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Umfrage

Lehrer-Image wird immer besser 25.09.2008, 02:31

Eine aktuelle Infratest-Umfrage im Auftrag der ZEIT bringt es ans Licht: Das Bild der Öffentlichkeit von LehrerInnen hat sich in den letzten Jahren drastisch verbessert. Das ist eine Nebenwirkung international vergleichender Studien wie PISA oder den OECD-Bildungsreporten, die zeigen: LehrerInnen sind nicht die Täter, sondern die Opfer.

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  • (geändert: )

Phase 1: Tiefpunkt des Lehrer-Images in den 90ern

Schröder in einer Schülerzeitung über die Lehrer: “Ihr wißt doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.”

Zeit online 26/1995: Faule Säcke?

Diese geflügelten Worte des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder markieren eine Ära: Die Lehrer/in in den 90ern - “ein zählebiges Vorurteil, fernab der realen pädagogischen Vielfalt.” (ebd.). Im Jahr 1999 führte die Universität München eine repräsentative Umfrage in bayerischen Haushalten durch und kam zu lehrerunfreundlichen Ergebnissen: Der Beruf der LehrerIn sei dabei, “in der Öffentlichkeit seine ehemalige Funktion als hoch geschätztes Leitbild zu verlieren”; nur 40% der Befragten waren mit dem beruflichen Engagement der LehrerInnen zufrieden, und “75 Prozent der Aussagen über Schule und Lehrkräfte in der Boulevard-und Tagespresse [nehmen] eine eher kritische Haltung” ein (EZ - Die Elternzeitschrift des Bayerischen Kultusministeriums Nr. 2/01 (pdf), S. 8).

Phase 2: Nach PISA

Der dbb (Deutsche Beamtenbund) hat 2007 die Ergebnisse einer forsa-Umfrage veröffentlicht, in der sich zwar zeigt, dass Beamte grundsätzlich ein ziemlich schlechtes Image haben, Lehrer/innen jedoch hinsichtlich ihres “Ansehens” auf Platz 6 rangieren, direkt nach (1) Feuerwehrmann, (2) Arzt, (3) Krankenpfleger, (4) Polizist, (5) Richter und (ebenfalls 6) Müllmann. Am Ende der Skala rangieren Telekom-Mitarbeiter und Versicherungsvertreter (Datenreport als PDF).

Und nun das: Infratest dimap führte im September 2008 im Auftrag der Zeit eine Umfrage über die Lehrer/innen durch. Und siehe da - zwei Drittel der Befragten fanden, dass Lehrer/innen "gute" oder "sehr gute" Arbeit leisten, nur ein Viertel bemängelte "weniger gute" oder "schlechte" Leistungen. Statt auf die Lehrer/innen ist man jetzt auf ihre Bosse, die Kultusverwaltung, sauer:

Große Unzufriedenheit herrscht in der Bevölkerung aber über die pädagogische Ausbildung der Lehrer. 63 Prozent sind der Meinung, sie entspreche nicht den Anforderungen. Nur 26 Prozent halten sie für ausreichend.

Zeit online 24.09.2008: Deutsche stellen Lehrer ein gutes Zeugnis aus

In einem Zeitraum von knapp 10 Jahren hat sich das Lehrerbild der Öffentlichkeit also deutlich gewandelt:

Diagramm: Entwicklung des Lehrer-Images von 1999 bis 2008

Ursachen: Lehrer/innen werden als Opfer wahrgenommen

Die Medien haben erkannt, dass man durch Lehrerschelte eher den Sack als den Esel trifft und berichten über den Esel (Politik) und den Karren (Schüler-Klientel). Deshalb nimmt die Öffentlichkeit heute Lehrer/innen wahr als Opfer:

  1. Die Bildungspolitik versagt am laufenden Band: zu wenig Geld (OECD: Bildung auf einen Blick), zu unprofessionelle Konzepte (PISA).
  2. Die Schüler/innen sind geprägt von TV-Gewalt-Youtube-iPod-Firlefanz und teilweise kaum beschulbar (Rütli-Exzess).

Verstärkt wird der Eindruck durch zahlreiche Berichte über den Gesundheitsstatus von Lehrer/innen. Selbst die BILD beschäftigt sich damit und befragt einen "Mediziner", ob man einen so anstrengenden Beruf wie den des Lehrers als ältere Person überhaupt noch "verkraften" könne:

Dr. Fritz: „Viele meiner Patienten sind ältere Lehrer. Sie leiden unter zu vielfältiger Anspannung, fühlen sich seelisch überfordert, bekommen davon körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Migräne. [...] Einer starb mit 45 Jahren an Lungenkrebs – er weigerte sich, sich in Behandlung zu begeben, bevor sein Kurs durchs Abi war – da war es zu spät!

