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Lehrer-Alltag

Ein Tag im Leben eines Lehrers 17.03.2008, 16:48

Lehrerschreibtisch mit Unterlagen
Bild: johannesbayer0/pixabay [CC0 (Public Domain)]

Im Lehrer-Blog »Die Anstalt« findet sich ein realitätsgetreuer Tagesablauf eines Lehrers, der uns zeigt, womit Lehrer/innen zu kämpfen haben: schlechtes Image, tonnenweise Heimarbeit, sinnlose Energieverschwendung.

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  • (geändert: )

Zugegeben: Der Artikel Die Geschundenen von "Jürgen" beschreibt natürlich einen wahrhaften Horrortag. Selbst im LehrerInnenleben gibt es nettere Tage. Aber auch schlimmere. Wahrscheinlich ist es alles vor allem eine Frage der Sichtweise ...

Besonders interessant ist an diesem Artikel, dass er elementare Grundprobleme des LehrerInnendaseins prosaisch wiedergibt.

Lehrer-Problem 1: Image in der Öffentlichkeit

LehrerInnen haben in der Öffentlichkeit ein ganz mieses Image, zum Großteil geboren aus dem Neid der rabotenden Bevölkerung (viele Ferien! freie Zeiteinteilung!). Wer es nicht glaubt, konsumiere diese Beispiele aus Politik und Medien. So auch Jürgen:

Im Bus werde ich sogleich von einem Schüler lautstark mit meinem Namen begrüßt. Der ganze Bus weiß nun, dass ich ein Lehrer bin. Ich spüre feindselige, verächtliche Blicke.
[... Kurz darauf in der Klasse:]
Man fragt mich vorwurfsvoll, weshalb ich die Klassenarbeit noch nicht korrigiert habe. Meine Erklärungen werden als billige Ausreden eines Faulenzers abgetan.

Die Anstalt 16.03.2008: Die Geschundenen

Wie kann man so seinen Beruf lieben?

Lehrer-Problem 2: Vermischung von Freizeit und Arbeit

Eine LehrerIn hat zuhause unzählige Bücher, Ordner und sonstige Arbeitsmaterialien rumstehen (Fotobeweise). Mal arbeitet er nachts, mal mittags - und weiß nicht, ob er gerad Feierabend hat oder nicht:

Auch heute Nacht wird es mindestens zwei Uhr. Immer gibt es etwas zu arbeiten. Nie kann in Freizeit und Arbeitszeit getrennt werden. Ein permanent schlechtes Gewissen ist die Folge.

Die Anstalt 16.03.2008: Die Geschundenen

Jeder Film, den man im Kino anschaue, fährt Jürgen deprimiert fort, wird einem versaut durch die permanent im Hinterkopf sitzenden Fragen: Warum ist man nicht zuhause geblieben und hat Klassenarbeiten korrigiert, Unterricht vorbereitet oder Elterngespräche geführt?

Das ist auch der Grund, warum die LehrerInnen so erbost darüber sind, dass sie ihr Arbeitszimmer nicht mehr absetzen können. Es geht dabei wahrscheinlich nur den wenigsten ums Geld.

Lehrer-Problem 3: So viel sinnlose, stressige Arbeit

Eigentlich sind PädagogInnen dazu berufen, die kleinen Pflänzlein zu hegen und zu hätscheln, hier ein Blättchen abzuzupfen, dort eine schöne Blüte ermunternd zu küssen - und tatsächlich harkt man dann doch den ganzen Tag Unkraut und bleibt an den Dornen der widerspenstigen Pflänzchen hängen, während der Schrebergartennachbar einem das Ohr abkaut:

Die Stunde in der Mittelstufe beginnt wie üblich mit disziplinarischen Ermahnungen: Hinsetzen, ruhig sein, die Sachen auspacken. [...] Kontrolle der Hausaufgaben, die wie üblich aus Marginalien bestehen. Wortfetzen, von Mitschülern abgeschriebene Versatzstücke geistiger Arbeit. Nur zwei Schülerinnen warten mit ausführlichen Texten auf. [...]
Am späten Mittag die Konferenz. Der Direktor [...] verheddert sich in Formalien, die niemanden interessieren. Ältere, abgebrühte Kollegen korrigieren derweil fleißig Tests [...] Andere dösen vor sich hin [...] . Nach quälenden drei Stunden wird das Kollegium erlöst und fragt sich, warum geballte Arbeitskraft in dieser Größenordnung soeben vernichtet wurde.

