Bedeutungswandel
Was meint bedeutet 28.02.2010, 14:39
Selbst in den besten Kreisen greift die Unsitte um sich, das Verb "meinen" synonym zu "bedeuten" zu verwenden. Gerade Deutschlehrer/innen sollten ihre Worte bewusst wählen, um diesen Unfug schon im Keim zu ersticken.
Sprachwandel - ein unaufhaltsamer Fluss
In der Regel werden Phänomene des Sprachwandels von sozial beschreibbaren Gruppen initiiert (Eliten, Unterschicht, Vertreter der New Economy, Handybenutzer/innen ...), meist ohne entsprechende Intentionen. Wird die Veränderung von der Sprachgemeinschaft angenommen (das meint bedeutet, sie setzt sich durch), hat ein Sprachwandel auf semantischer oder lexikalischer Ebene stattgefunden.
Viele Veränderungen der Sprache werden nicht sofort von allen Mitgliedern der Sprachgemeinschaft angenommen - so kämpft der Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) unermüdlich gegen die Integration von Anglizismen in die “deutsche Muttersprache” (“aufgeblasene Großsprecher, gedankenlose Schnellschreiber, trendgestylte Szenehaie und denkfaule Bürokraten beschwatzen uns auf Denglisch” - VDS: Denglisch).
Letztendlich wandelt sich die Sprache entsprechend der Gepflogenheiten der Menschen. Sich darüber aufzuregen oder sich dagegen aufzulehnen war schon immer vergebens (Beispiele z.B. in Rudi Keller 32003: Sprachwandel).
“meinen” und “bedeuten”
Im Falle der zunehmenden Vertauschung von “meinen” und “bedeuten” liegt eine meist unbewusste Falschverwendung des Wortes “meinen” vor.
- Etwas meinen können nur Menschen mit einer bestimmten Einstellung zu etwas: “Er meint das ernst.” - “Sie war anderer Meinung.” (stets im Sinne von “etwas glauben”, “etwas annehmen”).
- bedeuten verwenden wir, wenn wir etwas erklären oder interpretieren: “Er ist pleite. Das bedeutet, dass er keine Aktien mehr kaufen kann.”
Im Englischen wird “bedeuten” durch das Verb “mean” ausgedrückt: “This means war.” Das Verb “mean” bedeutet nicht “meinen” (vgl. z.B. Englisch-Deutsch-Wörterbuch dict.leo.org).
Das Wort “meinen” wird in den letzten Jahren zunehmend häufiger fehlerhaft verwendet - nicht nur im mündlichen Sprachgebrauch, sondern auch in trivialen und fachwissenschaftlichen Schriften. “Der Kreis hat einen Radius von 50. Das meint, dass er nicht die Gerade berührt.” Eingeführt wurde diese Sitte von akademischen Schichten, offensichtlich unter dem Einfluss der Lektüre zahlreicher englischsprachiger Texte. Böse Zungen behaupten, dass sich charakterschwache Geister durch die falsche Verwendung von “meint” eine Expertise verschaffen wollen: Wer “meint” gehäuft in der englischen Bedeutung verwendet, bringt damit dezent zum Ausdruck, dass er/sie häufig englischsprachige Literatur rezipiert - was bedeutet, dass er/sie ziemlich klug sein muss.
“meinen” im Sinne von “bedeuten” ist nach dem aktuellen Stand der deutschen Wortbedeutungen falsch. Es wird erst dann nicht mehr falsch sein, wenn alle Menschen des deutschen Sprachraums das Wort “meinen” im Sinne von “bedeuten” verwenden. Das würde einen Zustand meinen, in dem das Wort “bedeuten” keine Verwendung mehr findet und ausgestorben ist. Aber dann hat es sowieso keine Bedeutung mehr.