Bild.de 28.08.2008: So leiden Lehrer im Alter

Auch seriöse Studien zeigen ein ähnliches Bild (z.B. Schaarschmidts Potsdamer Lehrerstudie). Lehrer/innen sind nicht mehr vorsätzlich faul, braungebrannt und ignorant, sondern abgewrackte Gesellschaftsopfer, deren Engagement dem Kampf Don Quijotes gegen die Windmühlen gleicht: idealistisch - aber sinnlos.

Somit ist der Neid auf den lockeren Job dem Mitleid gewichen. Darauf eine Ginkgo-Kapsel.

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Kommentare

9

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  • #1

    Gerade im Focus gefunden:

    “Aber warum finden so wenige junge Migranten ihre berufliche Herausforderung im Klassenzimmer? „Das Problem ist stark mit dem Berufsbild ´Lehrer´ in der deutschen Gesellschaft verbunden“, sagt Lezius. Der Ruf des Lehrerberufs sei hierzulande so schlecht, dass sich junge Migranten bei der Studienwahl lieber für prestigeträchtigere Berufszweige wie etwa Anwalt oder Arzt entscheiden. „Wir erleben es häufig, dass Eltern ihre Kinder bitten: Jetzt hast du schon Abitur gemacht, jetzt studiere auch etwas Richtiges.“”

    http://www.focus.de/schule/schule/unterricht/integration/tid-9954/integration-multikulti-lehrer-sind-gefragt_aid_301571.html

    Unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund sehen das alles halt ganz pragmatisch.

    schrieb Mister M. am

  • #2

    Eine andere aktuelle Umfrage zeichnet ein anderes Bild:

    Ärzte sind fast sechsmal so angesehen wie Gymnasiallehrer (78% zu 14% der Bevölkerung).
    Selbst Rechtsanwälte sind doppelt so hoch angesehen (27% zu 14%).
    Grundschullehrer und Uni-Professoren schneiden allerdings deutlich besser ab.

    Quelle: Repräsentative Umfrage des Allensbacher Instituts für Demoskopie
    http://portal.gmx.net/de/themen/beruf/bildergalerie/6355166,cc=000000055900063551661BpwcI.html

    schrieb Mister M. am

  • #3

    @dodo: Danke für die Darstellung zu Finnland. Genau das meinte ich.

    @Bildungswirt: “Auf den Lehrer, seine professionelle Handlungskompetenz, kommt es im Unterricht entscheidend an. 30 - 50% der Steigerung von Schülerlernleistungen lassen sich auf den Lehrer zurückführen.”
    Das ist es. Da hilft keine Ausbildungsordnung, sondern es geht darum, ob er die Schüler erreicht oder nicht. Je größer die externen Probleme der Schüler im Durchschnitt sind, desto mehr ist die Persönlichkeit des Lehrers gefordert, und die hat sich weitestgehend schon ausgeprägt, bevor er an die Universität kommt.
    Da wir nicht 100 Prozent Spitzenpädagogen haben, brauchen wir Unterstützungssysteme.

    schrieb Fontanefan am

  • #4

    @Fontanefan. Wir sollten in der Diskussion unterscheiden zwischen schulinternen und schulexternen Problemstellungen.“Familienprobleme”, wie du das nennst (oder allg. Sozialisation, Habitusprägung), kann die Schule nicht beeinflussen, höchstens in Form von Ganztagsschulen die Defizite etwas mildern. Schule und Lehrer sind manchmal strukturell überfordert; dann hilft auch die beste Didaktik nichts mehr.Da stimme ich selbstverständlich zu. Trotzdem bleibt es ein Faktum: Auf den Lehrer, seine professionelle Handlungskompetenz, kommt es im Unterricht entscheidend an. 30 - 50% der Steigerung von Schülerlernleistungen lassen sich auf den Lehrer zurückführen; dies wird in der Bildungsforschung nicht mehr bestritten.
    Von “Modularisierung” hatte ich nicht gesprochen. An der Uni wird dazu der Bogen derzeit überspannt. Man verliert sich in Klein-klein und verkennt daher den Kern der Vorbereitung: Aufbau von differenzierter Unterrichtskompetenz.In meinem neuen Buch: “Lob der pädagogisch-gastronomischen Vernunft. Alle reden von Schule- was ist zu tun?” habe ich die komplexe Schulmisere näher analysiert und zahlreiche praktische Vorschläge zur Lösung unterbreitet. Dazu gehören auch “Bildungsstandards für Lehrer”, “Neue Lernkulturen und einsichtige Aufgabentypen” und selbstverständlich ein kritisches Verhältnis zur Macht und zu bürokratischen Behinderungen: “Ministerialbürokratie und Ständige Kultusministerkonferenz”.
    Freundliche Grüße vom Bildungswirt

