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Frank McCourt ist mit seinen Korrekturen überfordert 09.12.2006, 12:22

Stapel mit Papier (Korrekturen?)
Bild: Pixabay / myrfa [CC0 (Public Domain)]

Frank McCourt, Pulitzerpreisträger, hat ein Buch geschrieben, in dem er aus 30 Jahren seines Alltags als Highschool-Lehrer berichtet. Mit den Korrekturen hat er ein ähnliches Problem wie die meisten Lehrer/innen: die Selbstdisziplin.

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  • (geändert: )

Tag und Nacht und auch im Sommer. Erinnerungen (Frank McCourt) ist die lesenswerte Autobiografie eines Lehrers, der 30 Jahre lang an amerikanischen Highschools v.a. Englisch unterrichtet hat. Bekanntestes Werk von Frank McCourt ist Die Asche meiner Mutter.

Mit das Schlimmste an seiner Lehrtätigkeit sind - natürlich - die Korrekturen. Er rechnet vor: Lasse ich alle Schüler meiner fünf Klassen jeweils 350 Wörter schreiben, dann gibt das bei einer Klassengröße von 25 Schüler/innen pro Klasse ungefähr 60.000 Wörter, die zu korrigieren sind. Endlose Berge von Korrekturen, die auf einen warten, wir kennen es alle: Man tut es am Abend und am Wochenende; man hat es mit banalem Zeug wie Rechtschreibung, Grammatik, schlechten Gliederungen und wirren, unmotivierten Gedankengängen zu tun. Auch die Crux des Kommentareschreibens kennt McCourt zur genüge.

All das ist treffend köstlich geschrieben, und jede/r Lehrer/in wird sich darin wiedererkennen. Wer hat nicht schon Schüler/innen darauf hingewiesen, dass es »keine Pluspunkte für Arbeiten gab, die mit Ketchup, Mayonnaise, Kaffee, Cola, Tränen, Fettflecken oder Schuppen verziert waren«?

Sein Hauptproblem ist die Selbstdisziplin, was das Korrigieren am heimischen Herd betrifft: Abends sitzt er in seinem Sessel und schafft es einfach nicht, sich mit den »Elaboraten« seiner 175 Schüler/innen zu beschäftigen. Die Tasche steht geradezu vermenschlicht in der Ecke und erinnert ihn stetig daran, dass es etwas zu korrigieren gibt -

ein Tier, ein Hund, der auf Zuwendung wartet. Sie ließ mich nicht aus den Augen. Ich wollte sie aber auch nicht in einem Schrank verstecken, aus Angst, ich könnte völlig vergessen, daß ich noch Arbeiten korrigieren mußte.

Frank McCourt: Tag und Nacht und auch im Sommer. Erinnerungen. Luchterhand 2005, S. 243

Diese Stelle bringt sehr hübsch auf den Punkt, welch sinnlose Wörterflut man sich als Lehrer/in häufig antun muss - und wie wenig Lust man oft dazu hat. Das heißt natürlich NICHT, dass man während des Korrekturvorgangs nicht auch bisweilen wertvolle, schöne oder sentimentale Momente erlebt. Aber 5 Klassen mal 25 Schüler/innen mal 350 Wörter gibt einfach 60.000 Wörter. Eine “normale” DIN A4-Buchseite hat ca. 250 Wörter. Damit entsprechen Franks wöchentliche Korrekturen 240 Buchseiten - einem dicken Roman, den er Wort für Wort durchackern und korrigieren muss.


Das Problem mit der Motivation kennen wir alle. Zum Glück hat der Lehrerfreund im Bereich Korrigieren und Korrekturen zahlreiche hilfreiche Tipps veröffentlicht, z.B.

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Kommentare

5

Zum Artikel "Frank McCourt ist mit seinen Korrekturen überfordert".

  • #1

    Dear Mr. Frank Mc Gourt,

    I have the Hear Book and The DVD ” The ash of My Mother”. Could you please tell me how you mean the title is mean? The Ash in the fireplace?

    Best Wishes
    Elke Matthes

    schrieb Elke Matthes am

  • #2

    Frank McCourt’s Buch ist im Original viel authentischer und treffender! Eine wunderbare Sommerlektüre, die mir als noch-nicht-lehrerin einfach nur mut macht! :-)

    thanks mr. McCourt!

    schrieb angehende lehrerin am

  • #3

    Vielleicht sollte man die Klausuren unter drei Aspekten angehen:
    1. Auch nach einer Einheit sind Schüler/innen niemals perfekt
    2. Und was sie manchmal als Vorlage kriegen, ist nicht selten eine Zumutung (Kafka z.B.)
    3. Manche schreiben - bewusst oder unbewusst - wie Autoren des Hyperexpressiodadaismus ... und wir erkennen den künstlerischen Wert nicht :coolgrin:

    schrieb Keybert am

  • #4

    Ich kann Herrn Haehnels Kommentar nur unterstreichen. Ich beneide - auch auf die Gefahr hin übelst beschimpft zu werden - alle Sport- und Kunstlehrer, die nicht Klausuren im Umfang über z.T. über 1000 Wörtern pro Klausur korrigieren müssen. Mein Vorsatz, mich in aller Ruhe zu Hause bei guter Musik zum Korrigieren niederzulassen scheitert nicht daran, dass ich keine Muße mehr habe, sondern daran, dass ich nach spätestens 3 Klausuren anfange an mir zu zweifeln: Ist mein Unterricht tatsächlich so inhaltsleer wie diese Klausuren? Dann steigt so langsam mein Frustrationspotential und peu à peu lässt meine Konzentration nach (und die Unlust wächst)...

    schrieb Deutschlehrer am

  • #5

    Und ich glaube die Korrektur-Situation wird nicht besser, denn z.B. in NRW herrscht nach meiner Beobachtung mittlerweile Deutschlehrermangel, also verteilen sich die Korrekturen auf immer weniger KollegInnen. Ich habe z.B. im Augenblick fünf Korrekturen, überwiegend in 9, 10 und 12. Und da ist Disziplin natürlich wichtig, wenn man es schaffen will, keine Klassenarbeiten mit in die Weihnachtsferien zu nehmen. Aber genauso wichtig ist eine durchdachte Korrekturstrategie. Ich habe begonnen, hier nach Entlastungsmöglichkeiten zu suchen, und so entstand u.a. die Idee von Bewertungsbögen für Klassenarbeiten. Freundlicherweise haben sich KollegInnen aus der Mailingliste Deutschunterricht bereit erklärt, solche Bögen (insgesamt schon 8) im Forum Deutschunterricht zur Verfügung zu stellen. Wer sich dafür interessiert, der findet sie zum kostenlosen Download hier:
    http://www.schule-deutsch.de/forum/thread.php?postid=44#post44
    Vielleicht kann ja die eine oder der andere diese Sammlung auch noch vergrößern.

    Damit könnten im Laufe der Zeit die Chancen auf möglichst korrekturfreie Weihnachtsferien, die ich uns allen von Herzen wünsche, steigen!

    Gerd Haehnel

    schrieb Gerd Haehnel am

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