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Kritik im Jugendmagazin

Lehrer/innen haben zu wenig Ahnung vom Internet 14.04.2009, 13:03

Die Jugendzeitschrift "SPIESSER" kommt zu der Erkenntnis, dass die meisten Lehrer/innen von der Internetrealität Jugendlicher keine Ahnung haben. Und das dürfte so wahrscheinlich stimmen.

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Im Beitrag Wie stehen eure Lehrer zu Computer und Internet? (SPIESSER 09.04.2009) stellt das Jugendmagazin die These auf, dass sich Lehrer/innen “im Bezug auf neue Medien und Technik” in zwei Klassen einteilen lassen:

1. Die “Boykotteure”
Diese Lehrer/innen haben von Computer und Internet rundum keine Ahnung - und auch kein entsprechendes Interesse. “Den Einsatz einer CD im Unterricht verkaufen sie uns als Top-Innovation.”

2. Die “Freaks”
Die “Freaks” sind Lehrer/innen mit sehr hoher technischer Kompetenz:

Mit Begriffen wie „Numerik“ oder „lineare Algebra“ verbinden sie richtig tiefe Gefühle, aber von Schüler-VZ und Twitter haben sie keine Ahnung. Zwar können sie alle Programmiersprachen im Schlaf und einen Würfel in Delphi programmieren, mit unserer Mediennutzung hat das aber herzlich wenig zu tun.

SPIESSER 09.04.2009: Sagt uns eure Meinung: Wie stehen eure Lehrer zu Computer und Internet?

Natürlich ist diese strikte Zweiteilung stark übertrieben; sie zeigt jedoch das tatsächliche Problem auf: Fast kein/e Lehrer/in kennt sich mit den Diensten des Internets aus, die von Schüler/innen genutzt werden. Communities und Microblogging sind den meisten Lehrer/innen ein Fremdwort, obwohl Schüler/innen einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen. Entsprechend geht Medienunterricht in der Regel an den Schüler/innen vorbei.

Kein Wunder also, dass der Autor des SPIESSER-Artikels Spott und Häme spuckt:

Entsprechend stümperhaft werden neue Medien dann auch im Unterricht eingesetzt. Und so weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll,  wenn Lehrer anfangen, den Aufbau einer Wikipediaseite zu erklären.

SPIESSER 09.04.2009: Sagt uns eure Meinung: Wie stehen eure Lehrer zu Computer und Internet?

Dass auch viele Schüler/innen trotz exzessiver Nutzung von SchülerVZ, Twitter und Facebook nur mangelhafte Internet-Kenntnisse haben, wird im Artikel dezent verschwiegen. So sind sich viele Schüler/innen nicht bewusst darüber, dass in Wikipedia jeder mitschreiben kann (Lehrerfreund 25.03.2009: Wikipedia als ‘monströser Spickzettel’).

Schüler/innen wollen das Thema Internet, Medien und Virtualität besprechen (im Gegensatz zu vielen anderen Inhalten, die ihnen in der Schule tagtäglich geboten werden). Das ist eine Chance, die fast alle Bildungsverantwortlichen täglich ungenutzt vergehen lassen. Als Lehrer/in hat man zwar von vornherein einen Malus, wenn man sich nicht wirklich gut auskennt. Die Schüler/innen finden es jedoch vor allem dann lächerlich, wenn ihnen ein Laie versucht, ihnen SchülerVZ zu erklären (wo sie selbst Tag und Nacht rumhängen) - und dabei nicht von seiner besserwisserischen Lehrerattitüde ablassen kann.

Wenn man als Lehrer/in in der Lage ist, das Ruder den Schüler/innen zu übergeben, verbessert das Unterrichtsatmosphäre und Lerneffekt spürbar. Wichtig ist in jedem Fall, dass zwischen Schüler/innen und Lehrer/innen kein Kampf darum entsteht, wer sich besser auskennt - egal ob in Chemie, Englisch oder Computerei. Das zu steuern ist Aufgabe der Lehrer/in.

