Umfrage
Korrektur-Report 2015/2016 06.01.2016, 10:37
Mehr als 1.300 Lehrer/innen beteiligten sich an der Lehrerfreund-Korrektur-Umfrage 2015/2016. Wussten Sie, dass 40% der Lehrer/innen Korrigieren gar nicht so schlimm finden? Dass jede dritte Lehrer/in die Klassenarbeiten vor dem Korrigieren sortiert? Oder dass 0.3% der Lehrer/innen auf dem Fußboden korrigieren?
Zu dieser Auswertung
Sie finden hier die zentralen Ergebnisse unserer Umfrage. Aufgrund der zahlreichen Teilnehmer/innen gab es bei den Freitextfragen ein hohes Antwortaufkommen, die Auswertung aller Antworten hätte diesen Report unmäßig aufgebläht. In nächster Zeit erscheinen hier auf Dem Lehrerfreund deshalb unter Verwendung dieser Antworten weitere Beiträge (z.B. dazu, wie man Klassenarbeiten am besten sortiert und warum man das überhaupt tut).
Die Lehrerfreund-Korrektur-Umfrage 2015
Die Umfrage war vom 19.11. bis 17.12.2015 geöffnet. Es nahmen 1358 Personen teil, 1320 davon sind nach eigenen Angaben Lehrer/innen.
Details über die Teilnehmer/innen finden Sie ganz unten.
Es gab eine edle Lehrertasche zu gewinnen, außerdem 10 bionic-Korrekturstifte - alles gestiftet vom Shop 4teachers (danke!). Die Excel-Fee hat die Lose gezogen, die Gewinner/innen haben wir bereits per Mail benachrichtigt.
Falls Sie nichts gewonnen haben: Seien Sie nicht traurig. Sie haben immerhin zum gigantischsten Korrektur-Report der Welt (wahrscheinlich kein Witz) beigetragen!
Wir danken allen, die mitgemacht haben, noch einmal ganz herzlich!
Gefühlte Korrekturbelastung
Die erste Frage ging gleich ans Lustzentrum des Gehirns: "Wie schlimm ist das Korrigieren für Sie?" Auszuwählen war ein Skalenwert von 0 ("Macht mir überhaupt nichts aus") bis 10 ("Es ist FÜRCHTERLICH!").
Und hier kam schon die erste Überraschung: Nur knapp die Hälfte der Befragten findet Korrigieren tendenziell schlimm oder "fürchterlich", 39 Prozent beklagen sich eher weniger.
Schulstufe
Die gefühlte Korrekturbelastung hängt vor allem von der Schulstufe ab: Im Primarbereich wird Korrigieren als nicht ganz so anstrengend empfunden, v.a. die Lehrer/innen aus der Sekundarstufe II gaben dagegen eher höhere Werte an. 48 der 58 Personen, die eine 10 ("Fürchterlich!") angaben, unterrichten und korrigieren in der Sekundarstufe II.
Schulfach
Auch das Fachgebiet spielt eine Rolle: Während die Korrekturbelastung in den Fächern, wo Schülertexte eine große Rolle spielen, einen Mittelwert von ungefähr 5,5 auf der 10er-Skala hat, scheint das Korrigieren in den naturwissenschaftlichen Fächern mit einem Mittelwert von 4,6 deutlich weniger zu nerven.
Das Bild bleibt ähnlich, wenn die Fachkombinationen betrachtet werden: Deutsch, Fremdsprachen und gesellschaftswissenschafltich-philosophische Fächer scheinen grundsätzlich anstrengender zu korrigieren zu sein, wobei die Kombination kaum eine Rolle spielt.
In den Extrembereichen sind die Unterschiede jedoch nicht so groß. So verteilten diejenigen Lehrer/innen, die ausschließlich naturwissenschaftliche Fächer unterrichten, prozentual ähnlich viele 10en und 9en wie die anderen - gleich in welcher Kombination (Deutsch + Fremdsprache, nur Fremdsprachen ...). Die Werte für die verteilten 10en und 9en liegen regelmäßig bei ca. 10 Prozent.