Die Anstalt 16.03.2008: Die Geschundenen

Treffender kann man es wirklich nicht ausdrücken.

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Kommentare

11

Zum Artikel "Ein Tag im Leben eines Lehrers".

  • #1

    @nessie - ich würde Mister M zustimmen, würde aber ergänzen: frag auch mal nach, ob Du mal 1-2 Tage bei einem Lehrer auch die Vorbereitungszeit zu Hause mitmachen darfst - vielleicht am Ende der Praktikumszeit mal einen fragen, der kompetent und selbstbewusst genug scheint, das anzubieten. Dadurch erhältst Du sicher wertvolle Einblicke in die Anforderungen für die selbt organisierte Arbeit zu Hause.

    schrieb Andreas Kalt am

  • #2

    @nessie:

    Mein Tipp:

    Mach ein (unbezahltes) Praktikum in einer Schule! Damit meine ich nicht diese Uni-Praktika, die vorgeschrieben sind, sondern ein Selbstorganisiertes. Wenn du suchst, wirst du bestimmt eine Schule finden, die dazu bereit ist. Und ruhig auch in einer “typischen” Schule deiner bevorzugten Schulform, d.h., wenn du z.B. ein Großstadtmensch bist, dann nimm auch eine Schule in einer Großstadt, ruhig Problemstadtteil. Dann wirst du schnell merken, ob das etwas für dich ist oder nicht. Wichtig: Mach es dir nicht zu bequem oder zu leicht. Als Praktikantin hast du sowieso “Schonfrist”. So kannst du erkennen, ob du für den Beruf geeignet bist oder nicht. Und: Du solltest für 1-2 Wochen den “vollen” Berufsalltag mitmachen, evt. unter Anleitung auch die eine oder andere Stunde halten. 1-2 Stunden am Tag “Anwesenheit” bringen nichts, da sie keinen echten Eindruck vermittelt.

    Viel Erfolg!

    schrieb Mister M. am

  • #3

    hey Lehrerfreunde,

    ich überlege schon länger, ob ich nicht vielleicht Lehrer werden könnte. Ich finde Schule an sich phantastisch und kann mir nichts Schöneres (zumindest was das Berufliche angeht) vorstellen, ich finde es traurig sie verlassen zu müssen.
    Allerdings muss ich mir dabei auch eingestehen, dass ich Schule nur von der Schülerseite her kenne und dass das als Lehrer noch mal etwas ganz anderes ist.
    Ich bin mir durchaus bewusst, dass es ein Knochenjob ist (zumindest psychisch). Ich versuche alles realistisch zu sehen und stelle es mir recht negativ vor:
    Viele Lehrer leiden, soweit ich gehört habe, an “psychischen Krankheiten” (ist wahrscheinlich zu stark ausgedrückt).
    Der ganze Stress macht das Leben als Lehrer auch nicht grad zum Hit.
    Selbst wenn man seinen Job gut macht, sind Schüler nicht zufrieden, geschweige denn, dass irgendjemand mal dankbar für die ganze Arbeit, die man sich macht, wäre.
    Die ganzen Probleme nimmt man mit nach Hause, genauso wie wahrscheinlich die meiste Arbeit; Vorbereiten, Korrigieren, organisieren, usw.
    Schüler sind grundsätzlich nur auf Spaß aus, und es gibt in einer Klasse immer einen, der den Lehrer bloßstellen will.
    Nicht zu vergessen die Eltern, die dem Lehrer Unfähigkeit vorwerfen!

    Ist es wirklich so schlimm? -oder bin ich zu pessimistisch?

    Falls ich Lehrer werden würde, dann würde ich Mathe und Physik studieren.. Ist es falsch, diese Fächer mehr zu mögen, als das Unterrichten selbst?
    Ich will nicht Lehrer werden, weil ich sonst nichts finden kann, was ich mit diesen Fächern anfangen will, das kommt mir falsch vor. Aber ist das wirklich so schlimm?

