kurz und bündig: Was Frau Gause vorschlägt, würde in einem Minderheitensystem funktionieren, vorausgesetzt, alle Eltern würden derart reflektiert mit ihren Kindern umgehen. Da aber immer mehr erzieherische Aufgaben vom Elternhaus in die Schule verlagert werden, scheint die gesellschaftliche Entwicklung gerade nicht in dese Richtung zu gehen. Warum müssen Grundschulen denn mittlerweile mit ihren Schülern frühstücken und weiterführende Schulen Drogen- und Gewaltprävention betreiben, Ernährungsberatung veranstalten und noch einen ganzen Rattenschwanz von eigentlich schulfremden Aufgaben übernehmen? Nicht weil die Elternhäuser so toll funktionieren. Ohne die Schulpflicht würde ein Teil unserer Schüler gar nicht erst kommen, weil das Lustprinzip der völlig falsche Ansatz für die Schule ist.
    Ja, es gibt sicher Kinder, die unter 30 anderen nicht gut aufgehoben sind. Ja, kleinere Klassen und eine individuellere Förderung der Kinder wäre sinnvoll, aber wir müssen es auch in unserem Massensystem bezahlen wollen. Solange wir mit dem Senegal in den Bildungsausgaben gemessen am Bruttosozialprodukt konkurrieren, ist offensichtlich dazu nicht der Wille da.
    Ja, die Überforderungsphänomene in unserer Gesellschaft sind sicher zum Teil auf den Mangel und zivilem Ungehorsam und Zivilcourage zurückzuführen, aber in einer globalisierten Welt konkurrieren unsere Kinder mit den kleinen Asiaten und die spielen uns zur Zeit nicht mit Individualismus und Kreativität, sondern mit Pflichtbewusstsein und Faktenwissen an die Wand. Daher muss das Leistungsprinzip in der Schule wieder modern werden und es nützt nichts, Leistungen nur dort zu erbringen, wo sie Spaß machen und nur dann zu erscheinen, wenn man Lust dazu hat.

    schrieb Leseratte am

  • #30

    Ich fand den Artikel im ersten Moment sehr interessant. Durch den Kommentar des zweiten(!) Kindes hat sich das aber relativiert. Wie enttäuschend, dass es doch immer zur Grundschule musste, nachdem sich das erste Kind dort schon so gelangweilt hatte. Jetzt hört es sich für mich nur noch nach einer Lobeshymne auf die eigenen tollen Kinder an - was natürlich auch schön ist!
    Mein Vorschlag - falls der Wunsch nach einer abgewandelten Schulpflicht ernst gemeint war: Vielleicht sollten Reformschulen mit jahrgangsübergreifenden Klassen (1-4, 5-7, 8-10, 11-13) einfach stärker angewählt und dadurch ein Interesse am zeitgemäßen und gemeinsamen Lernen/Leben gezeigt werden (Hallo Pisa-Sieger!). Da “verschwendet” niemand seine Zeit und lernt gleichzeitig, dass es außer ihr/ihm und der Familie noch andere Menschen gibt.
    Das ist natürlich riskant für die Eltern, die ihre schnellen schlauen Kinder ungern mit den langsamen dummen Kindern in einem Raum sehen.Vielleicht haben die Kinder aus privilegierten Elternhäusern dann aber sogar die Chance, zu erleben, was es heißt, Verantwortung für sich selbst UND die Gemeinschaft zu übernehmen. Das können Eliteschulen und homeschooling vermutlich nur theoretisch vermitteln.
    Ein wirklich schlaues und tolles Kind kann die Schule hoffentlich nicht aufhalten. Für ein Kind ohne elterliche Unterstützung kann sie die einzige Chance sein. Gerade in Deutschland, wo das Elternhaus (noch) entscheidend über den Schulerfolg ist.

    schrieb Frauke am

  • #31

    lieber michael,

    in schweden gibt es bis zur 6. klasse keine noten und damit bis zu diesem zeitpunkt auch kein problem mit der notengebung.

    leider irrt ottonormallehrer und ottonormalmuttiodervatti, wenn sie meinen, noten hätten ein valides aussagegehalt. das sogenn. deutsch “bildungssystem” produziert keine bildung, sondern einen hohen %-satz an bildungsversager.

    eltern sollten ihre kinder an tagen von klassenarbeiten unbedingt zu hause lassen, falls sie feststellen, ihr kind ist nicht leistungsbereit, da es schlecht geschalfen hat (z.b. vor aufregung), da dieser irrationale notenirrsinn kontraproduktiv ist.

