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Mündliche Noten: Schnell und zuverlässig mit der ICE-Methode 17.07.2010, 11:00

ICE
Bild: pixabay [CC0 (Public Domain)]

Lehrer/innen, die mündliche Noten in der Schule möglichst objektiv gestalten wollen, wenden viele arbeitsaufwändige Verfahren an (z.B. Wiederholung zu Beginn der Stunde) - die jedoch kein Garant für die Objektivität der mündlichen Noten darstellen. Die ICE-Methode zeigt, wie Sie ohne Stress und mit relativ wenig Zeitaufwand zu möglichst objektiven mündlichen Noten kommen.

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  • (geändert: )

Vorüberlegungen

Um das unten vorgestellte Konzept verstehen zu können, sind die folgenden Grundlagen von Wichtigkeit.

Mündliche Noten als Bestandteil der Leistungsmessung

I.d.R. setzt sich die Zeugnisnote einer Schüler/in zusammen aus schriftlicher Leistung (z.B. Klassenarbeiten) und mündlichen Leistungen (z.B. Beiträge in Unterrichtsgesprächen). Je nach Fach und Lehrer/in variiert die prozentuale Zusammensetzung; in Fremdsprachen erhält die mündliche Leistung oft ein höheres Gewicht, in naturwissenschaftlichen Fächern hat die schriftliche Leistung oft einen höheren Einfluss. Die Lehrer/innen sind dazu verpflichtet, den Einfluss der Leistungsbereiche (d.h. Zusammensetzung der Note) zu Beginn des Schuljahres bekanntzugeben, z.B. mündliche Note: 40%, schriftliche Note 60%. Oder: mündliche Note 30%, schriftliche Note 60%, Jahresarbeit 10%.

Nicht immer klar ist die Trennung der beiden Leistungsbereiche “mündliche” und “schriftlich”. Viele Lehrer/innen zählen Hausaufgaben zu den mündlichen Noten, obwohl es sich dabei streng genommen um schriftliche Leistungen handelt. Ebenso vergeben viele Lehrer/innen mündliche Noten auch zur Disziplinierung (“Wer sein Buch dreimal vergisst, bekommt eine mündliche 6.”) oder zur Bewertung der Mitarbeit, was nicht zulässig ist, bspw. wenn die Mitarbeit separat bewertet und ausgewiesen wird.

Mündliche Noten und Objektivität

Noten messen die Leistung und sollten daher objektiv sein - das bedeutet: die Leistung möglichst unabhängig von der Lehrerpersönlichkeit messen. Wenn eine Lehrer/in eine Schüler/in unsympathisch findet, sollte sich das nicht in der mündlichen Note niederschlagen.

Für Lehrer/innen ist es oft schwierig wenn nicht unmöglich, die mündliche Leistung von Schüler/innen frei von persönlichen Eindrücken zu vergeben (das gilt in ähnlichem Maße auch für die schriftliche Leistung). Schüler/innen können undiszipliniert, sympathisch oder faul sein, sie können gut riechen, schielen oder stottern. Manche Schüler/innen melden sich häufig, manche gar nicht. All diese Punkte haben nichts mit der tatsächlichen mündlichen Leistung zu tun, sind jedoch für die Lehrer/in schwer zur Gänze auszublenden (Stichworte: Halo-Effekt, Pygmalion-Effekt, Milde-/Strengefehler usw.).

Wie Lehrer/innen mündliche Noten machen

Deshalb verwenden Lehrer/innen unterschiedliche Verfahren, um bei der Vergabe mündlicher Noten möglichst objektiv zu bleiben, zum Beispiel:

  • Zu Beginn jeder Stunde muss eine Schüler/in den Stoff der letzten Stunde wiederholen.
  • In jeder Stunde richtet die Lehrer/in ihren Fokus auf zwei oder drei Schüler/innen und nimmt sie öfters dran.
  • usw.

So entstehen pro Halbjahr pro Schüler/in jeweils zwei bis vier mündliche Noten, die dann in die Zeugnisnote einfließen.

Viele Lehrer/innen verzichten auch auf die vorgestellten Praktiken und machen einfach von Zeit zu Zeit mündliche Noten für eine ganze Klasse. Einige Lehrer/innen machen die mündlichen Noten grundsätzlich erst kurz vor dem Zeugnis. In diese Note fließt das komplette vergangene Schulhalbjahr ein, wobei de facto meistens nur die vergangenen zwei Monate berücksichtigt werden.

