Lehrerfreund-Test
7 Zeitstrahl-Tools für Lehrer/innen 05.02.2015, 19:05
Zeitstrahle spielen vor allem im Fach Geschichte eine Rolle, werden aber auch in zahlreichen anderen Fachbereichen eingesetzt (die Reifung der Eizelle, Handlungsorte eines Romans etc.). Eine ausführliche Vorstellung und Bewertung der besten Online-Tools, die direkt im Browser bedienbar sind.
Die Featurelisten, Bewertungen und Screenshot sind auf dem Stand von Februar 2015.
In dieser Übersicht finden Sie nur Online-Tools, die Sie mit einem normalen Browser (Firefox, Chrome, Safari, Internet Explorer ...) aufrufen und benutzen können. Außerdem beschränken wir uns auf solche, die kostenlos nutzbar sind. In vielen Fällen ist die kostenlose Nutzung eingeschränkt; wer mehr Upload-Kapazität etc. braucht, muss bezahlen. Mit allen vorgestellten Zeitstrahl-Tools können Sie in der kostenlosen Version jedoch Zeitstrahle für Arbeitsblätter etc. anfertigen.
Warum "für Lehrer/innen"?
Lehrer/innen haben etwas andere Anforderungen an Zeitleisten-Tools als andere Personen:
- Die Zeitstrahle sollen übersichtlich und gut lesbar sein.
- Oft ist eine Druckfunktion nützlich.
- Wenn die Schüler/innen mit dem Tool arbeiten sollen, ist eine Registrierung oft hinderlich.
- Das Tool soll übersichtlich und benutzerfreundlich sein: Wenn eine Lehrer/in für den morgigen Geschichtsunterricht noch kurz einen Zeitstrahl braucht, will sie sich nicht stundenlang in ein komplexes Programm einarbeiten.
Diese Anforderungen haben wir bei der folgenden Auswahl berücksichtigt.
Zeitstrahle: Verwendungsmöglichkeiten im Unterricht
Eine zentrale Verwendung von Zeitstrahlen im Unterricht dürfte darin bestehen, dass die Lehrer/in einen Zeitstrahl anfertigt und ihn in Arbeitsmaterialien (Arbeitsblättern, Folien, Dateien etc.) verwendet. Manche der vorgestellten Tools bieten gute Exportfunktionen an (Zeitstrahl als Bild exportieren), manche nicht. Wo Sie nicht sinnvoll exportieren können, fertigen Sie einfach einen Screenshot an (Anleitung: Bildschirmfotos (»Screenshots«) einfach anfertigen und für Arbeitsblätter/Folien verwenden).
Wenn die Schüler/innen mit Zeitstrahltools arbeiten sollen, dann sollten diese nach Möglichkeit ohne Registrierung zu benutzen sein. Diese Möglichkeit bietet nur readwritethink (es kuriseren weitere im Web, die aber nicht empfehlenswert sein). Eine Registrierung lohnt sich nur, wenn man systematisch und häufig mit einem solchen Tool arbeitet. Manche Zeitstrahl-Tools bieten eine kostenpflichtige Bildungsversion an (z.B. TimeRime - 149,-/Jahr für eine Schullizenz). Bevor Sie anfangen, Elternbriefe zu schreiben, ob eine Registrierung datenschutztechnisch ok ist, könnten Sie überlegen, ob Ihre Fachschaft nicht einfach so eine Lizenz anschafft - oder ob Sie nicht eine Desktop-Version auf den Schulrechnern installieren lassen.
readwritethink
+ sehr einfach zu bedienen
+ hübsche Timelines mit wenig Aufwand
+ keine Registrierung notwendig
- Drucken klappt nicht
- Titel & Untertitel mit heftiger Zeichenbegrenzung
Link: readwritethink.org/files/resources/interactives/timeline_2/
Ein überaus unkompliziertes Tool, mit dem man sehr schnell ansehnliche Ergebnisse erzielen kann. Da es wenig Funktionen und keine Designoptionen gibt, kann man sofort anfangen zu arbeiten. Ohne Registrierungszwang für die Arbeit mit Schüler/innen sehr geeignet.
Projekttitel eingeben, durch Klick auf die Zeitleiste einen neuen Eintrag erstellen und Kurztitel, Langtitel und längere Beschreibung (für den Ausdruck) eingeben.
Außerdem können Bilder von der Festplatte eingefügt und unkompliziert in der Größe verändert und gedreht werden.
Die Zeitleiste kann auf der Festplatte gespeichert und wieder geladen werden. Es gibt auch die Funktionalität "Drucken", die hat in unseren Tests nicht funktioniert. Arbeiten Sie also mit Screenshots oder verwenden Sie "Send Final" - damit wird der Zeitstrahl als schönes PDF an eine Mailadresse Ihrer Wahl geschickt. Die erweiterten Beschreibungstexte sind auf einer eigenen Seite im PDF festgehalten.