    dazu als ergänzung dieses zitat:
    “Empirische Untersuchungen zeigen, dass Noten weder objektiv noch valide noch reliabel sind, dass sie Urteilsfehler und Messfehler enthalten. Lehrer bewerten falsch, doch das ist nicht ihr persönliches Versagen, sondern dem System der Benotung geschuldet. Niemand kann sich innerhalb dieses Systems anders verhalten.
    ...
    Nach der vierten Klasse der Grundschule gehen die Kinder mit den besten Noten auf die Realschule und
    das Gymnasium. Sie müssten konsequenterweise auch dort hervorragende Noten erhalten, stattdessen
    erfahren sie einen Einbruch in ihren Noten. Es ist unsinnig zu sagen: Am Gymnasium wird auch mehr
    gefordert! Das „Mehr“ muss unterrichtet werden, damit Schüler ihre Leistungsfähigkeit realisieren können.
    Eine Verschiedenheit des Bewertungsmaßstabs zu behaupten, bedeutet, Grad Celsius sei am Nordpol
    etwas anderes als am Äquator.
    14. Auch in den höheren Klassen der Realschule oder des Gymnasiums ist der Notendurchschnitt nicht
    besser, obwohl die schwachen Schüler nach und nach aussortiert werden, zur Wiederholung der Klasse
    oder auf die jeweils niedrigere Schulart. Da nur die Besten übrig bleiben, müsste der Notendurchschnitt
    besser werden und die Gaußsche Kurve müsste sich nach links neigen. Das tut sie aber nicht. Die
    Benotung wird also immer strenger, was einer richtigen Messung der Leistung widerspricht. Das Gleiche
    gilt für so genannte Hochbegabtenklassen. Auch dort setzt sich die Gaußsche Normalverteilung durch, es
    werden also wieder gute, mittlere und schlechte Schüler definiert.
    15. Eine Note beschreibt den Ist-Zustand. Sie hat aber zwei zeitliche Komponenten: den Blick zurück auf den
    Lernfortschritt und den Blick in die Zukunft, auf die Leistungsentwicklung. Der prognostische Wert von
    Noten ist gering. Fast die Hälfte der Übertrittsgutachten der 4. Klassen ist falsch. Der Bildungsbericht
    München 2008 nennt 40 Prozent der Gymnasiasten, also auch die knappe Hälfte, die bis zum Abitur
    verloren gehen.
    16. Mädchen werden besser bewertet als Jungen.”

    (bitte mehr lesen in: Ursula Leppert: Ich hab eine Eins! Und du? Von der Notenlüge zur Praxis einer besseren Lernkultur.)

    schrieb mehrlustundlaune am

  • #32

    @michael
    Nein, so bedauerlich es im nachhinein auch ist, leider musste ich alle Klassenarbeiten mitschreiben und habe in der gesamten Grundschulzeit circa 4-5 Fehltage gehabt die allerdings krankheitsbedingt waren. Hätte ich die Schule geschwänzt wären die Fehltage nicht “nach Lust und Laune” entschuldigt worden, da (aus unverständlich erscheinendem interesse) die Eltern nach einem Grund gefragt hätten :/. Bei der Notenvergabe machte der nicht wirklich ausgelebte “Individualismus” also keine Probleme.
    Nur weil man die Möglichkeit hat zu entscheiden ob man zur schule gehen möchte oder eben nicht bedeutet es nicht automatisch, dass die eltern eine weigerung mit einem kopfnicken hinnehmen und nicht versuchen die ursache dafür zu finden. Den Eltern denen egal ist ob und wann ihre Kinder in die Schule gehen hilft auch keine Schulpflicht, da sie sich sowieso nicht mit ihren kindern auseinander setzen und ihnen den Grund, weshalb schule einigermaßen wichtig ist nicht vermitteln können/wollen. :)
    Gruß, das zweite Kind.

    schrieb Tem am

  • #33

    @ Claus Fischer. Jetzt verstehe ich. Finde allerdings die Handhabung anderer Länder, die annley umreißt, wesentlich fortschrittlicher und konsequenter. Das staatliche Schulwesen verschleudert und verschludert öffentliche Mittel, daß es einen Außenstehenden grausen könnte. Wer je an einer Gesamtkonferenz einer Schule teilgenommen hat, wenn es um die zweckmäßige Verwendung dieser Gelder geht, weiß, wie sorglos die sog. öffentlichen “Töpfe” eingesetzt werden. Nur selten steht die Förderung eines guten Unterrichts dabei zur Debatte. Ein Haufen Verwaltungsamateure sitzt da zusammen, der sorg- und gedankenlos die routinemäßg zugeschusterten Gelder verplempert.

    schrieb Jo P. am

  • #34

    Ich möchte unterstreichen, was Frau Marianne Müller geschrieben hat:

    für die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler ist die Schulpflicht ein Glück und eine Chance.
    Die Alternative wäre, sie müssten im Alter von 14 Jahren oder früher anfangen mit dem Broterwerb. Sie hätten nicht die Möglichkeit sich die Voraussetzungen anzueignen, um in unserer Wissensgesellschaft zurecht zu kommen.

