Industrielle Revolution
Arbeitsbedingungen während der Industrialisierung - Arbeitsblatt 30.03.2017, 17:37
Die Arbeitsbedingungen zur Zeit der Industrialisierung werden auf diesem Arbeitsblatt in zwei Quellen veranschaulicht. Außerdem zwei Bilder aus großen, unsympathischen Produktionshallen. Niveau Sekundarstufe I/II.
Dieses Arbeitsblatt ist Teil einer Sammlung von Unterrichtsmaterialien (Tafelbilder, Lehrprobe) zur Industrialisierung/Industriellen Revolution.
Das Arbeitsblatt beinhaltet die unten angegebenen Texte. Es handelt sich um Berichte zu den Arbeitsbedingungen in einer Spinnereien um die Wende des 19./20. Jahrhunderts.
Im Geschichtsunterricht können diese Texte einfach nur der Veranschaulichung dienen; sinnvoll ist es ebenso, die beiden Texte arbeitsteilig lesen zu lassen (jede Hälfte der Klasse einen) und vergleichen zu lassen. Die frühe Vegreisung des Vaters im zweiten Text ist ein Beispiel für die Folgen der im ersten Text geschilderten Arbeitsbedingungen, ergänzt um die unmenschlichen Arbeitszeiten, insofern können die Texte auch hintereinander gelesen werden (Text 1: Ursachen, Text 2: Folgen).
Download: Arbeitsblatt »Arbeitsbedingungen während der Industrialisierung«
Inhalt des Arbeitsblattes: Arbeitsbedingungen im Zeitalter der Industrialisierung
Der österreichische Arbeiterjournalist Max Winter schildert seinen Besuch in einer Flachsspinnerei, 1899:
Im Maschinenraum … beginnt unser Rundgang. Eine 400pferdekräftige Dynamo, ein Maschinenkoloß, geht hier in majestätischer Ruhe seinen Gang. Sie und drei … Turbinen, die je 100 Pferdekräfte repräsentiren, treiben die 8000 Spindeln in den fünf bis sechs Sälen … Wie der Flachs vom Bauer kommt, so wandert er büschelweise in eine Maschine die unter furchtbarer Staubentwicklung die erste Rechung selbstthätig besorgt. Als wir, aus der frischen Luft kommend, in den Saal traten, verschlug es mir den Athem und Hustenreiz stellte sich ein, so dick ist die Luft in diesem Saale mit den unendlich feinen Stäubchen erfüllt. Wenn man eintritt, ist es, als ob der Saal von dichtem Nebel erfüllt wäre. …
Schon im ersten Saale erscheint alles Grau in Grau. Der Fußboden, die wagrechten Maschinenflächen und die Menschen haben eine Farbe. Alles ist mit einer dicken Staubkruste überdeckt. …
Ein Genosse, der an der Straße wohnt und alle Arbeiter kennt, sagte mir: »Wenn ein Dienstbote vom Land frisch und gesund in die Fabrik kommt, in vierzehn Tagen merkt man den Unterschied. Es geht rapid abwärts mit dem Menschen.«
Ein anderer Bericht:
Mein Vater war Spinnmeister … er hat bis Anfang der 50er Jahre jeden Tag, den Gott werden ließ, vierzehn, 15, 16 Stunden bei der Arbeit stehen müssen: 14 Stunden, von morgens 5 bis abends 7, bei normalem Geschäftsgang; 16 Stunden, von morgens 4 bis abends 8 Uhr, bei gutem Geschäftsgang - und zwar ohne jede Unterbrechung, selbst ohne Mittagspause. Ich selbst habe als Junge zwischen 5 und 9 Jahren jeden Tag abwechselnd mit meiner … Schwester … meinem Vater das Mittagessen gebracht. Und ich habe dabeigestanden, wenn mein Vater sein Mittagessen, an eine Maschine gelehnt oder auf eine Kiste gekauert, aus dem Henkeltopf mit aller Hast verzehrte, um mir dann den Topf geleert zurückzugeben und sofort wieder an seine Arbeit zu gehen. Mein Vater war ein Mann von Hünengestalt, einen halben Kopf größer als ich, von unerschöpflicher Robustheit, aber mit 48 Jahren in Haltung und Aussehen ein Greis; seine weniger robusten Kollegen waren aber mit 38 Jahren Greise.
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Bild: National Library of Ireland: Ewart's Linen Factory, ca. 1897 / Public Domain
Bild: Leipziger Illustrierte Zeitung 01.01.1849 (?) - Fabrikhalle im Jahr 1849 / Public Domain