    schrieb Bildungswirt am

  • #5

    @Fontanefan
    Es geht hier doch nicht um ein Zitat, dessen Ursprung analysiert werden soll, (die Originalquelle von Goebbels ist übrigens nie gefunden worden…. dies sagt einer, der Geschichte lehrt und sicher keine braune Vergangenheit hat!). Dieses Zitat findet man heute in vielen Publikationen wieder. Es geht mir in meinem Kommentar vielmehr um die Tatsache, dass Statistiken heute sehr oft zur Fälschung eines Sachverhaltes missbraucht werden. Das ist leider eine häufig beweisbare Tatsache!
    Außerdem kann ich den Vergleich mit Finnland nicht mehr hören, denn hier sind andere Voraussetzungen gegeben als wir sie bei uns vorfinden( fast keine Migrationskinder, Kinder werden erst eingeschult, wenn sie Finnisch oder Schwedisch sprechen können, Klassen mit max. 15-18 Schüler, Psychologe, Krankenschwester etc. an jeder Schule und…. )Es ist fast wie mit dem Spinat und dem hohen Eisengehalt… Ein einmal gesagte Aussage hält sich lange und man braucht sie nicht mehr zu überprüfen….!

    schrieb dodo am

  • #6

    @Mister M.: “Neid muss man sich verdienen” stimmt nicht. Lehrer wurden lange um ihre Ferien beneidet, aber nicht weil man glaubte, sie hätten sie verdient.
    @dodo: “Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!” stammt von Goebbels, der es Churchill in den Mund gelegt hat. - Ein fragwürdiges Zitat.
    @Bildungswirt: Dass die Ausbildung durch Modularisierung verbessert wird, wird von Ausbildern und LIVs bezweifelt. Vor allem aber: Was nützt die psychologische Ausbildung, wenn man nur mit Gruppen um 30 Schülern arbeiten kann?
    Die meisten Probleme, die die Pschologin der Elternberatungsstelle an unserer Schule zu bearbeiten hatte, waren Familienprobleme, die nur mit Einzel- und Familientherapie anzugehen waren. Das kann ein Lehrer auch mit der besten Ausbildung nicht übernehmen. Die Ausbildung hilft ihm nur, die Fälle früher zu erkennen und die Schuld nicht den Schülern in die Schue zu schieben. Dann aber muss ein Ansprechpartner da sein, der an dem Fall weiterarbeiten kann. Das gibt es in Finnland, in Deutschland viel zu selten.

    schrieb Fontanefan am

  • #7

    Ich bin skeptisch, was den Artikel in der Zeit angeht. Medien haben eine ungeheuere Macht, jemanden zu stürzen oder in den Himmel zu heben. Mein Fazit: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!

    schrieb dodo am

  • #8

    Ein positiveres Lehrerbild / Image tut allen gut, ein anspruchsvoller und anstrengender Beruf, der Spitzenkräfte als Nachwuchs braucht.300000 Lehrerinnen und Lehrer gehen in den nächsten 8-10 Jahren in Pension, gerade deshalb muss sich die Lehrerausbildung besonders ins Zeug legen und auf dem neuesten pädagogisch-didaktischen Stand sein. Die Universitäten haben hier einen enormen Nachhol- und Entwicklungsbedarf.
    Freundliche Grüße vom Bildungswirt

    schrieb Bildungswirt am

  • #9

    Ich bin immer sehr skeptisch gegenüber solchen Umfragen zum Ansehen von Berufen, denn es werden eigentlich immer sehr wenige Berufe abgefragt. Würde man die Liste um Berufe wie “Fluggerätemechaniker”, “Investmentbanker”, “Hörgeräteakustiker”, “Mechatroniker”, “Wasserbauingenieur”, “IT-Systemelektroniker”, usw. erweitern, dann würde sicherlich eine andere Reihenfolge herauskommen: Je abstrakter ein Beruf für den Durchschnittsbürger ist, desto weniger kritisierbar ist er.

    Und ob die dargestellte Tendenz im Ansehen wirklich positiv ist, muss man sich auch fragen, denn:
    “Neid muss man sich verdienen, Mitleid bekommt man umsonst.”

    schrieb Mister M. am

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