    Die Minderheit, die diese Voraussetzungen schon in der Familie erwirbt, wird immer in der Lage sein, Nischen zu besetzen und sich zu entziehen. Um die muss man sich nicht Sorgen machen.

    Diese Privilegierten haben allerdings auch eine Verpflichtung gegenüber der Mehrheit der Schwächeren: Aus Ländern mit Einheitsschule ist bekannt, dass die Leistungsstarken Schülerinnen und Schüler das Niveau ihrer Gruppe heben - in der Art, dass die Leistungsschwächeren selbst viel stärker werden, als wenn sie unter sich geblieben wären.
    Insofern schadet es dem Gemeinwohl, wenn in der Schule Eliten herausgegriffen und gesondert unterrichtet werden. Soviel noch zum Thema Privatschulen.

    Dass wir in Deutschland immer noch ein dreigliedriges Schulsystem haben, liegt daran, dass die Mächtigen ihre Kinder vor der Konkurrenz der begabten Nichtprivilegierten schützen wollen. Der demographische Wandel wird hier ein Umdenken erzwingen.

    P.S. Die Autorin des Artikels ist möglicherweise (als Mutter?) nicht in der Situation, dass sie sich im Berufsleben behaupten muss. Vielleicht haben ihre Eltern für sie auch gerne Entschuldigungen geschrieben, wenn sie keine Lust auf Schule hatte. Vielleicht hätte sie bei regelmäßigerem Schulbesuch die Grammatik der deutschen Sprache so beherrschen gelernt, dass sie nicht solche Schwierigkeiten hätte mit der Rechtschreibung von das/ dass.

    schrieb gartentor am

  • #35

    Claus Fischer:
    das heißt, Eltern, die gerne eine eigene Schule für ihre Kinder gründen möchten, sollen
    a) mit ihren Steuergelden die staatlichen Schulen finanzieren
    b) die Kosten für die neu gegründete Schule selbst tragen?

    Das handhaben andere Länder aber durchaus anders.
    In den USA haben “Homeschooler” das Recht, die Mittel der staatlichen Schulen zu benutzen, denn schließlich zahlen ihre Eltern Steuern dafür.
    In Kanada und Neuseeland bekommen Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken, finanzielle Unterstützung vom Staat, damit diese Eltern den Bildungsinteressen ihrer KInder nachkommen können.

    schrieb Annley am

  • #36

    Verlogene Entschuldigungen sind keineswegs neu. Neu und “kreativ” ist, sie als eine erzieherische Tugend darzustellen.

    schrieb Max am

  • #37

    @Jo P.
    Ich glaube meine Aussage war vollkommen klar. Wer eine Privatschule möchte, der soll die Kosten auch zu 100 % tragen.
    Die frei werdenden Mittel fließen dann in staatliche Schulen,
    um kleinere Klassen zu bilden.

    schrieb Claus.Fischer am

  • #38

    Ein sehr interessanter Beitrag einer wahrlich hoch entwickelten Persönlichkeit. (Ist er zustande gekommen trotz oder gerade wegen deren problematischer Erfahrungen?)
    Ich sehe hier wirklich ideale Voraussetzungen gegeben für die Entwicklung von Kindern: gebildete und reflektiert handelnde Eltern, die offenbar miteinander einen Erziehungskonsens gefunden haben, ihre Kinder individuell beobachten und fördern und darüber hinaus die gesellschaftlichen Gegebenheiten realistisch betrachten. Die sich geschickt im juristischen Rahmen verhalten können ohne an ihre pädagogischen Grenzen zu geraten. Und Kinder, die offensichtlich sehr begabt und unabhängig von den Reaktionen der Peergroup sind.
    Wahrhaft wünschenswerte Verhältnisse.
    Die Frage ist, wie dies für eine gesellschaftliche Mehrheit, für alle wage ich nicht zu träumen, zu schaffen wäre. Wo wäre der Ansatzpunkt?