    Ich weiß es nicht, was würden Sie mir darauf antworten?

    schrieb nessie am

  • #4

    Um Gottes Willen!!

    Liebe Melanie, lass doch erst einmal Dein
    Geschreibsel von einer kompetenten Kollegin
    korrigieren, bevor Du den Text veröffentlichst.

    schrieb Schrat am

  • #5

    Das ewige jammern einiger Kolleginnen ist zwar berechtgt aber keineswegs für unsere Arbeit mit den Kindern hilfreich. Hauptprobleme sind meiner Meinung, die Anzahl der Stunden, denn 28 Stunden, und die zunehmenden Aufgaben nach dem Unterricht, alle aufzuzählen wäre zeitraubend, sowie der unüberschaubare Verwaltungskram, ständig neue Verordnungen und Formulare,Beständigkeit gibt es nicht, zum Glück aber, Lehrer die gern Lehrer sind
    Danke für den Buchtipp vom ” Lehrerfreund”

    schrieb Melanie am

  • #6

    Warum müssen Lehrer eigentlich immer so viel jammern? Weil man es von ihnen erwartet und weil sie es scheinbar gerne haben, dass man sie bedauert!? Dabei ist es doch der tollste Job der Welt. Ich fahre täglich mit viel Freude in die Schule, weil es spannend ist, was auf mich zukommt. Jeder Tag ist anders und wenn ich freundlich mit meinen Schülern umgehe und einen abwechslungsreichen Unterricht gestalte, dann haben auch die Schüler Spaß dabei. Ständig jammernde und unzufriedene Lehrer haben den falschen Beruf, denn unzufriedene Lehrer haben auch meist unzufriedene Schüler. Bitte ein wenig mehr Gelassenheit!
    Ein Buchtipp: Arthur Thömmes: Das Mutmachbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Auer Verlag 2006

    schrieb Lehrerfreund am

  • #7

    Zu Top I
    Ich wohne sehr weit weg von der Schule ( ein Std. Fahrzeit pro Fahrt) Keine zufälligen Begegnungen mit Schülern und Kollegen. Folge: Kein Imageproblem. Zweitens haben mittlerweile viele Nichtlehrer sehr viel Achtung vor diesem Berufsstand, wenn sie über die Schülerschaft nachdenken. Sie wollen alle nicht den Job haben.
    Top II
    Reine Zeiteinteilung. Jeder muss für sich das Problem lösen. Wer das auf lange Zeit nicht kann, hat den Beruf verfehlt. Er würde aber in anderen Berufen ebenfalls Problemem bekommen.
    Man muss sich vom protetantischen Arbeitsethos von Max Weber lösen.
    Top III
    Mit einer vernünftigen Schulleitung und Abteilungsleitung lässt sich das Konferenzproblem fast ganz lösen. Immer den Einladenen vorrechnen, was man in der Zeit hätte produktives für den Unterricht leisten können.
    Maximal alle drei Wochen eine Konferenz und dann nuss auf der Einladung bereits das zeitliche Ende feststehen. Funktioniert sehr gut in meiner Schule und die kurze Konferenzzeit (max. 90 Minuten) wird produktiv gennutzt.
    Wenn man so als Lehrer lebt und handelt, hat man einen sehr erfüllten Beruf und keine psychischen Probleme. Überigens eine Hinweis an gefrustete Kollegen. Wir waren früher auch mal Schüler und mit Sicherheit nicht besser.

    schrieb Realist am

  • #8

    Zu Punkt 1: Ich werde am Hauptbahnhof jeden Morgen lautstark von meinen Kleinen begrüßt - es wäre schlimm für mich, wenn das nicht so wäre!
    Zu Punkt 2: Ich würde nie meinen Bänker wegen einer Rückfrage zu meinem Bausparvertrag um 21 Uhr anrufen - Eltern machen sowas… weil Oli heute mit Stefan so böse gestritten hat wegen dem geklauten Tintenkiller und warum man nichts unternommen habe… (weil man an dem Tag gar nicht in der Klasse war?!). Muss man eben mit einrechnen.
    Zu Punkt 3: Bürokratie denkt sich kein Schulleiter aus, seit Jahren empfinden alle meine Kollegen die wachsenden Formalien als bremsend. Die hier wohl oder übel eingesetzte Energie fehlt dann sicher im Klassenzimmer.
    Fazit: Geilster Job der Welt - ich bleibe dabei!

