Arbeitsblatt
Übungen zu den Erzählperspektiven 08.06.2015, 21:25
Ein Arbeitsblatt mit neun Textauszügen, denen die korrekte Erzählperspektive (auktorial, personal, neutral) durch Ankreuzen zugeordnet werden muss, außerdem einige Lösungshinweise und Erläuterungen. Das Arbeitsblatt kann auch als Leistungsüberprüfung verwendet werden (Kurztest oder Teil einer Klassenarbeit).
Voraussetzung für die Bearbeitung dieser Übung ist die Kenntnis der drei Erzählperspektiven auktorial, personal, neutral (s.a. hier: Erzählperspektiven - Tafelbild + Arbeitsblatt)
Das Arbeitsblatt können Sie hier herunterladen: Arbeitsblatt 'Übungen zu den Erzählperspektiven' (PDF)
Auf dem Arbeitsblatt muss die korrekte Erzählperspektive angekreuzt werden. Während sich die Erzählperspektiven in freier Wildbahn oft mischen und nur selten in Reinform vorliegen, dürften die auf dem Arbeitsblatt aufgeführten Textstellen recht eindeutig sein.
In jedem Fall sollte die Zuordnung begründet werden (als Teil der Schülerarbeit oder in der Besprechung). Warum wurde die jeweilige Erzählperspektive gewählt? Beispiele:
Es klingelte. Afari erhob sich genervt vom Sofa und schlurfte zur Tür. In den letzten Tagen hatte er den Postboten dreimal verpasst. Sein Pech! Denn draußen wartete nicht der Postbote – sondern Pirro. Der presste sich mit gezogener Beretta an die Tür. Adrenalin durchflutete seine Adern. In wenigen Sekunden würden die Nachbarn von den Schüssen aufwachen. Pirro benutzte niemals einen Schalldämpfer. Schalldämpfer fand er kindisch.
Hier liegt eine eindeutig auktoriale Erzählperspektive vor: Der Erzähler weiß, dass Afari den Postboten mehrmals verpasst hat, wer draußen vor der Tür lauert, dass Pirro Schalldämpfer "kindisch" findet. Er kennt die Gefühle der Protagonisten (Afari ist "genervt", Pirro ist im Adrenalinrausch). In der personalen Erzählperspektive wären dem Erzähler nur die Gefühle eines Protagonisten bekannt! Außerdem kommentiert der Erzähler das Geschehen wertend ("Sein Pech!").
In der nächsten Textstelle liegt eine eindeutig personale Erzählperspektive vor:
Nachdem Pirro geklingelt hatte, presste er sich mit gezückter Pistole an die Wand neben der Tür. Adrenalin durchflutete seine Adern, sein Herz raste. Gleich würde Afari die Tür öffnen und sterben – wenn ihn niemand gewarnt hatte. Aber dieses Risiko musste Pirro eingehen. Er brauchte das Geld wirklich dringend.
Die Szene ist aus Sicht von Pirro geschildert - wir erfahren nichts darüber, was in der Wohnung vor sich geht. Dafür wird das Innenleben Pirros ausgebreitet: Er ist höchst aufgeregt in der Erwartung, dass Afari gleich die Tür öffnen wird. Er weiß jedoch nicht genau, ob Afari gewarnt wurde und ist sich des Risikos bewusst. Außerdem braucht Pirro Geld.
Auch die Wirkung, die die Wahl der Erzählperspektive auf die Leser/in hat, sollte besprochen werden. Beispiel:
Die "auktoriale" Information aus dem ersten Abschnitt (Afari ist genervt und erwartet den Postboten) wäre für Pirro Gold wert. Das gilt auch für die Leser/in. Die personale Erzählperspektive führt zu erhöhter Spannung, da Leser und Erzähler gleichermaßen nicht wissen, was Pirro hinter der Tür erwartet. Doch Spannung ist nicht alles. Im ersten Abschnitt erhält der Leser mehr Möglichkeiten, sich mit dem Charakter der Protagonisten auseinanderzusetzen: Afari ist einfach zu sorglos und schlampig, jetzt bekommt er die Rechnung. Pirro wird ebenfalls die Rechnung für seinen Männlichkeitswahn ("Schalldämpfer fand er kindisch") erhalten, weil - wie wir vom Erzähler erfahren haben - die Nachbarn von den Schüssen aufwachen werden und womöglich die Polizei rufen.
Das Arbeitsblatt können Sie hier herunterladen: Arbeitsblatt 'Übungen zu den Erzählperspektiven' (PDF)