    Als Hauptschullehrerin erlebe ich täglich Kinder, für die die Schulpflicht ein Glück und eine Chance darstellt, bei allen diese leider begleitenden und im Beitrag angesprochenen Schwächen. 

    schrieb Marianne Müller am

  • #39

    Kompliment an die Autorin für den selbstverantwortlichen Umgang mit Schule und für die durchweg stringente Begründung, die ich als ehemaliger Lehrer für fast jeden Satz unterschreibe. Ich stimme zu: Nur Graswurzel-Initiative kann die jahrhundertealte Institution Schule allmählich umkrempeln, bestenfalls überflüssig machen. “Angebotsschule” ist das treffende Stichwort, an dem sich Bildungsplaner demnächst orientieren müssen, wenn Eltern sich zu einer konfrontativen Verweigerung und Erneuerung des Bildungssystems formieren. Angesichts der Inflation von Bildungsabschlüssen dürfte das eigentlich nicht schwerfallen. Schule als Garant für den erfolgreichen persönlichen Werdegang hat bald ausgedient.

    schrieb Jo P. am

  • #40

    @ Claus Fischer: Mit Verlaub, Ihr Beitrag ist nicht ganz eindeutig, wie mir scheint. Was ist denn nun besser, staatliche Schule mit 35 Insassen pro Klasse oder Montessori & Co.? Anders gefragt: ist die Besetzung mit 35 Insassen förderlicher für jegliche Form von Unterricht, verglichen mit einer abgespeckten Population?

    schrieb Jo P. am

  • #41

    Meine liebe Schwägerin war auch sehr kreativ, was die Fehlzeiten ihrer Kinder anbelangte. Mittlerweile ist unser Neffe 30 Jahre alt und gerade dabei, das dritte Studium zu verbummeln.
    Nun, er dachte halt, das geht ewig so weiter.

    Mich kotzt es an, dass an einem staatlichen Gymnasium in der 5. Klasse bis zu 35 Schüler sitzen, während auf der anderen Seite sog. Privatschulen mit staatlichen Zuschüssen Kleinstgruppenunterricht betreiben können.
    Ich kann allen Eltern nur raten: Bevor Sie Ihr Kind in eine Montessori- oder Waldorf-Schule oder sonst irgendwohin schicken, reden Sie mit Eltern, die das getan haben. Und zwar nicht direkt nach dem Schulabschluss, sondern nach einigen Jahren. In Deutschland sind die staatlichen Schulen besser als ihr Ruf!

    Gruß
    Claus

    schrieb Claus.Fischer am

  • #42

    Es geht nicht um Willkür und auch nicht darum, keine Leistung zu zeigen.
    Es geht um ein Luftholen von einer Atmosphäre, in der man vor Langeweile stirbt, weil man z.B. gar nicht mehr drangenommen wird im Unterricht, weil “Du ja eh’ alles weißt”, das Kind dann aber eine Fünf im Mündlichen bekommt, “weil er sich nicht beteiligt hat”.
    Ein hochbegabter Schüler sagte mal treffend: Unterricht ist für mich wie im Stau zu stehen ohne Autoradio.

    Die Anmerkung von Michael mit der Notengebung ist darüberhinaus aber im Grunde genau Teil des strukturellen Problems, in dem “Leistung” nur “schematisiert” “erarbeitet” und festgestellt wird.
    Mein Sohn hat im 4. Schuljahr einmal statt eines neunten Lückentextes, den auszufüllen er nicht mehr ertragen konnte, einen ganzen Aufsatz mit den entsprechenden Worten geschrieben. Er bekam dafür eine schlechte Note, weil so etwas nicht verlangt und nicht erwünscht war. Dass die eigentliche Leistung des Kindes weit weit über alles Lückentextfüllen hinausging, interessierte niemanden.
    Das alles ist das Gegenteil von Individualisierung des Unterrichts.
    Solange das so ist und bleibt, muss man halt sehen, was man seinen Kindern zumuten kann.

    schrieb speybridge am

  • #43

    Und wenn dann am dem Tag eine Klassenarbeit angesetzt war, dann wurde auch nach Belieben und Lust und Laune von elterlicher Seite aus entschuldigt oder wie darf man sich das vorstellen?
    Haben die Eltern eine Idee davon, was ihr “Individualismus” für Probleme bei der Notenerstellung bedeuten kann?