Alter
Das Alter scheint eine gewisse marginale Rolle zu spielen. Es besteht die Tendenz: Je jünger die Lehrer/innen, desto weniger schlimm wird das Korrigieren empfunden. Bei den unter 25-Jährigen war der schlechteste vergebene Wert die 7, die 25- bis 29-Jährigen vergaben - obwohl sie die größte Altersgruppe stellten - nur eine einzige 10 und nur drei 9en. Mit zunehmendem Alter häufen sich die schlechteren Werte tendenziell, ebenso sinken die guten. Hier am Beispiel der vergebenen 10en ("Es ist FÜRCHTERLICH!") und der vergebenen 0en ("Macht mir überhaupt nichts aus"):
Altersgruppe | Anzahl 10en | Anzahl 0en |
---|---|---|
<25 | 0 (0,0%) | 3 (7,0%) |
25-29 | 1 (0,5%) | 5 (2,3%) |
30-34 | 8 (3,9%) | 3 (1,5%) |
35-39 | 9 (5,6%) | 4 (2,5%) |
40-44 | 10 (6,1%) | 0 (0%) |
45-49 | 6 (3,9%) | 5 (3,2%) |
50-54 | 7 (5,6%) | 2 (1,6%) |
55-59 | 9 (6,7%) | 3 (2,2%) |
>=60 | 8 (7,5%) | 1 (0,9%) |
Anzahl Korrekturdurchgänge
Wir wollten wissen, wie viele Durchgänge pro Klassenarbeit Lehrer/innen vornehmen.
Mehrere Korrekturdurchgänge nimmt man vor, um sich beim Korrigieren zu entlasten (indem man pro Durchgang nur ein Thema fokussiert, z.B. nur Sprache oder nur Inhalt) oder um eine möglichst große Objektivität zu erreichen. Die Problematik wurde schon hier beschrieben: Korrekturstrategie: »Jede Klassenarbeit nur einmal anfassen«
Für das folgende Diagramm arbeiten wir nur mit Prozentzahlen, da für jede Schulstufe ein anderer Gesamtwert zugrunde liegt und absolute Zahlen nicht vergleichbar wären (diese finden Sie unten im Abschnitt "Teilnehmer/innen").
Erwartungsgemäß korrigiert die überwiegende Mehrzahl der Lehrer/innen in höchstens zwei bis drei Durchgängen (jeweils um 80 Prozent der Befragten). Siehe dazu unten auch die Frage nach der Trennung zwischen Sprache und Inhalt beim Korrigieren.
Dann fällt auf, dass in der Primarstufe sehr akribisch korrigiert wird - jede dritte Lehrer/in gibt an, bis zu drei Korrekturvorgänge pro Klassenarbeit vorzunehmen. Möglicherweise hat das auch mit der zeitlichen Machbarkeit zu tun - wer 30 Oberstufenaufsätze dreimal korrigiert, hat zwei Wochen zu tun (30 Aufsätze x 8 Seiten x 3 Durchgänge = 720 Seiten).
Die Zahl derjenigen, die sich grundsätzlich und ausnahmslos auf einen Korrekturvorgang beschränken, ist doch recht hoch, zumal die Frage auch sehr explizit formuliert war ("Ich fasse jede Arbeit grundsätzlich nur einmal an."). Schauen Sie sich in Ihrer Lehrerkonferenz um - wenn dort 40 Leute sitzen, korrigieren vier oder fünf davon sämtliche Klausuren in einem einzigen Rutsch durch. Möglicherweise sind das die, die nächstes Jahr die örtlichen Tennismeisterschaften gewinnen werden.
Wie sich bei genauerer Betrachtung der Daten zeigt, ist die Anzahl der Durchgänge vornehmlich von Schulstufe und Schulfach abhängig. Allerdings sind das keine ausreichenden Differenzierungskriterien - so kann in einer Fremdsprache bspw. auch in einer höheren Klasse ein Vokabeltest in einem Durchgang korrigiert werden, eine aufwändige Klassenarbeit aber drei oder vier Durchgänge in Anspruch nehmen.
Sprache und Inhalt getrennt korrigieren?
Von den Umfrageteilnehmer/innen, die als Korrekturfach Deutsch und/oder eine Fremdsprache angaben, wollten wir wissen, ob sie Sprache und Inhalt in getrennten Durchgängen korrigieren.
Man könnte annehmen, dass vor allem in den tieferen Klassen Sprache und Inhalt in einem Durchlauf gemeinsam korrigiert werden. Doch die Quote zieht sich durch alle Schulstufen: In der Sekundarstufe I und II trennen jeweils ziemlich genau 55 Prozent der Deutsch-/Fremdsprachenlehrer/innen, in der Primarstufe sind es sogar 59 Prozent.
Diejenigen, die getrennt vorgehen, fragten wir daraufhin, ob sie zuerst Sprache oder Inhalt korrigieren.