Warum mündliche Noten immer subjektiv sind

Wer möglichst objektiv sein möchte, der muss fast nach jeder Unterrichtsstunde mündliche Noten für einige ausgewählte Schüler/innen machen - bei bis zu 200 Schüler/innen pro Woche ein aussichtsloses Unterfangen. Und selbst bei ausgefuchsten Notengebungsverfahren (s.o.) ist es fast unmöglich, wirklich alle persönlichen Eindrücke vollständig auszublenden, Beispiel:

Schüler Kevin: ist undiszipliniert, stinkfaul, und herzlich unsympathisch. Auf pädagogische Gespräche reagiert er uneinsichtig. Er meldet sich im Unterricht nie, alle Lehrer/innen sind von ihm genervt.
Schülerin Sophie: diszipliniert, arbeitet eifrig mit, freundlich. Sie ist stets hilfsbereit und engagiert sich bei Greenpeace. Schülersprecherin.

Die genervte Lehrer/in wird die Beiträge von Sophie als besser strukturiert, inhaltlich gehaltvoller oder sprachrichtiger wahrnehmen - auch wenn die von Kevin diesbezüglich etwas besser sind. Schon allein wenn Kevin an die Tafel schlurpt und dabei “aus Versehen, sorry” lautstark eine Blähung entweichen lässt, wird man ihm für seine Arbeit an der Tafel kaum mehr eine 1 geben können - obwohl die Blähung mit der mündlichen Leistung nicht das Geringste zu tun haben sollte.

Es ist also davon auszugehen, dass von Menschen gemachte mündliche Noten immer einen mehr oder weniger subjektiven Einschlag haben. Mündliche Noten sind nie objektiv.

Die Lösung: Mündliche Noten en masse vergeben

Das folgende Verfahren führt zu Ergebnissen, die mindestens genau so objektiv, valide und reliabel sind wie andere Verfahren. Fehler werden - abhängig von der Lehrerpersönlichkeit natürlich - in höchst möglichem Maße minimiert. In gleichem Maße wird der emotionale und kognitive Aufwand beim Notengeben minimiert.

Vorgehen

Voraussetzung ist, dass Sie Ihre Noten mit einer (einfachen) Exceltabelle oder einem Notenverwaltungsprogramm verwalten (Links zur Notenverwaltung mit Excel am Ende dieses Beitrags).

Sie können das folgende Verfahren auch mit einem handelsüblichen Lehrerkalender aus Papier ausüben, allerdings wird das Ausrechnen von Zwischen- und Endständen dann aufwändig, weil relativ viele Zahlen zu bearbeiten sind.

Sie verwalten die mündlichen Noten jeder Klasse auf einem eigenen Tabellenblatt.

Nach spätestens vier Unterrichtsstunden in einer Klasse legen Sie eine neue Spalte mit dem aktuellen Datum an und geben jeder Schüler/in eine mündliche Note - und zwar ohne lange nachzudenken. Im Notensystem 1 bis 6 vergeben Sie ausschließlich ganze und halbe Noten. Für 30 mündliche Noten investieren Sie deutlich weniger als 5 Minuten. Sie vergeben alle Noten im Hochgeschwindigkeitsverfahren.

Sie sollen nur dann innehalten und ihren Kopf einschalten, wenn Sie zum wiederholten Male größere Zweifel hegen, ob Sie Schüler/in x gerade zu gut oder zu schlecht bewerten. Wenn Ihnen wiederholt bei einer Schüler/in Zweifel an der Angemessenheit Ihrer mündlichen Note kommen, sollten Sie Ihr Augenmerk auf diese Schüler/in richten und überprüfen, ob Sie mit Ihrer Intuition richtig liegen.

Wenn Sie die Gefahr spüren, sich von den bisher gegebenen Noten beeinflussen zu lassen, dann blenden Sie die bereits ausgefüllten Spalten direkt nach dem Ausfüllen einfach aus (z.B. Rechtsklick auf den Spaltenkopf, “Ausblenden”).