    schrieb Michael am

  • #44

    Ein schöner Beitrag.
    Ich bin auch für die Abschaffung der Schulpflicht. Und dass es mehr Wettbewerb auf dem „Schulmarkt“ gibt, sprich, dass es einfacher ist, neben den staatlichen Schulen andere Schulen in Eigeninitiative zu gründen.
    Ich halte es auch für sehr begrüßenswert, die Schule als Angebot, nicht als Pflicht zu verstehen. Was übrigens in allen europäischen Ländern außer Deutschland und Schweden so ist.
    Auch finnische Eltern (Finnland, der Pisasieger) verstehen Schule als staatliches Angebot, nicht als Zwang, ihre Kinder dort abliefern zu müssen.
    In all diesen Ländern, ebenso in den USA, Kanada, Neuseeland, Australien gibt es eine Bildungspflicht, keine Schulpflicht: Kindern muss der Zugang zu Bildung ermöglicht werden, aber sie müssen sich nicht zwanghaft in einem Schulgebäude aufhalten.
    So können Kinder auch einfach zu Hause lernen. Für manche Kinder ist es nämlich einfach nichts, mit dreißig anderen in einem Raum zu sitzen und das durchzunehmen, was sie gerade gar nicht interessiert. Sie können besser selbstbestimmt und in Eigenregie lernen. Und auch besser allein, oder nur mit drei oder vier anderen Kindern zusammen.
    Würde die Schulpflicht aufgehoben, könnten sich Eltern zum Beispiel zusammenschließen und Kleinstschulen gründen.
    Diese Art des vom Kind ausgehenden Lernens ist in anderen Ländern erforscht und bewährt.
    Schule ist beileibe nicht der einzige Ort, in dem man lesen, schreiben, rechnen lernen kann.
    Ich halte es für sehr sinnvoll, wenn Eltern die Möglichkeit haben, die Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder zu übernehmen. Gibt man sie nämlich an die Schule ab, wiegt man sich in einer Scheinsicherheit, hofft, am Ende komme wirklich das dabei heraus, was die Schule verspricht, aber schon die hohen Analphabetismuszahlen (trotz rigider Schulpflicht) zeigen, dass dieser Glaube, der Staat werde es schon richten, trügt.
    In Zeiten, in denen sogar von einer Kitapflicht die Rede ist, wird es Zeit, dass Eltern wieder Verantwortung übernehmen und sich zutrauen, die Bildungsbedürfnisse ihrer Kinder richtig einzuschätzen und adäquat zu erfüllen.

    schrieb Annley am

  • #45

    Ellen Gause klingt in dem, was sie schreibt, sehr realistisch, reflektiert, alltagstauglich und nah an ihren Kindern! Bei diesen scheint es sich allerdings, nach dem zu urteilen, was sie schildert, um zumindest sehr begabte Schüler zu handeln. Da muss man kreativ werden als Eltern. Ich denke allerdings, man kann nicht mit allen Kindern so vorgehen wie Frau Gause: Nicht alle Eltern sind dazu verantwortungsbewusst in der Lage, und nicht alle Kinder können damit vernünftig umgehen.
    Die Vorgehensweise von Frau Gause scheint mir bei den gegebenen Bedingungen in den meisten Schulen - zumindest für die (Hoch-)Begabten - eine Art von Notwehr zu sein, die - vernünftig gehandhabt - auch durchaus pädagogischen Wert für die Kinder hat: Sie verhindert, dass sie in einem Unterricht untergehen, der für sie sinnlos ist und in dem sie nicht oder kaum einmal unterstützt bzw. überhaupt wahrgenommen werden und stärkt sie darin, sich selbst wahrzunehmen und zu lernen, selbständig zu handeln und zu entscheiden.
    In den 90ern habe ich Ähnliches - nicht ganz so konsequent - mit meinem Sohn praktiziert und bin damit gut gefahren. Mein Sohn hatte eh’ immer gute Noten: Warum sollte ich ihn ständig, wenn er unglücklich war, einer Situation aussetzen, in der er z.B. monatelang Bruchrechnen üben sollte, das er nach einer kurzen, zehnminütigen Erklärung bereits verstanden hatte und umsetzen konnte?
    Immer dann, wenn mein Sohn die Langeweile nicht mehr ertragen konnte, habe ich ihm den Schulbesuch freigestellt. Dabei habe ich mit ihm jedoch noch eine weitere Unterscheidung geübt, die mir wichtig war und die so aus Frau Gauses Schilderung nicht hervorgeht: Nicht dem eigenen Gefühl quasi “blind” zu folgen, sondern auch bei sich selbst unterscheiden zu lernen, ob das vorherrschende Gefühl nur ein reines oberflächliches “Null-Bock” oder Willkür oder aber von ernsterer, tiefergehenderer, existentiellerer Natur war.
    Dies alles trug sehr zur Persönlichkeitsbildung und gelungener Identitätsfindung bei und hatte größeren pädagogischen Effekt auf meinen Sohn als ein mechanischer Schulbesuch. Mein Sohn ist übrigens heute Doppeldiplomer und Dr. - und vor allem ein reflektierter, kommunikationsfähiger, reifer Mensch!

    schrieb speybridge am

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