Die deutliche Mehrheit korrigiert erst einmal die sprachlichen Aspekte, wahrscheinlich um sich bei der inhaltlichen Korrektur ganz auf den Inhalt konzentrieren zu können und sich nicht von (unkorrigierten) Schreibfehlern ablenken zu lassen.
Klassenarbeiten vor dem Korrigieren sortieren?
Viele Kolleg/innen sortieren Klassenarbeiten vor dem Korrekturvorgang. Zuerst wollten wir wissen, wie viele überhaupt sortieren.
Es fällt auf, dass ein Großteil der Lehrer/innen die Klassenarbeiten überhaupt nicht sortiert, sondern sich direkt ins Vergnügen stürzt. In den zusätzlichen Antworten (Auswertung folgt gesondert) wurde von vielen Teilnehmer/innen gefragt: "Sortieren? Welchen Sinn soll das haben?!"
Von den 30 Prozent, die sortieren, wollten wir wissen, nach welchen Kriterien sortiert wird.
Neben den Antwortvorgaben wurden zahlreiche weitere, oft interessante Angaben gemacht. Im folgenden Diagramm wurden deshalb fast alle Antworten abgebildet, auch wenn sie kaum genannt wurden.
"nach Ansicht" bedeutet, dass die Klassenarbeiten erst einmal richtig gedreht werden, evtl. die Blätter zusammengetackert werden usw.
Wo korrigieren Lehrer/innen?
Zuerst einmal fragten wir, wie viele Lehrer/innen hauptsächlich in der Schule korrigieren:
Die niedrige Zahl von 6 Prozent Schulkorrigierer/innen erklärt sich dadurch, dass in den meisten Schulen keine ordentlichen Lehrerarbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden. Meist fehlt es am Platz, womit nicht nur die Arbeitsfläche, sondern auch Stellplatz für Bücher, Ordner etc. gemeint ist; dann auch vielerorts an der Infrastruktur (Rechner, Internet, Drucker …). Deshalb arbeiten die meisten Lehrer/innen grundsätzlich zuhause (Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen usw.).
Heimischer Ort der Korrektur
Nun wurden diejenigen, die bei der vorigen Frage "zuhause" angegeben hatten, nach dem genauen Ort gefragt.
Natürlich dominiert der Schreibtisch bzw. das Arbeitszimmer deutlich. Doch gibt es einige originelle Details zu bestaunen. So korrigieren 4 Prozent der Befragten im Bett, auch die Küche ist mit 24 Prozent sehr beliebt. Dabei dürfte es sich oft um Platzmangel handeln - eine Teilnehmer/in präzisiert: "auf der Couch sitzend, vor mir auf einem Stuhl".
Weiterhin wurden als heimische Orte des Korrigierens genannt: Esszimmertisch (7 Nennungen), Wintergarten (3 Nennungen), Fußboden (3 Nennungen) bzw. "Wohnzimmerteppich", was ja ganz gemütlich klingt. Mit jeweils einer Nennung muss sich zufrieden geben das Stehpult, der ÖPNV (korrigieren im Zug, warum nicht) und das Restaurant (sic).
Teilnehmer/innen
Das Fach Deutsch dominiert die Korrekturpassion der Umfrageteilnehmer/innen, was einerseits mit der weiten Verbreitung des Faches zu tun haben könnte, andererseits auch damit, dass es auf Dem Lehrerfreund oftmals für Deutschlehrer/innen nützliche Tipps und Unterrichtsmaterialienzu finden gibt.
Die Schulstufen verteilen sich wie folgt, wobei zu berücksichtigen ist, dass Mehrfachnennungen möglich waren. So unterrichten z.B. an Gymnasien Lehrer/innen häufig sowohl in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II.
Die Teilnehmer/innen sind Lehrpersonen in allen Altersgruppen, wobei sich bei der "jüngeren" Generation eine gewisse Häufung zeigt: jede/r Dritte ist zwischen 25 und 34 Jahre alt.
Im Schnitt sind die Umfrageteilnehmer/innen seit 12,5 Jahren im Schuldienst; etwa die Hälfte hat noch keine 10 Jahre auf dem Buckel.
Die meisten Teilnehmer/innen kamen aus Baden-Württemberg, dicht gefolgt von NRW und Bayern. Fast 10 Prozent korrigieren außerhalb Deutschlands (z.B. im Auslandsschulwesen, als DaF-Lehrer/innen usw.).