Link: readwritethink.org/files/resources/interactives/timeline_2/
dipity
(Entfernt 07.09.2019, da unter der URL nur noch Nackedei-Müll zu erreichen ist.)
timetoast
+ einfache, intuitive Bedienung
+ kostenlose Version enthält alle wichtigen Features
+ übersichtliche Listenansicht möglich
+ Großbildansicht
- keine Einflussmöglichkeiten auf Gestaltung
- sehr kleine Schriftgröße;
- gleichzeitig werden immer nur 3 Ereignisse pro Zeitstrahl angezeigt
Link: timetoast.com
Dieses Zeitleisten-Tool wäre wie geschaffen für die kollektive Verwendung im Unterricht, wenn die lästige Registrierungspflicht nicht wäre. Denn die Bedienung ist überaus einfach und intuitiv: Zeitstrahl anlegen, Ereignisse anlegen, Bilder hochladen - fertig.
Auch in der kostenlosen Version gibt es kein Limit für Zeitstrahle oder hochgeladene Bilder; Videos, Audio etc. sind nicht möglich. Ein fertiger Zeitstrahl sieht so aus:
Bei Klick auf ein Ereignis vergrößert sich dieses, bis es den ganzen Zeitstrahl überlagert. Erst hier sieht man die Beschreibung.
Besonders erfreulich ist die "Listenansicht", in der alle Ereignisse und ihre Beschreibung in einer übersichtlichen Liste angezeigt werden:
Link: timetoast.com
Tiki-Toki
+ komplexe Timelines möglich (z.B. mehrere Ebenen)
+ hochwertiges Design
+ viele Gestaltungsoptionen
+ beeindruckender, interaktiver 3D-Modus
- Kostenlose Version mit vielen Einschränkungen
- Exportmöglichkeiten beschränkt
Link: tiki-toki.com
Tiki Toki hat viele Gestaltungsmöglichkeiten (Farben, Überschriften, Hintergrundbilder usw.); in die Zeitstrahle können Videos und Bilder eingebunden werden (in der kostenlosen Version allerdings nur via URL). Auch komplexe Timelines sind möglich, da Ereignisse ("Stories") verschiedenen Kategorien zugeordnet werden und parallel auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden können.
Besonders imposant ist der 3D-Modus, wo man den Zeitstrahl wie eine Straße vor- und zurückfahren kann. Tiki-Toki eignet sich deshalb besonders zu Demonstrationzwecken, z.B. zur Unterstützung eines Lehrervortrags zu einem Thema, in dem Chronologie eine Rolle spielt (z.B. Evolution; historische Entwicklung).
Die Druck- und Exportmöglichkeiten sind eher spartanisch, wer den Zeitstrahl so haben möchte, wie er ihn auf dem Bildschirm sieht, muss mit Screenshots arbeiten.
Aufgrund der zahlreichen Optionen braucht man ein paar Minütchen, bis man das Tool ordentlich bedienen kann. Dennoch ist die Benutzerführung intuitiv und angenehm.
Um Tiki-Toki zu benutzen, muss man sich registrieren. In der kostenlosen Version erlaubt Tiki-Toki einen Zeitstrahl; wer zwischen 7 und 10 US-Dollar pro Monat bezahlt, kann zahlreiche Verbesserungen nutzen: Es können dann mehrere Timelines erstellt werden, die Zeitstrahle können in Webseiten eingebunden werden, andere Leute können mitarbeiten und es können eigene Bilder hochgeladen werden. Übrigens gibt es eine Desktop-Version für Mac OS X, Windows- und Linux-Versionen sind in Planung.
Link: tiki-toki.com
Timeline JS / TimeMapper
+ tolles Look and Feel
+ generiert eine vollständige Online-Umgebung zum Durchklicken
+ responsiv (skaliert je nach Bildschirmgröße)
+ Integration zahlreicher Medientypen
+ Metadaten möglich
- stereotypes Design, kaum Veränderungsmöglichkeiten
- Google-Drive-Account erforderlich (ansonsten keine Registrierung notwendig)
- keine Möglichkeit, die Zeitleiste auf Arbeitsblatt o.ä. abzubilden
Link: timeline.knightlab.com
Sehr ähnlich: TimeMapper (benutzt die gleiche JS-Bibliothek)
Die folgende Vorstellung konzentriert sich auf Timeline JS.
Das Tool für wirklich anspruchsvolle Timelines. Man benötigt für die Benutzung einen Google-Account, da eine Vorlage als Spreadsheet in Google Drive verwendet wird. Eine weitere Registrierung ist nicht erforderlich.
Ein Zeitstrahl wird erstellt, indem man das angebotene Google-Spreadsheet-Template öffnet und mit eigenen Daten füllt. Alle Medien müssen als Links im Web vorliegen; möglich sind neben Direktlinks zu Bildern auch Videos von YouTube, vimeo und Dailymotion, Audiofiles von Soundcloud, Bilder von Instagram und Twitter (Twitpic), Tweets und Google+-Status, Wikipedia-Artikel.
