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Korrekturen bis zu 50% schneller - mit antiprokrastinativer Technik 01.05.2023, 11:13

Geschirrspülen als Korrigier-Prokrastination
Bild: jarmoluk / Pixabay [CC0 (Public Domain)]

Korrigieren verläuft in der Regel schleppend zäh. Diese Langsamkeit ist meist nicht der Arbeitsgeschwindigkeit geschuldet, sondern der Prokrastination. Das Problem: Vor und während des Korrigierens lassen Sie sich ablenken, wann immer es geht. Dieses Verhalten gilt es zu vermeiden.

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  • (geändert: )
Original-Artikel vom 21.12.2013, Überarbeitung Text + Bildmaterial 01.05.2023

In den meisten Fällen ist das Korrigieren von Klassenarbeiten eine abscheuliche Arbeit: langweilig und doch geistig fordernd. Man kann kaum in einen Zustand kognitiver Monotonie verfallen, sondern muss immer konzentriert und aufmerksam bleiben. Erschwerend kommt hinzu, dass der Nutzen der Korrekturen oft in keinem Verhältnis zum Aufwand steht: Die Lehrer/in korrigiert eine halbe Stunde oder länger an einem Aufsatz, die Schüler/in nimmt die Note in wenigen Sekunden auf, liest den Kommentar nicht und motzt über die Ungerechtigkeit der Lehrer/in. Wozu das alles?

Verständlich, dass man als Lehrer/in keine Lust auf diese oft zeitverschwendende Tätigkeit hat. Um so wichtiger ist es, den Korrekturvorgang bis ins kleinste Detail zu optimieren, damit nicht noch mehr Zeit verschwendet wird. Auf Dem Lehrerfreund finden Sie zahlreiche weitere Anleitungen hierfür: Bereich »Korrigieren«

Prokrastination im Vorfeld vermeiden

Als Prokrastination bezeichnen wir die Kunst des Aufschiebens (s.a. Lehrerfreund: Einführung in die Prokrastination). Beispiel gefällig? @Frl_Rot twitterte:

Ganz klar: Frollein Rot prokrastiniert - sie schiebt den Beginn der Korrekturarbeit verzweifelt vor sich her. Besonders dankbar ist sie dabei für Tätigkeiten, die als "Ausreden" sich selbst gegenüber gelten können: Es ist jetzt wirklich unaufschiebbar, die Küchenschränke auszumisten.

Noch viel schlimmer sind aber die Tätigkeiten, die wir unbewusst dem Korrekturvorgang zurechnen. Wir sitzen am Schreibtisch, um zu korrigieren, und checken zu Beginn kurz (10 Minuten) unsere Mails. Gefühlt zählt diese Zeit zum Korrekturvorgang.

Wenn Sie zusammenrechnen würden, wie stark Netto- und Bruttozeit beim Korrigieren von einander abweichen, wären Sie entsetzt. Es gibt Schätzungen, nach denen die prokrastinierte Zeit ungefähr der Hälfte der tatsächlichen Korrekturzeit entspricht - hier am Beispiel einer kleineren Klassenarbeit mit einem Netto-Korrekturumfang von drei bis vier Stunden:

Diagramm: Tatsächliche Arbeitszeitverteilung beim Korrigieren

Die "verschwendete Zeit während einer Korrekturphase" betrifft Tätigkeiten, die während des Korrigierens ausgeübt werden: telefonieren, pinkeln, aufräumen, einen Kaffee holen, frische Luft auf dem Balkon schnappen, Mails checken, das Virenprogramm aktualisieren + Neustart des Rechners, auf dem Smartphone rumdrücken, die Schultasche packen. Wer hiermit Probleme hat, dem hilft die Pomodoro-Technik für das Korrigieren.

Die "Prokrastination vor Beginn einer Korrekturphase" bezeichnet den Zeitraum, der zwischen dem Beschluss »Ich werde mich jetzt hinsetzen und mit den Korrekturen anfangen.« und dem tatsächlichen Beginn des Korrekturvorganges liegt. Beispiel:

Sie setzen sich an Ihren Schreibtisch und nehmen sich vor, mit dem Korrigieren zu beginnen. Zuerst müssen Sie die Blätter wegräumen, die noch in der Mappe mit den Arbeiten liegen (6 Minuten). Dann fahren Sie Ihren Rechner hoch (2 Minuten), weil Sie die Noten in eine Exceltabelle eintragen. Sie schauen kurz nach Ihren Mails und beantworten eine (7 Minuten). Nun sind Sie bereit. Sie holen sich einen Kaffee (4 Minuten) und beginnen.

