Anforderungsprofil
Was Schulleiter/innen alles können sollten 06.01.2014, 17:22
In den Vorstellungen von Kultusministerien weisen Schulleiter/innen eine Menge übernatürlicher Fähigkeiten auf - Personalführung, Pädagogik, Kreativität u.v.m.. Schulleiter/innen sind also eine Art Superman unter den Lehrpersonen.
In einer Kleinen Anfrage fragt die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag Heike Franzen (CDU) das Kultusministerium von Schleswig-Holstein bezüglich der Besetzung von Schulleitungsstellen an:
[...] Welche Kriterien müssen potenzielle Bewerber erfüllen, um vom Bildungsministerium als geeignet betrachtet zu werden? [...]
Und die Antwort knallt richtig:
[...]
Sie sollen überdurchschnittliche Leistungen gezeigt haben, die für die ausgeschriebene Stelle von Bedeutung sind. Gefordert sind insbesondere folgenden Fähigkeiten:
Fähigkeiten der Leitung und Personalführung (Organisations- und Verwaltungsgeschick, Entscheidungs- und Durchsetzungsfähigkeit, Mitarbeitermotivation, Integrationskraft, Konfliktfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit) sowie fachliche und pädagogische Fähigkeiten (nachgewiesene unterrichtliche und außerunterrichtliche Gestaltungsfähigkeiten, Kenntnisse über den Stand der didaktischen und pädagogischen Diskussion, Bereitschaft zur Einleitung innovativer Prozesse, Kreativität und Beratungskompetenz). Die Feststellung der Befähigung und der Leistungen erfolgt durch eine dienstliche Beurteilung.
Erstaunlich ist die Vielfältigkeit der Anforderungen, die alle auch noch "überdurchschnittlich" sein müssen: Führungskompetenz, pädagogisch-didaktische Kompetenzen, propädeutische Kompetenzen, Unterrichtsfähigkeit - und dazu zahlreiche Softskills wie Kreativität, Durchsetzungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit usw. Eigentlich müsste man hierfür mindestens fünf Leute einstellen.
Und dann kommt noch eine Fähigkeit dazu, die in dem Text nicht genannt wird, vielleicht die wichtigste von allen: Schulleitungspersonen sollten ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft mit den übergeordneten Schulbehörden aufweisen.
Tatsächlich muss man all diese Fähigkeiten von einer Schulleitungsperson erwarten. Es geht nicht, dass eine pädagogische Pfeife die Schule leitet; ebenso ist es undenkbar, dass eine Schulleiter/in konflikt- oder führungsunfähig ist. Und eine Schulbehörde wird niemals eine Person einstellen, die Anweisungen von oben ignoriert, um ihre überdurchschnittlichen pädagogischen Visionen auszuleben. Kein Wunder fehlen überall Schulleiter/innen, in NRW beispielsweise sind im Januar 2014 zwölf Prozent aller Schulleitungsstellen unbesetzt - jede achte Schule in NRW hat keine reguläre Schulleitung (mehr bei VBE Oberhausen 02.01.2014).
Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering, auch noch eine Bewerber/in zu bekommen, die in allen genannten Bereichen "überdurchschnittlich" ist (selbst wenn die "dienstliche Beurteilung" das nahe legt). Die Schulbehörde muss die Fähigkeiten also priorisieren. Worauf wird man besonderen Wert legen? Ist es wichtiger, dass eine Schulleiter/in kreativ und pädagogisch fähig ist - oder sollte sie lieber Organisationsgeschick aufweisen und nach oben kooperieren?
Manchmal stimmt es froh, dass man solche Entscheidungen nicht treffen muss.
(gefunden in einem Tweet von @T_Off (17.12.2013, 11:57))