norberto42
Durchlauferhitzer: Über das Trinken im Unterricht 20.11.2007, 09:24
norberto42, bekannt für seine fachlich kompetente, scharfsinnige Schreibe, wettert auf atemberaubende Weise gegen das Trinken im Unterricht. Dabei ist sein Text nicht wörtlich zu verstehen.
Manche Lehrer meinen, es sei gesund und fördere das Denken, wenn man zu jeder Tages- und Nachtzeit „bei Bedürfnis“ Wasser trinke; [...] sie ermuntern auch die Schüler, gesund zu leben und ständig etwas zu trinken. Zwar gehört es zu einer erwachsenen, also halbwegs kontrollierten Lebensführung, dass man seine Bedürfnisse nicht sofort erfüllen muss und ihre Befriedigung „plant“ oder regelt; aber wenn genügend Kollegen dies nicht einfordern, ist es erst recht für Schüler schwer, den Sinn einer geregelten Lebensführung einzusehen und in den Pausen zum WC zu gehen, auch wenn der Druck auf der Blase noch nicht unerträglich ist.
Nun ist im Unterricht aber Konzentration erforderlich, und ständig etwas anderes zu tun (trinken, essen, zum Klo rennen, Bleistift spitzen, quatschen) steht der Konzentration entgegen. Zu Deutsch, die Wassertrinker regen mich auf, weil aus der beständigen Wasserzufuhr natürlich das Bedürfnis entsteht, den Körper wieder zu entwässern, also pippen zu gehen, und zwar während des Unterrichts - „ich muss aber mal“. - Vielleicht könnte man seine Energie im Arbeiten statt im Wassererhitzen verbrauchen?
[...]
Wenn die Theorie von der Notwendigkeit sofortiger Bedürfnisbefriedigung weiter um sich greift, müssen wir in ein paar Jahren nicht nur Schlafzimmer, sondern auch noch Onanierstübchen in den Schulen der Sekundarstufe einrichten.
Wir kennen norberto42 zu gut als außerordentlich professionelle Lehrkraft, als dass wir diesen Artikel wörtlich verstehen könnten - denn dass ausgedörrte SchülerInnen schlechter lernen, ist unbestritten. Gelangweilte JournalistInnen, MedizinerInnen und PolitikerInnen käuen diese Weisheit wieder und wieder wieder.
Was also ist mit diesem Text gemeint? Beim Erörtern dieser schwierigen Frage erhitzt sich unser Gehirn - allerdings OHNE das wässrige Resultat. Denn: Wenn man nichts reintut, kommt nichts raus außer sinnloser Hitze. Es geht also offensichtlich nicht um das Trinken, sondern um das Austreten.
Formulieren wir als Trinkregel für den Unterricht: Sollen sie wie die Kühe saufen - solange das nicht in eine viehische Rennerei aufs Klos ausartet.