Damit kommen Sie bei ca. 18 Schulwochen pro Halbjahr in einem Hauptfach auf stark 15 mündliche Noten im Halbjahr, in einem Nebenfach auf etwa 8 mündliche Noten im Halbjahr, fiktiver Screenshot einer solchen Excel-Tabelle (Ausschnitt):

Ausschnitt: Excel-Tabelle mit mündlichen Noten

Vorteile dieses Verfahrens

  1. Sie vergeben permanent mündliche Noten, mindestens alle zwei Wochen. Damit werden die Noten weitgehend unabhängig von Ihrer Tagesform oder von extremen Spitzen im Schülerverhalten.
  2. Sie befinden sich in einem andauernden Reflexionsprozess - Sie machen sich über die mündliche Note von Schüler X 20 Mal im Halbjahr kurz Gedanken - nicht nur zwei Mal (dafür aber intensiver).
  3. Sie können den Schüler/innen permanent Auskunft geben. Zu jeder Klassenarbeit können Sie ohne den geringsten Stress den aktuellen mündlichen Stand schreiben. Schüler/innen honorieren das in der Regel sehr.
  4. Wenn Sie eine/r Schüler/in in 15 Wochen 13 Mal die Note “Vier” gemacht haben, dann dürfte das ziemlich genau Ihrem tatsächlichen Eindruck entsprechen und in keinem Falle ungenauer sein als zwei irgendwann vergebenen Vieren.
  5. Sie haben keinen kognitiven und moralischen Stress. Wenn Sie im Halbjahr zwei mündliche Noten vergeben, wiegt die Last der Verantwortung schwerer; Sie müssen länger nachdenken, sich emotional mehr engagieren - ob diese beiden Noten dann “besser” oder “genauer” sind als der Durchschnitt Ihrer 20 rapide vergebenen Noten, ist fraglich.
  6. Fast der wichtigste Punkt: Wenn Sie so häufig wie beschrieben mündliche Noten vergeben, dann glauben Sie selbst daran, dass diese Noten in Ordnung sind und können bei Elternabenden usw. wesentlich besser argumentieren.

Zeitaufwand

Sie brauchen pro mündlicher Note brutto nicht mehr als 7 Sekunden. Wenn Sie 150 Schüler/innen jeweils eine mündliche Note pro Woche machen (was bei dieser Schülerzahl schon viel wäre), haben Sie pro Woche einen Aufwand von einer Viertelstunde, um sämtliche mündliche Noten zu erstellen.

Fazit

Unabdingbar ist natürlich der Wille zur Gerechtigkeit. Wenn Sie es einer Schüler/in reinwürgen wollen, dann können Sie das auch einmal kurz vor Noteneintrag tun.
Die vorgestellte Methode erinnert stark an die IGAMI-Strategie: Abiklausuren in 40% der Zeit korrigieren. Diese Strategie zum Korrigieren schriftlicher Arbeiten geht davon aus, dass beim Benoten schriftlicher Arbeiten die Intuition und die professionelle Erfahrung viel ausmacht und eventuell langem Überlegen ebenbürtig ist (zumindest in geisteswissenschaftlichen Fächern). Das trifft auch auf mündliche Noten zu. Wenn Sie im Halbjahr 15 Mal unter der Vorgabe pädagogischer Gerechtigkeit an Ihre Intuition glauben, werden Sie kaum schlechter liegen können als bei herkömmlichen Verfahren.

Links: Notenverwaltung mit Excel

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Kommentare

27

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  • #1

    @Olli
    Nein, nicht dass es mir bekannt wäre. Es handelt sich bei der ICE-Methode um ein Praxisgewächs der mündlichen Notengeberei.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #2

    Ich würde gerne wissen, ob es zu dieser Methode auch Literatur gibt. Vielen Dank und schöne Sommerferien allen Kolleginnen und Kollegen!

    schrieb Olli am

  • #3

    @Stefanie C
    Danke für die nette Rückmeldung, es freut uns, dass Ihnen der Artikel etwas bringt!
    Excel macht die Verwaltung von Noten und Klassen deutlich effizienter, wir haben einige Beiträge dazu online (alle Excel-Beiträge auf Lehrerfreund). Eine relativ grundlegende Einführung hier: Klassen- und Notenverwaltung mit Excel; zum Korrigieren mit Excel in geisteswissenschaftlichen Fächern könnte Ihnen das noch hilfreich sein: Korrektur von Deutscharbeiten wird mit Excel leichter