Hier haben Sie knapp 20 Minuten verschwendet, bevor Sie überhaupt die erste Arbeit angefasst haben! Und wie wir alle wissen, kann man auch seine WhatsApp-Messages prüfen (5 Minuten), Insta checken (4 Minuten), drei Mails beantworten statt einer (14 Minuten) und dabei rasch die aktuelle Nachrichtenlage im Web sondieren (8 Minuten), noch ein kurzes Telefonat führen (13 Minuten) und die Pflanzen gießen (8 Minuten), die Kaffeetasse wegräumen, damit alles auch seine Ordnung hat (1 Minute) und dann noch schnell die Schultasche ausräumen (6 Minuten), damit die Organisationshygiene gewahrt bleibt. In diesem Falle haben Sie mehr als eine volle Stunde verplempert, ohne auch nur eine Arbeit anzufassen. Die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt.

Es gibt gegen diese Art der Prokrastination nur eine Lösung: Sie müssen SOFORT anfangen zu korrigieren. Und Sie dürfen sich durch nichts unterbrechen lassen (Anwendung der Pomodoro-Technik), bis Sie ein gewisses Pensum geschafft haben.

Wenn Sie beschließen, sich zum Korrigieren hinzusetzen, dann setzen Sie sich hin und fangen UMGEHEND damit an. Die Mails checken können Sie auch noch später, der Kaffee schmeckt in 40 Minuten noch viel besser und die blöden Blätter müssen auch nicht gleich aufgeräumt werden. Sie dürfen zum Beginn des Korrigierens NICHTS tun, was nicht direkt zum Korrekturvorgang gehört.

Ein Teil des Problems ist wie so oft das Problem, sich des Problems bewusst zu werden. Wer 60 Minuten prokrastiniert, dann 30 Minuten korrigiert, der weiß das oft nicht, sondern stöhnt: »Jetzt korrigiere ich schon seit eineinhalb Stunden!«

Die Idee

Die Lösungsidee für das Problem ist so klar wie banal: Wer früher anfängt, ist schneller fertig. Nicht gemachte Korrekturen stören den ganzen Lebensablauf in Form von schlechtem Gewissen (»Ich müsste doch jetzt endlich ...«). Das ist nicht gut. Und beim Korrigieren gilt noch mehr als anderswo: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Setzen Sie sich also hin und fangen Sie an.

Jetzt.

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Kommentare

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  • #1

    Meiner Meinung nach liegt viel daran, dass das Korrigieren im häuslichen Umfeld erledigt wird, die Möglichkeiten, sich abzulenken und abgelenkt zu werden, sind einfach zu groß. In einem normalen Büro wäre alles leichter und der Arbeitsgeber könnte auch überprüfen, ob man arbeitet und wie hoch der “Output” ist. Aber daran ist er wohl nicht so interessiert, denn wenn man die Korrekturen adäquat vergüten würde, müsste ziemlich tief ins Säckel gegriffen werden.

    schrieb Gerlinde47 am

  • #2

    “Mama, was soll ich denn bloß anders machen?”

    Warum wird der Unterricht vor der Klausur nicht zum Lernen genutzt?

    Wir Lehrer geben so viele Rückmeldungen in der Vorbereitung einer Klausur über das, “wie es besser zu machen ist”. Ich korrigiere Übungsaufsätze und stelle Einzelbeispiele im Unterricht vor. Ich lasse Arbeitsschritte jeder Aufsatzform auswendig lernen. Trotzdem schreibe ich an jede Klausur die gleichen Randnotizen und stelle übers Schuljahr fest, dass sich nichts ändert. Die Ausrichtung auf eine Klausur am Ende der Einheit ist falsch.

    Wir sollten alle Übungsaufsätze so gewissenhaft korrigieren und dann eine Überarbeitung der selben Arbeit einfordern und diese dann ganz kurz bewerten. Erst dann würde diese Arbeit wirklich nachhaltig sein.

