Bundesdurchschnitt: 4 Stunden Freizeit täglich
Lehrer/innen haben zu wenig Freizeit 02.09.2011, 13:10
Nach der Studie "Freizeit Monitor 2011" haben die Deutschen pro Werktag durchschnittlich 4 Stunden Freizeit - die sie vor allem vor dem Fernseher zubringen. Eine Modellrechnung zeigt, dass dieser Wert auch auf Lehrer/innen zutrifft.
Die "Stiftung für Zukunftsfragen" (eine Inititative der British American Tobacco) hat in der repräsentativen Studie "Freizeit Monitor 2011" 6.000 Bundesbürger/innen ab 14 Jahren zu ihrem Freizeitumfang und ihren Freizeitaktivitäten befragt (persönliche Interviews).
Die wichtigste Frage war die verfügbare Freizeit pro Tag (d.h.: Zeit, in der die Befragten "tun und lassen können, was ihnen gefällt"). Im Durchschnitt haben die Befragten 4 Stunden 3 Minuten Freizeit pro Tag; Jugendliche liegen mit 4:49 Stunden vorne, an letzter Stelle liegen Familienmitglieder mit 3:10 Stunden.
Die meisten der Befragten beklagen, dass sie zu wenig Freizeit hätten:
Seit 1950 hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit von 48 auf 38,4 Wochenstunden reduziert. Im gleichen Zeitraum hat sich der Urlaub von 9 auf 30 Tagen sogar verdreifacht. Trotz dieser objektiv deutlichen Arbeitszeitverkürzung herrscht bei vielen Bundesbürgern das subjektive Gefühl vor, über zu wenig Freizeit zu verfügen. [...] Im Gegensatz zu Familien sind die meisten Ruheständler mit ihrem Freizeitumfang zufrieden. Lediglich jeder zehnte innerhalb dieser Lebensphase wünscht sich mehr Freizeit. Deutlich mehr Senioren (25%) beklagen dagegen, über zuviel Freizeit zu verfügen. [Der wissenschafltiche Leiter der Stiftung, Prof.] Reinhardt: „Mit dem Ausstieg aus dem Berufsalltag beginnt für viele Ruheständler eine neue Zeitrechnung. Allein mit etwas längerem ausschlafen und ein wenig mehr Zeit fürs Frühstücken lässt sich der Tag jedoch nicht verbringen. [...]“
Forschung aktuell, 232, 33. Jg., 29.08.2011: Neuer Freizeit Monitor 2011 - Bundesbürger haben vier Stunden Freizeit pro Wochentag
Zu den häufigsten regelmäßigen Freizeitbeschäftigungen gehören Fernsehen (97%), Telefonieren (91%) und Radiohören (91%).
Der Unterschied zwischen Frauen und Männern ist laut Studie auffallend:
Frauen gehen u. a. fast doppelt so oft in den Gottesdienst, lesen Bücher oder schreiben Briefe. Und auch erwartete Klischees lassen sich mit Zahlen belegen: Frauen nehmen sich mehr Zeit, um sich in Ruhe zu pflegen, unternehmen öfter einen Einkaufsbummel und verbringen mehr Zeit am Telefon. Männer widmen sich dagegen deutlich häufiger dem Heimwerken, gehen in die Kneipe oder zum Stammtisch und schauen bei Sportveranstaltungen zu.
Modellrechnung: Freizeit
Leider differenziert die Studie nicht hinsichtlich unterschiedlicher Berufe. Wir wollen deshalb eine Modellrechnung aufstellen. Diese Modellrechnung berücksichtigt weder Wochenendarbeit noch die Ferienzeit - die befragten Nicht-Lehrer/innen haben ihre 28 Urlaubstage pro Jahr bei ihren Antworten wahrscheinlich ebenfalls nicht eingerechnet.
Bankangestellte/r (39 Std. regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit, tariflich geregelt) | Lehrer/in | |
---|---|---|
Außer Haus bei der Arbeit (inkl. Arbeitsweg) | 9.5h | 7h |
Heimarbeit | - | 2h |
Einkaufen, Putzen, Lebensverwaltung | 2h | 2h |
Körperpflege | 1h | 1h |
Freizeit | 4h | 4.5h |
Summe | 16.5h | 16.5h |
In dieser Modellrechnung verfügt die Lehrer/in über etwas mehr Freizeit als die Bankangestellte. Je nach unterrichteten Fächern und unterrichteter Schulstufe dürfte sich die durchschnittliche tägliche Heimarbeit zwischen ein und vier Stunden bewegen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Berufsbildern liegt in der Flexibilität der Arbeitseinteilung. Während die Lehrer/in ihre Heimarbeit durchaus abends erledigen kann und die entsprechenden zwei Stunden tagsüber auf dem Tennisplatz verbringt, ist das der Bankangestellten nicht möglich.
Schwierig ist die Einberechnung der Wochenenden und Ferien. Während ein/e Bankangestellte/r an den Wochenenden und in den Ferien wahrscheinlich ausschließlich ihre Freizeit genießt, arbeiten alle Lehrer/innen am Wochenende (Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung) - Sonntag ist Lehrertag. Stark ein Drittel ihrer Ferientage verbringen Lehrer/innen am Schreibtisch, ebenfalls für Korrekturen und Unterrichtsvorbereitung.
Wer im Schnitt eine halbe Stunde mehr oder weniger arbeitet, lässt sich so pauschal nicht beantworten. Eines aber haben die Bankangestellten und die Lehrer/in gemeinsam: Sie hätten gerne mehr Freizeit.