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #4

    Vielen Dank,
    warum habe ich diesen Beitrag nicht schon eher gelesen. Ich unterrichte an einer BBS und habe jedes Jahr ca. 8 Berufsschulklassen zu benoten.
    Allerdings mache ich alles “per Hand”. Vielleich sollte ich mich mal an Excel herantrauen.
    Nochmals dankeschön.

    schrieb C., Stefanie am

  • #5

    Eine Notengebung, die nur auf Bauchgefühl beruht, wird nicht dadurch objektiver, dass man die völlig subjektive Eintragung einer Zahl nach jeder Stunde wiederholt (und sich dabei nicht einmal Zeit zum Überlegen lässt). Davon abgesehen reichen eine oder zwei Stunden niemals aus, um die mündliche Leistung fundiert bewerten zu können. Die Gelegenheiten für die Schüler, sich mündlich zu beteiligen, sind auch je nach Unterrichtsstunde unterschiedlich. Wenn zum Beispiel eine Stunde zum Großteil aus Stillarbeit besteht, während in einer anderen Stunde ausführlich diskutiert wird, ist es nicht fair, wenn diese beiden Stunden gleich stark in die mündliche Note einfließen. Viel besser und transparenter ist es, die mündliche Leistung alle 1-2 Monate anhand objektiver Kriterien zu bewerten und allen Schülern einer schriftliche Begründung ihrer mündlichen Note zu geben.

    schrieb AB456 am

  • #6

    Der Begriff “mündliche Note” führt leider immer wieder zu Missverständnissen bei der Notengebung - in der Regel zum Nachteil von stillen aber sonst durchaus aufmerksamen und lernwilligen SchülerInnen. Vielen Lehrern ist nicht klar, dass die mündliche Note nur ein kleiner Teil der sogenannten “weiteren Mitarbeit” oder auch “unterrichtsbegleitenden Bewertung” ist. Die Gesamtnote eines Faches besteht aus der “schriftlichen Note” zu der die Klausuren/Klassenarbeiten gehören und der “unterrichtsbegleitenden Note” zu der Tests, schriftliche und mündliche Referate, Hausarbeiten, sonstige Leistungen usw. sowie mündliche Mitarbeit gehören. Diese beiden Noten werden nach einem von der Fachkonferenz festgelegtem Bewertungsschlüssel z.B. 50% schriftlich Note und 50% weitere Mitarbeit berechnet. Wenn man unter Berücksichtigung des in der Regel doch geringen mündlichen Anteils bei der Bewertung der weiteren Mitarbeit ausgeht, hätten auch die stillen Schüler eine Chance auf eine gerechte Benotung. Wenn dieser Teil der Bewertung jedoch nur auf die “mündliche Mitarbeit” beschränkt wird, ist dies ein verantwortungsloses Handeln. Diese Trennung zwischen “schriftlicher Note” = Klausuren bzw. Klassenarbeiten und sonst nichts(!) und “unterrichtsbegleitender Bewertung” ist in den Schulgesetzten der Länder festgeschrieben und sollte somit verbindlich für jeden Lehrer sein.
    Zu diesem Thema kann ich allen KollegInnen und SchülerInnen einen Blick auf die Seite http://www.xn—fuerdich-4n3d.de empfehlen.
    Mit freundlichen Grüßen
    SK

    schrieb Lehrer am

  • #7

    Ich beziehe mich zuerst auf den ursprünglichen Beitrag und möchte gerne wissen, weshalb man die Häufigkeit von Schülerbeiträgen in der mündlichen Note nicht auch berücksichtigen sollte? Ein Schüler, der diskutierfreudig ist, auch wenn die Überlegungen manchmal nicht richtig sind, erbringt doch eine mündliche Leistung für den Unterricht, denn durch seine Statements können alle anderen wiederum zum Denken angeregt werden. Er nimmt am mündlichen Geschehen teil - das ist doch auch eine Leistung, die mindestens so viel Wert ist, wie jemand, der seine Ideen erst beim Aufrufen preisgibt.