    Liebe Eltern: ca. 280 Klausuren pro Halbjahr, was ca. 20 Schülerarbeiten pro Woche ergibt: Da ist Gewissenhaftigkeit und Idealismus nicht mehr mit einem Leben vereinbar!

    schrieb Jule am

  • #3

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
    Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,

    Ich habe diesen Artikel und die Kommentare dazu gelesen und muss ehrlich sagen, dass ich reichlich fassungslos bin.
    Vielleicht macht es der Chirurgin, die operiert, auch keinen Spaß, nebenbei Artikel über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu lesen? Bleibt zu hoffen, dass sich diese Ärztin dann daran erinnert, wofür sie ihr Gehalt bekommt- und dass sie es schafft, den “Frust” nicht mit in die nächste OP zu nehmen, oder…??

    Ihre Schüler sind von Ihren Korrekturen abhängig.
    Das meine ich nicht nur hinsichtlich der Note (die hoffentlich nicht durch den “Frust” beeinträchtigt wird..) sondern auch gerade im Hinblick auf die Anmerkungen.
    Es mag sein, dass es viele Jugendliche gibt, die Ihrer Arbeit keinen weiteren Blick würdigen (vielleicht auch aus dem über die Jahre gebildeten Frust Gedanken “da steht ja eh nichts brauchbares”) ABER - und ich kann das aus eigener persönlicher leidvoller Erfahrung sagen- es gibt auch andere! (die die Arbeiten mit nach Hause nehmen, sie kopieren, abheften und dann noch Monate später verzweifelt über Kommentaren sitzen, die da lauten “Gut! Weiter so!” oÄ.).

    Was ‘gut’? Was ‘weiter so’? Solche leeren Floskeln mögen sicher nett gemeint sein, aber sie helfen jemandem, der sich wirklich bemüht leider nicht weiter. Von ratlosen Eltern, die auf die verzweifelte Frage “Mama, was soll ich denn bloß anders machen?” keine Antwort geben können und Stunden über Ihren Korrekturen brüten, will ich gar nicht erst anfangen.

    Wenn Sie also das nächste Mal keine Lust haben zu korrigieren, dann denken Sie doch bitte an die Schüler- selbst wenn es nur ein einziger ist!- die Ihre Korrektur sehnlichst erwarten um sich auf dieser Grundlage zu verbessern.

    Sie, genau SIE, haben die Möglichkeit, wirklich zu helfen!

    Vielleicht nützt Ihnen ein solcher Gedanke ja mehr, wie Entspannungstechniken..?

    schrieb Viktoria am

  • #4

    Vielen Dank für den tollen Artikel! Die “Aufschieberitis” ist ja leider nicht nur beim Korrigieren ein sehr menschliches Problem… Aber grade bei Tätigkeiten wie beim Korrigieren schlägt dieses Verhalten besonders durch, weil sie einfach in den meisten Fällen so wenig positive Gefühle mit sich bringen.

    Fehler zu zählen macht einfach keine Freude—und das ist das Korrigieren ja leider in den meisten Fällen, weil es Lehrern aus verschiedenen, verständlichen Gründen sehr schwer fällt, sich von diesem “Fehlersuch”-Muster zu lösen. Die Gründe hierfür habt ihr hier ja selbst neulich erst zusammengefasst:
    https://www.lehrerfreund.de/schule/1s/lehrer-leistungsphilosophie/4468

    Unter diesen Umständen “gleich” mit dem Korrigieren anzufangen ist besonders schwer. Schließlich bestraft man sich dann durch die eigene Disziplin erst mal, indem man etwas Unangenehmes tun muss.

    Ich arbeite selbst schon länger mit der Pomodoro-Technik und kann sie wirklich nur empfehlen. Und trotzdem gibt es immer wieder Tage (und Tätigkeiten), da fällt das Anfangen einfach verflixt schwer… ;-) Andererseits ist es doch auch beruhigend zu wissen, dass wir nicht perfekt sind, oder?

    schrieb Regine am

  • #5

    Habe diesen Artikel gerade gelesen, um nicht Zeugnisse schreiben zu müssen. Fange aber jetzt damit an ;-)

    schrieb Andy am

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