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Kommentare

10

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  • #1

    Das mit den 2 Web-enswelten stimmt - aber nur bedingt.
    Die SchülerInnen leben grossenteils in einer Consumerwelt mit bescheidenen Kenntnissen über Dinge wie Sicherheit/Datenklau, Entwicklung oder semi-/professionelle Anwendungen. Das meiste beschränkt sich auf den täglichen Klatsch und Tratsch und die bescheidenen Anforderungen, um mit dem PC Hausaufgaben zu erledigen.
    Eine zwar kleine aber bemerkenswerte Gruppe von Schülern kennt darüber hinaus die differenzierteren PC-Welten mit Chancen, Risiken und Nebenwirkungen.
    Die können sehr wohl auch auf Lehrerebene mithalten und können sich genauso in “unserer” Internetwelt bewegen wie in derjenigen der übrigen Schüler.
    Allerdings können die auch einiges erzählen über Sicherheitslücken und dgl. und lassen oft genauso erkennen, für wie naiv sie die reinen Chatter und SchülerVZ-Anwender halten.
    Es ist leider so: Der Web-Horizont hängt bei einem Grossteil der Jugend leider genau so tief wie der von Klumpen+Bohlen-Formaten, MTV etc.
    Da nützt auch das Gerede um “Generationenunterschiede” nicht wirklich etwas.

    schrieb niccolone am

  • #2

    Das ist ja eigentlich etwas ganz Normales: Zwei Generationen haben unterschiedliche Interessen und Lebenswelten ;-)

    schrieb Karl Kirst am

  • #3

    Nach einer entprechenden Diskussion mit meinen Schülern heißt die klare Erkenntnis von beiden Seiten: Wir leben in zwei unterschiedlichen Internet-Welten. Das, was ich nutze und im Internet kann, können meine Schüler nicht, das, was sie tun, will und kann ich nicht.

    schrieb Leseratte am

  • #4

    Die Medienkompetenz der Schüler ist sehr unterschiedlich, weitgehend beschränkt sie sich aber auf reine Consumer-“Kompetenzen” bzw. damit direkt verbundene Kompetenzen.
    Sobald es ein Bisschen in Richtungs Strukturen (z.B. websichere Dateinamen-Vergabe oder dgl.) geht, haben die allermeisten nicht die blasseste Ahnung.
    Bei den Kollegen - und etwa nicht nur bei älteren - sieht es tatsächlich düster aus. Einen Hyperlink in ein Textdokument zu integrieren? Bei vielen Referendaren Fehlalarm! Eine nur minimalste Website anzulegen? Stresschweiss! Etc.

    Ist das aber ein Wunder, bei der laienhaften Ausstattung der Schulen mit Medien? Wie sollen wir Schüler fit machen ohne vernünftige Ausstattung? Das wäre wie mit dem GoKart zur Autofahrprüfung antreten zu wollen, mit dem 3-Rad zur Fahrradprüfung oder mit “wie werde ich als Deutschlehrer Mathematikprofessor”.

    Ich für mich halte es noch krasser: Ich habe im Januar beschlossen, keine Unterrichtsmittel mehr selber zu bezahlen. Was der Schulträger bzw. die Schule nicht bezahlt, gibt es eben nicht.

    Und es tut sich schon etwas, weil durch meine Zahlen einigen Kollegen aufgefallen ist, wie viel Geld sie selbst für solches Zeugs ausgeben. Oft über 100 EUR /Monat, wenn man alle Museumseintritte für Vorbereitungen, Bücher, Arbeitsblätter, etc. mitrechnet.

    Ja, Ihr in der Obrigkeit: Wer Audi A8 als Dienstwagen fährt sollte seinen Kindern schon auch ein halbwegs anständige Schulausstattung ermöglichen!
    Aber ohne Steuererhöhung - das motiviert nämlich zu weiterer Steuerflucht - und die ist (s.oben) hausgemacht!

    schrieb niccolone am

  • #5

    Ich habe mir mir meine eigenen Gedanken zur Diskussion auf Spiesser.de gemacht. Sie finden sich da für einen Kommentar zu umfangreich, unter http://herrlarbig.de/2009/04/22/boykotteur-oder-freak/

    schrieb herr larbig am

  • #6

    Vielleicht lebe ich ja auf einer Insel ;-)

    An unserer Schule gibt es zwar auch Informatik-Unterricht und es war auch so, dass ursprünglich der Informatikunterricht der Maßstab für die Einrichtung der Computerräume war. Aber inzwischen nutzen nicht nur Inforamtik- und Mathematiklehrkräfte, sondern ganz selbstverständlich auch Musik-, Deutsch-, Religions- und andere Lehrpersonen diese Räume für die Zwecke ihres Unterrichts.