    Und dann wüsste ich von allen Kritikern gerne, wie sie es für richtig erachten. Wie sollen wir die mündliche Leistung Ihres Kindes beurteilen?

    schrieb Lehrperson NW am

  • #8

    die zahlen allein bewirken keine objekttivität, sondern nur den anschein von obektivität.
    jeder, der mündliche noten vergibt, muss sich sich bei jeder auch zahlenmäßige einschätzung klarmachen, das diese note einen subjektiven anteil hat. man muss immer wieder anlalysieren, worin der subjektive einfluss besteht, ist es symphatie, antipathie, beeinflusst die “smartheit” eines schülers oder einer ganzen gruppe, etc. wer die eigene subjektivität nicht anerkennt, kann nicht objektiv sein.

    schrieb Fiedhelm am

  • #9

    An “Schüler”.

    Es schreibt: STR, 62 Jahre alt, (G,PGW, früher Sport)

    Zunächst mal klärt man im persönlichen Gespräch mit dem Lehrer, nach welchen “Kriterien” bewertet wird. Die Notendefinitionen stehen in allen Schulgesetzen (z B. für Hamburg: “Note “gut” - die Leistungen entsprechen voll den Anforderungen”). 
    Jeder Lehrer wird erläutern, was er darunter für seinen Unterricht insgesamt und für die Struktur der einzelnen Unterrichtsstunden versteht, und wenn er besonnen und an “Eigennutz=Eigenschutz” interessiert ist, haben die Ss das von ihm schriftlich. Sie können sich auf der Basis dieser Definitionen auch immer mal wieder selbst einschätzen.
    Basis ist also das, was Schulgesetze und Unterricht zusammen ergeben.
    In dieser Kombination liegt die “Bewertungskompetenz” des Lehrers.
    Was ist dann gerecht / ungerecht?
    Entscheidendes für die individuelle Bewertung klärt sich dann schon mal im L-S-Gespräch, und hier sollte sich sehr wohl die Balance zwischen dem, was der L “gesetzlich” tun muss und dem, was die S-Persönlichkeit ausmacht, niederschlagen. Und wohl gemerkt: Im fördernden Sinn!
    “Gerecht” und “ungerecht” messen viele Ss dann aber immer wieder an den Bewertungen der anderen Ss. Das ist ein Irrweg - wenn man akzeptiert, dass der L gegenüber jedem S, soweit ihm das möglich ist, immer zu einer individuellen, fördernden(!) Bewertung kommen möchte.
    Fazit: Wer eine “gerechte” individuelle Leistungsbewertung möchte, lässt sich auf diesen Ablauf mit Überblick, realistischer Selbsteinschätzung und mit Vertrauen auf Bewertungskompetenz schlichtweg ein. Und fordert dieses Verfahren vom L ein.

    schrieb Horst Müller am

  • #10

    Ss-“Leistungen” MÜSSEN schliesslich bewertet werden, und die ICE-Methode ist “an der pädagogischen Front” praktikabel, weitgehend objektiver als andere Verfahren - und sonst schlichtweg Selbstschutz…!
    Nämlich gegenüber allen, die in den Stunden gar nicht dabei waren, mit irgendwelchen pädagogischen Ansprüchen daher kommen, jedwede Angst vor Eltern oder der Schulaufsicht haben, dem Regelwerk bei “Beschwerden” schlichtweg genügen müssen usw…
    Und die wissen wollen oder auch müssen, ob Leistungsbewertungen der Unterrichtsstunden denn auch “objektiv” waren - bei Lehrern, andere Berufsgruppen sind solchen Zumutungen gar nicht ausgesetzt.
    Ich finde, dass die ICE-Methode in solchen Fällen Souveränität schafft - ganz wichtig in der heutigen schulpolitischen Situation
    und recht nah und objektiv an dem, was man in der jeweiliogen Stunde von den Ss erwartet und erwarten kann.

    schrieb Horst Müller am

  • #11

    Eine gute Methode. Doch was macht man, wenn man trotzdem ungerecht bewertet wird? Es wäre interessant, mal von Lehrern zu hören, wie man mit ihnen am besten über so etwas reden kann!