    schrieb kummerkasten am

  • #9

    Insgesamt finde ich den Beitrag bei der “Anstalt” ziemlich aufgesetzt. Die Geschichte mit dem Teebeutel und die Gespräche morgens im Lehrerzimmer zum Beispiel: soll ich damit Mitleid haben? Warum?

    Zur Geschichte im Bus: wenn ich als Lehrer mit dem Schulbus fahre, ist es kaum überraschend, wenn mich Schüler mit Namen ansprechen. Wenn ich damit (und mit den “verächtlichen Blicken” von Schülern) ein Problem habe, ist das *mein* Problem. Es wird hier der Eindruck erweckt, der ganze Bus blicke den Protagonisten feindselig an. In Wahrheit werden die meisten Mitfahrenden kaum aufgeschaut haben.

    Auch bei Vermischung von Freizeit und Arbeit empfinde ich den Stil des Beitrags als auf unangenehme Art mitleidheischend. Natürlich mache ich mir als Lehrer auch in der Freizeit Gedanken, ob ich ein Erlebnis oder gefundenes Material für den Unterricht nutzen kann. Wenn ich aber mit schlechtem Gewissen im Kino sitze, dann ist das kein Problem des Lehrerjobs, sondern meines schlechten Zeitmanagements und meiner unausgereiften Einstellung zum Beruf.

    Zur sinnlosen, stressigen Arbeit: hier werden mit der Mittelstufenklasse und der Konferenz zwei Situationen beschrieben, die m.E. völlig unterschiedlich zu bewerten sind. Dass der Unterricht in der Mittelstufe aufgrund pubertierender Schüler andere Prioritäten hat als in Klasse 5 oder 12, sollte klar sein. Das macht die Disziplinierungsaufgaben aber nicht zu einer sinnlosen Tätigkeit. Und wer sich über schlampig gemachte Achtklässler-Hausaufgaben ärgert, kann sich ja mal fragen, wie viel Energie er oder sie selbst in diesem Alter für die Schule aufgebracht hat.

    Die Konferenzen sind in der Tat eine oft sinnlose Zeitverschwendung — allerdings wage ich zu bezweifeln, dass das ein schul- oder lehrerspezifisches Problem ist. “Meetings” sind auch in anderen Berufsfeldern üblich (und sehr wahrscheinlich genauso ineffektiv).

    schrieb Andreas Kalt am

  • #10

    Bin Lehrerin und gebe “Sudawulstwiem” z.T. recht.
    1 - hier helfen entweder Auto benutzen oder (für die Ökos) Musik aufs Ohr
    2 - Ich habe irgendwann einmal gelernt Privates und Beruf zu trennen; ich gebe zu, klappt
      nicht immer, aber doch überwiegend und ohne schlechtes Gewissen (Ist übrigens auch
      eine Kommunikationsfrage!)
    3 - das ist für mich und viele meiner Kollegen das größte Übel, aber wenn es tröstet: Mein
      Mann ist kein Lehrer, arbeitet in der “freien Wirtschaft” und klagt auch über
      sinnlos vertane Zeit in diversen Dienstbesprechungen.

    Ansonsten: Frohe Ostern!!!

    schrieb Laventre am

  • #11

    Nun, ich wage zu behaupten, dass alle drei Punkte jeweils im subjektiven Ermessen liegen:
    1 - Lehrerimage: Wahrnehmungsfrage
    2 - Vermischung von Freizeit und Arbeit: Wahrnehmungsfrage
    3 - “stressig” und “sinnlose” Arbeit: Wahrnehmungs- und Organisationsproblem.

    Ich, der ich kein Lehrer bin, sage euch: hört auf zu jammern, sondern seht das ganze einfach mal positiv!

    schrieb Sudawulstwiem am

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