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Sinn der Schule

5 Antworten auf »Warum müssen wir das lernen?« 01.12.2022, 12:23

Bild: @bnetz/NightCafe Creator

»Warum müssen wir das lernen? Das brauche ich doch nie mehr!« - eine Frage, die Lehrer/innen häufig zu beantworten haben. Fünf Antworten.

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Als Lehrer/in wird man oft mit Fragen konfrontiert wie

Warum müssen wir das lernen?

oder

Das brauche ich in meinem Leben doch nie mehr!

Tatsächlich haben diese Fragen absolut ihre Berechtigung - wie viele Erwachsenen haben im letzten Jahr die Formeln der Schiefen Ebene verwendet? Wie viele studierte Naturwissenschaftler/innen können einen Jambus definieren? Und wie viele Maurer/innen beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit der Funktionsweise der Mitochondrien?

Natürlich sind Fachlehrer/innen eigentlich die falsche Ansprechperson für solche Fragen. Jede/r Lehrer/in hält ihr Fach (zu Recht) für wichtig und notwendig. Dennoch kommt man doch häufig ins Straucheln, wenn man gerade Termumformung unterrichtet und gefragt wird, wozu das im späteren Leben gut sei.

Ihre Antwort könnte in folgende Richtungen gehen:

1. Lernen macht smart

Mit jedem Lernprozess trainierst du dein Gehirn. Dabei geht es weniger um Fachinhalte. Beim Lernen lernst du zu lernen und schaffst Voraussetzungen, dass neue Lerninhalte leichter gelernt werden. Dein Gehirn ist wie ein Muskel, den du durch das Lernen trainierst. Alles, was du neu lernst, wird dir leichter fallen.

Direkt nach der Geburt kann das Gehirn verglichen werden mit einem Ährenfeld, auf welchem die Ähren kerzengerade stehen. Über die Sinnesorgane im Gehirn eintreffende Reize haben nun eine vergleichbare Wirkung wie wenn ein Mensch durch ein solche Ährenfeld marschiert: Einige Ähren werden niedergetreten - das Gehirn wird strukturiert. Bei einmaligem Vorgang richten sich diese wieder auf. Kommen jedoch immer wieder die gleichen Reize, geht der Mensch in unserem Bild vom Ährenfeld den gleichen Weg immer wieder. Die Ähren bleiben niedergetreten - ein Weg entsteht, der immer glatter und breiter wird und auf welchem immer schneller gegangen werden kann. Reize, die immmer wieder im Gehirn ankommen, führen zu Strukturen im Gehirn, welche Nervenverbindungen stabilisieren und "schmieren", so dass sie immer spontaner und schneller ausgelöst und für den Informationstransport genutzt werden können.

Und Lernen macht nicht nur smart im Sinne von »klug«. Beim Lernen lernst du, mit anderen zusammen zu arbeiten, Kompromisse zu schließen; du lernst deine Zeit einzuteilen, du lernst zwischen schwierig und leicht zu unterscheiden - auch das ist smart. Und wer will jemanden einstellen, der solche Dinge nicht kann?

2. Schule = Qualifikationsticket für deine Karriere

Selbst wenn das Thema dir sinnlos scheint oder es von der Lehrer/in miserabel vermittelt wird - das ist deine Eintrittskarte in ein erfolgreiches Berufsleben. Lern deinen Stoff und du bekommst dafür einen guten Abschluss. Damit stehen dir mehr Wege offen als mit einem schlechten Abschluss.

Du denkst heute, dass du niemals was mit Mathe oder Physik machen wirst. Aber vielleicht wirst du Architekt oder willst eine Maschine zur Müllsortierung bauen, und plötzlich brauchst du die entsprechenden Schneisen im Gehirn. Und nein: »Das lern ich halt dann später« funktioniert nicht immer.

3. In der Schule lernst du die Welt verstehen

Du musst keine Expertin für den 30-jährigen Krieg, die Osmose oder Schleifenprogrammierung werden. Aber je besser du die Welt verstehst, desto besser findest du dich in ihr zurecht. In der Schule lernst du das ganze Spektrum kennen - wie funktioniert die Welt? Die Natur? Technik? Die Menschen?
In der Schule hast die Chance, eine breite Allgemeinbildung zu erwerben. Und Allgemeinbildung ist das Sprungbrett für einen guten Job, der Spaß macht und mit dem man gut Kohle verdienen kann. Je weniger Allgemeinbildung, umso größer die Gefahr, später in einem langweiligen Job zu landen, der nicht viel bringt.

Was passiert, wenn du erwachsen bist und hast nichts über die Welt gelernt? Du wirst zum Nutzvieh, denn du verstehst nicht, wie die Welt funktioniert - große Konzerne und fiese Kolleg/innen beuten dich aus, und du merkst es nicht mal.

  • Der Fahrradmechaniker ums Eck wechselt überraschend deinen kompletten Antrieb für 135 Euro, und du kapierst nichts von seinem Gerede, weil du in Physik nicht aufgepasst hast.
  • Die Nachrichten auf deinem Smartphone erzählen dir, dass der Nationalsozialismus eigentlich gar nicht so schlimm war, und du glaubst es, weil Geschichte dich in der Schule »nie gejuckt hat«.
  • Du glaubst der Werbung in der Glotze, weil du im Deutschunterricht kein Gefühl für Sprache entwickelt hast und beim Thema "Rhetorik - Manipulation durch Sprache" kleine Männchen auf den Tisch gemalt hast.
  • Der Gaspreis steigt um 30%. Dir fällt nicht auf, dass die Steigerung deines Gasanbieters von 5 auf 12 Cent pro kWh viel zu teuer ist - denn Mathe »würde ich kapieren, schlau genug bin isch ja, aber wozu sollte ich das brauchen?«

4. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Unbestreitbar lernen Jüngere besser, schneller, nachhaltiger … als Ältere. Junge Kinder können eine (zweite) Sprache perfekt ohne die geringste Grammatikbüffelei lernen. Erfolgreiche Sportler/innen haben in der Regel schon in der frühen Kindheit mit dem Training begonnen.

Nach der Schule spielt zunehmend der Hemmschuh »Zeit« eine Rolle: Vielen Erwachsenen fehlt häufig einfach die Zeit zum Lernen. 38-Stunden-Woche, Familie und die Autowäsche am Wochenende - wann soll man da Vokabeln pauken oder Klavier üben?

Also: Stopf dir alles in den Kopf, und zwar JETZT. Später geht es nicht mehr (oder nur erheblich schwerer).

5. Freiheit in der Berufswahl

Stell dir vor, dein Vater ist Schuldirektor und hat dir ein Abi besorgt und du musstest dafür NICHTS lernen. Du hast 13 Jahre lang nur Playstation gezockt und dich von Chips und Energydrinks ernährt.

Jetzt bist du 18 und solltest mal einen Beruf wählen. Was macht dir Spaß? Naja, Playstation spielen und Chips fressen. Etwas anderes hast du nicht kennen gelernt. Sätze wie »Chemie finde ich interessant« oder »Mit Sprachen komme ich überhaupt nicht klar« gibt es in deiner Welt nicht. Du hast schlicht keine Ahnung.

In der Schule beschäftigst du dich mit vielen Themen und bildest dir eine Meinung dazu. Du weißt, was dir gefallen könnte, worin du gut bist, was dir nicht liegt - das erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen Berufsweg einzuschlagen, der dich den Rest deines Lebens möglichst glücklich macht.

Höre: Vom Chips fressen sind sie alle fett und krank geworden - aber nicht glücklich.

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