    schrieb Schueler am

  • #12

    Gerechte oder sinnvolle mündliche Notenvergabe ist nur eine Illusion… Ein Freibrief für Lehrer ihre Sym- oder Antipathien (persönlich oder nur das Verhalten des Kindes betreffend) zum Ausdruck zu bringen.
    Ein Beispiel:
    Identisches Verhalten von Kindern führt zu völlig anderen mündlichen Noten:
    Fall 1: ruhiges Kind, eigenständiges Melden so gut wie nicht vorhanden, gibt aber fast immer gute bis sehr gute / konstruktive Beiträge, wenn dazu aufgefordert, folgt dem Unterricht aufmerksam und ist immer gut vorbereitet.
    In den naturwissenschaftlichen Fächern schriftliche Noten zwischen 1 und 2, mündliche Noten zwischen 1 und 5….
    Fall 2: Extrovertiertes Kind, mischt immer im Unterricht mit (mit und ohne Melden), aber mit Beiträgen von sehr schlechter bis sehr guter Qualität, folgt dem Unterricht zwar aufmerksam, aber stört auch manchmal und ist nicht immer gut vorbereitet.
    In den naturwissenschaftlichen Fächern schriftliche Noten zwischen 2- und 3, mündliche Noten zwischen 1 und ....4
    Gerechtigkeit oder Nachvollziehbarkeit = Null

    schrieb Dr. van Tom am

  • #13

    Wir hatten an unserer Schule einmal den Fall, dass bei einer mündlichen Leistungserhebung ein Schüler patzig sagte: “Ich verweigere die Aussage!”. “Gut”, meinte der Lehrer “Setzen, sechs”. Selbstverständlich hatte die Lehrkraft das Datum und das Thema festgehalten. Als das liebe Kind dann durchgefallen war,
    ging man den Weg durch die Instanzen. Bereits die Dienstaufsicht war der Meinung, dass eine Lehrkraft das so nicht akzeptieren dürfe. Man hätte auf den Schüler einreden sollen wie auf einen kranken Gaul und ihm mindestens fünf Minuten Zeit geben müssen, doch noch eine Antwort zu formulieren.
    Am manchen Schulen werden die mündlichen Noten mit den Stegreifaufgaben verrechnet. Bei 15 mündlichen Noten
    ist die Bedeutung einer Stegreifaufgabe gleich Null!
    Selbstverständlich kann man auch die Beiträge über einen längeren Zeitraum bewerten, ob aber eine Durchschnittsbildung aus vielen Teilnoten rechtens ist, das wage ich zu bezweifeln.

    schrieb Claus Hinsen am

  • #14

    “Scheinbar haben manche noch nichts von richtigen mündlichen Leistungserhebungen gehört.”

    Na dann kläre uns mal auf. Ich bin gespannt.

    “Juristisch zerpflückt dir jeder kleine Winkeladvokat die mündliche Note.”

    Auf die Rechtsquelle bzw. -Auslegung bin ich gespannt, anhand derer das geschehen soll. Soweit ich informiert bin, hat der Lehrer die Einschätzungsprärogative. Und wenn die Daten dazu auch noch schriftlich ordentlich dokumentiert sind, dann weiß ich nicht, was rechtlich dagegen sprechen sollte.

    “Ich finde es unmöglich, einen Schüler und seine Leistung mit einem Zahlenberg zu beurteilen.”

    Unmöglich finde ich es nicht, bin aber selber davon ab, Noten zu notieren, da dass bei mir zu gewissen Verwerfungen geführt hat. Ich mache jetzt täglich Kürzel (+, -, 0), die ich in eine Note umwandele.

    schrieb Christian am

  • #15

    Wenn man sonst keine Probleme hat, macht man sich halt welche. Ich finde es unmöglich, einen Schüler und seine Leistung mit einem Zahlenberg zu beurteilen. Scheinbar haben manche noch nichts von richtigen mündlichen Leistungserhebungen gehört. Und noch etwas: Juristisch zerpflückt dir jeder kleine Winkeladvokat die mündliche Note. Das wird vor allem dann kritisch, wenn die Noten 5 und 6 vergeben werden. Oder kommt das bei diesem Massenandrang von Noten gar nicht erst heraus? Wahrscheinlich ist am Ende das Groß der Noten irgendwo bei drei und vier, von den guten Schülern einmal abgesehen. Und das würde auch nicht den Schülern gerecht werden.

    schrieb Peter am

  • #16

    @ Christian

    “Ein für mich geeignetes Gerät, in das ich sofort die Daten tippen nkann habe ich noch nicht gefunden.”