    Über die Qualität der jeweiligen Nutzung kann man wahrlich streiten: Wie sinnvoll ist so manche “Internet-Recherche”? Aber zumindest ist - auch für durchaus ältere Lehrerinnen und Lehrer weder Computer noch Internet ein Fremdwort, sondern sie nutzen digitale Medien inzwischen (nahezu) genauso selbstverständlich wie zuvor den Overheadprojektor und den Videorecorder.

    Ja, der oben zitiert Artikel hilft sicherlich, Diskussionen anzustoßen (das bewirkt er ja auch hier). Aber ich wiederhole noch einmal: Mich entsetzt manchmal, wie wenig Schülerinnen und Schüler über ihre unmittelbaren Chat- und Copy&Paste;-Fähigkeiten mit dem Computer als Arbeitsinstrument vertraut sind. Das fängt damit an, dass erschreckend viele der Kids nicht einmal einen Text sinnvoll zentrieren können ;-( - Der einzige Vorteil dabei: Ihnen gelingt es selten, die Fährte zur Quelle ihres Plagiats zu vertuschen ;-)

    schrieb Karl Kirst am

  • #7

    Ich finde die stereotype Darstellung im Artikel sehr hilfreich.
    Im deutschen Bildungssystem gibt es das Fach “Informatik” (manchmal zumindest, bzw. selten bis ganz wenig), für das man ein halbes Mathematikstudium benötigt. Es ist schön, wenn man sicher jede RegEx beherrscht oder die Theorie der Datenbanknormalisierung beherrscht. Das sind für mich dann “Freaks”, die aber - zumindestens habe ich das oft erlebt - auf Leute aus dem konkreten Anwendungsbereich (z.B. PHP-Coder, Serveradministratoren) gelegentlich herabschauen.

    In meinem Bundesland wird versucht, das *alles* in andere Fächer zu integrieren - das scheitert natürlich dann an den “Boykotteuren”, die gelegentlich das Argument anführen, dass sie ihr Dienstherr gefälligst mit einem PC zu versorgen habe und dann würden sie ja…

    Eigentlich brauchen wir ein eigenes Fach “neue Medien”. Wir müssen die Lücke zwischen “Freaks” und “Boykotteuren” irgendwie schließen.

    schrieb Maik Riecken am

  • #8

    Bedenke jedoch, was Schüler/innen bei der Nutzung z.B. von Facebook oder SchülerVZ lernen: Bilder kleinschneiden, Bilder hochladen, eigenes Profil verwalten, Produktion und Rezeption von externen Links, Textformatierungen usw. Das sind natürlich banale Techniken, aber schon diese übertreffen die Fähigkeiten vieler Lehrpersonen.

    Du hast natürlich insofern Recht, als dass “Medienkompetenz” weit mehr umfasst als ein Bildchen in SchülerVZ hochzuladen (deshalb im Artikel das Wikipedia-Beispiel, das aus meiner Sicht sehr gut die Diskrepanz zwischen Chatter-Selbstbewusstsein und tatsächlicher Internet-/Medienkompetenz demonstriert). Aber vergiss auch nicht, dass du ein Mann der ersten Stunde bist. Sehr viele Lehrpersonen wissen nicht, dass es verschiedene Browser gibt, was ein Server ist oder dass Google außer der Suchfunktionalität noch weitere Dienste anbietet. Entsprechend haben auch diese nicht viel mehr Medienkompetenz als die chattenden Kinder und Jugendlichen.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #9

    Ja, Schülerinnen und Schüler können in der Regel Chatten. Aber dass sie deswegen wissen, wie das Internet funktioniert, oder besser gesagt, dass sie medienkompetenter seien als zum Beispiel ich, der ich noch keinen Beitrag in SchülerVZ verfast habe, bezweifle ich ziemlich heftig, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen.

    schrieb Karl Kirst am

  • #10

    Wieder einmal ein sinnfreier Artikel der dem bildungspolitischen Mainstream gehorcht bzw. dem, was der Autor dafür hält.
    Wie wäre es einmal mit einem Artikel mit der Überschrift:
    “Die meisten Zeitschriftenredakteure haben von der Realität, über die sie schreiben, keine Ahnung.”
    Das wäre einmal ehrlich, also: Wer traut sich?

    schrieb Mister M. am

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