    Meine persönliche Lösung: Ein vernünftiges Netbook (bei mir seit zwei Jahren ein Asus eee PC 901, begleitet mich jeden Tag in jeder Unterrichtsstunde und der Akku schafft locker einen Vormittag. Dazu natürlich den Notenmanger.

    schrieb Tom am

  • #17

    Ich ermittle meine Noten auch so, d.h. ich vergebe nach möglichst jeder Stunde für jeden S. eine mündl. Note. Das geht sehr schnell und dauert meist nur 1-2 Minuten. Bei mehr als 300 Schülern, die ich letztes Jahr unterrichtet habe, muss ich auch so vorgehen, da ich sonst zu viel vergesse.

    Da ich dazu aber den Eindruck der stunde brauche, muss ich mir alles in meine Notenlisten schreiben. Ein für mich geeignetes Gerät, in das ich sofort die Daten tippen nkann habe ich noch nicht gefunden.

    schrieb Christian am

  • #18

    Ich bin gerade mitten im Examen und fange nächstes Jahr mit meinem Referendariat an. Noch weiß ich nicht genau wie ich das mit den mündlichen Noten regeln werde, den Ansatz, viele zeitnahe Noten zu geben, finde ich aber sehr gut. Einer meiner Lehrer auf dem Gymnasium hat es damals nach jeder Unterrichtsstunde, für die Schüler sichtbar, gemacht. Das war für mich eine extra Motivation, weil ich so genau sehen konnte, wie ich die letzten 45/90 Minuten abgeschnitten habe. Diese Methode kostet auch nicht viel Zeit und man bekommt so viele, relativ objektive, Noten für den Durchschnitt am Ende des Halbjahres.

    schrieb Inga am

  • #19

    Ich finde das ganz ok, dass jeder seine Erfahrungen hat und damit konkret umgeht. Ich zum Beispiel kenne NUR einfache Lösungen. Wenn es nicht einfach ist und bei den Lösungsversuchen immer noch weniger geht, dann ist es nicht die Lösung.
    Ich schere auch weder Schulen noch Kollegien und schon gar nicht über den Kamm. Meine Absicht ist es, etwas Bestimmtes zu provozieren; lat. provocare = hervorrufen. Ich bin der Ansicht, dass immer noch was drin ist, drum rufe ich es hervor. Und das mein ich - auch wenn es sich präzise mit einem sog. Schlagwort deckt - keinesfalls bloß als Schlagwort.
    Ist es nicht verblüffend, wie genau wir gerade das zu wissen wähnen, was es NICHT gibt? Welche konkreten Erfahrungen haben wir denn damit? Signalisieren wir nicht mit der Ablehnung nach außen auch ein wenig, was wir IN UNS ablehnen und nicht sehen wollen?
    Ich denke, letzten Endes geht es konkret immer um die Frage: Problem gelöst oder vergrößert? Da kann jeder selbst seine Bilanz ziehen. Ich wünsche guten Erfolg.
    Franz Josef Neffe

    schrieb Franz Josef Neffe am

  • #20

    Das kommt darauf an, was man unter “Schablone” versteht.
    Die Selbstprüfung und -reflexion läuft jeden Tag, mal mehr, mal weniger.
    Bin jetzt 4 Jahre dabei (nach dem Ref), dazu kamen bisher diverse Schulleiterbesuche, Fremdevaluation, Hospitationen von Praktikanten/innen und Referendaren/innen, schriftlich-anonyme Rückmeldung von Schülern, öffentliche Rückmeldung in Abizeitungen, Bewertungen auf spickmich.de, Elterngespräche, Kollegengespräche in Fallbesprechungsgruppen, Fortbildungen u.ä.
    Aus dem Trott kann ich schon deshalb nicht kommen, weil es bei all den Reformen und Reförmchen kaum noch einen Trott gibt…

    Tut mir leid für meinen schnippischen Post, es ärgert mich einfach, wenn Schulen und Kollegien über einen Kamm geschert werden!
    Es gibt in unserem Bildungswesen gute und schlechte Elemente, engagierte und weniger engagierte Lehrer (so wie es übrigens in jedem Beruf der Fall ist), aber eins weiß ich:
    einfache Lösungen gibt es NICHT, und Schlagworte funktionieren gleich gar nicht.

    schrieb Dude am

  • #21

    Ja mei, was wäre die Welt ohne dezente Hinweise auf Fehler! Wenn sich nur jemand Sorgen um unsere Fehler macht, sind wir noch nicht ganz vergessen!
    Aber mal Ernst beiseite: Wann haben Sie bei einem Lehrer die letzte Selbstprüfung außerhalb der üblichen Schablonen konkret erlebt? Nur nicht aus dem Trott kommen, da könnrte man was Neues erleben! Ich grüße herzlich.
    Franz Josef Neffe

    schrieb Franz Josef Neffe am

  • #22

    @ Franz Josef Neffe:
    Geht es noch kryptischer?
    Haben Sie etwa schlechte mündliche Noten in Ihrer
    Schulzeit kassiert und laufen seither mit einem Lebenstrauma durch die Gegend? Werden gar Ihre Kinder ungerecht beurteilt?
    Oder glauben Sie etwa, Lehrer würden nie beurteilt (“Messung des Leistumngsmessers” [sic])? Dann informieren Sie sich nächstes mal besser, bevor Sie hier anfangen zu schwadronieren…

    schrieb Dude am

  • #23

    Naja, wer hat denn das Rechtssystem so gemacht und diese Schiene so ausgebaut?
    Außerdem ist das eine Fehlbeobachtung oder ein Fehlschluss: Die Tatsache, dass wir eine Du-musst-Schule haben und machen, bedeutet keineswegs, dass wir keine Ich-kann-Schule hätten, im Gegenteil! Auch in Du-musst-Schulen lernt der Mensch in seiner Ich-kann-Schule. Und wenn er sich das bewusst macht, sogar immer souveräner. Lasst uns also aus der Bewusstlosigkeit langsam aufwachen! Ich grüße freundlich.
    Franz Josef Neffe

    schrieb Franz Josef Neffe am

  • #24

    @ Franz Josef Neffe

    Leider haben wir keine ICH - KANN - Schule, sondern eine DU - MUSST - SCHULE, die ihren Anfang leider bereits in den ersten Schuljahren nimmt und nicht von den “Leistungsmessern”, sondern den “Leistungserwartern” (= Eltern: “Du MUSST aber mal aufs Gymnasium - oder wenigstens auf die Realschule!!!!!!!) hochgepusht wird. Diese Erwarter fechten dann auch jede mündliche Note und jeden nicht erteilten halben Punkt an, weil es ja um den Übertritt geht.
    Nicht um die realistische Einschätzung ( = “Ich kann”) der Fähigkeiten des Kindes.

    schrieb kathi am

  • #25

    Immer wenn wir Probleme nicht verstehen, machen wir eine Wissenschaft daraus. Dann können wir mit den Augen rollen und so tun als seien wir besonders gescheit, wenn wir gar nichts wissen. Ein uralter Taschenspielertrick.
    Die Du-musst-Schule macht, wenn es nicht klappt, ihre Schablonen immer noch perfekter. Sie lebt in dem Wahn, sich so ein Alibi zu schaffen und die Schild immer anderen zuschieben zu können. In der neuen Ich-kann-Schule ist es klar, dass Leben nicht darauf aus ist, sich ständig in vorbereitete Schablonen hineinzwängen zu lassen. Leben bedeutet, über alle Schablonen hinauszuwachsen. In der Ich-kann-Schule werden Noten nur als ein kleines Partikelchen der Kommunikation gehandhabt. Wozu wäre man mit GEIST begabt, wenn man damit nur benoten könnte? Ziel des Lebens ist Erfolg und Wachstum und nicht bloß die Zahlen von 1 bis 6.
    Wenn wir Leistung tatsächlich messen und nicht bloß damit herumkaspern wollen, dann wäre als erstes die Messung des Leistumngsmessers fällig: Wer meldet sich freiwillig?
    Ich grüße freundlich.
    Franz Josef Neffe

    schrieb Franz Josef Neffe am

  • #26

    Genauso mache ich das auch. Das hat manche Eltern schon schwer beeindruckt, wenn ich mein Notenbuch aufschlage und sie die Zahlenkolonnen sehen. Außerdem kann ich Tendenzen viel besser wahrnehemn und für die Endnote berücksichtigen, wenn sich Schüler X von 7 Vieren auf 5 aufeinanderfolgende Dreien hochgearbeitet hat.

    schrieb ixsi am

  • #27

    Vielen, lieben Dank für die schöne Idee!
    (Und der PC läuft noch nicht einmal heiß mit der ICE-Methode ... ;-) ... schlechter Scherz, ich weiß. :-) )

    schrieb David Gerlach am

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