Für die einzelnen Stationen der Zeitleiste werden verschiedene Metadaten definiert (Datum(sbereich), Medienunterschrift, Vorschaubild, Titelfolie ja/nein, Tags usw.). Achten Sie darauf, nicht zwei Einträgen die Eigenschaft "Titel" zuzuweisen, dann wird einer von beiden nicht angezeigt.
Anschließend veröffentlichen Sie Ihr Spreadsheet (in Google Drive: Datei -> im Web veröffentlichen ...) und geben den Link bei Timeline JS ein. Sofort erhalten Sie auf Wunsch eine Vorschau oder den Code, um Ihren Zeitstrahl in eine Webseite einzubetten. Hierbei gibt es verschiedene Optionen (z.B. Breite, Höhe, Google Maps API Key, Schriftart, Standard-Zoom-Faktor usw.).
Sehr hübsch ist die Möglichkeit, den Zeitstrahl mit einer Karte zu verbinden. So können bspw. Ereignisse auf dem Zeitstrahl parallel auf einer Karte dargestellt werden. Hier ein TimeMapper-Beispiel mit einer Karte von OpenStreetMap (Link zum Zeitstrahl "Medieval Philosophers"):
Link: timeline.knightlab.com
Sehr ähnlich: TimeMapper (benutzt die gleiche JS-Bibliothek)
Timeglider
+ Wichtigkeit von Ereignissen durch Schriftgröße anzeigen
+ neben Bildern kann YouTube, SoundCloud und Vimeo eingebunden werden
+ hübsches, dezentes Layout
+ kann gut auf Websites eingebunden werden
- Export nur als CSV oder JSON
- Layout schwierig zu kontrollieren (überlappende Bilder)
- fertige Timelines nicht angenehm zu bedienen
Link: timeglider.com
Die kostenlose Basic-Version für Schüler/innen und Studierende erlaubt das Anlegen von drei Zeitleisten mit max. 20 Bildern. Für gemeinsames Arbeiten, Verwendung von Tags etc. fallen Kosten an (ab 50 US$/Jahr).
Beim Anlegen eines Zeitstrahls oder eines neuen Ereignisses können zahlreiche Einstellungen getroffen werden (Datumsformate, Veröffentlichungsoptionen usw.); trotzdem kommt man mit der Oberfläche recht schnell klar.
Timeglider bietet die Möglichkeit, Ereignissen eine Gewichtung zuzuweisen, entsprechend groß wird das Ereignis dargestellt (Bilder sind immer so groß wie beim Einfügen angegeben).
Viele der Einstellungen sind für den Hausgebrauch nicht notwendig (z.B. Ereignisse nach Gewichtung oder Tags filtern). Die fertigen Zeitstrahle benutzen sich holprig - oft verdecken sich Bilder gegenseitig, Tooltips sind zu klein etc.
Beschreibungen für Ereignisse können HTML (inkl. img-Tags) enthalten; sie werden leider nur auf Klick angezeigt. Für die Verwendung auf Arbeitsblättern oder Folien (via Screenshot) ist das problematisch, der Übersichtlichkeit im Web ebenfalls nicht zuträglich.
Link: timeglider.com
TimeRime
+ funktionaler Medienmanager (z.B.: mehrere Fotos gleichzeitig hochladen, auch Audiodateien möglich)
+ Möglichkeit, Ereignisse in "Perioden" zusammenzufassen
- unhübsche Druckversion
- sehr kleine Schrift
Link: timerime.com
TimeRime lässt sich nur mit Registrierung nutzen; die kostenlose Version dürfte für den Alltagsgebrauch ausreichen. Die Preispolitik ist etwas unübersichtlich, was die kostenlose Version alles kann, ist nicht ganz klar. Für 149,-€/Jahr gibt es eine Edu-Lizenz ohne Anzeigen. Außerdem haben aller Mitglieder der Schule Zugang, Lehrer/innen haben Adminrechte.
Die Bedienung ist sehr eingängig, da man das Bearbeitungsfenster nie verlässt. Es bietet die Möglichkeit, "Items" erstellen/zu bearbeiten (d.h.: Ereignisse, die auf der Zeitleiste dargestellt werden) und daneben "Perioden", in denen Ereignisse zusammengefasst werden.
Winzig und hässlich, aber gut funktionierend ist der Medienmanager, der auch den multiplen Dateiupload erlaubt. Für jede Zeitleiste kann ein eigener Ordner benutzt werden.
Die fertige Zeitleiste ist insgesamt sehr klein, Schriftgröße etc. ist in der kostenlosen Version nicht anpassbar. Die Bedienung (z.B. verschieben des Fokus, zoomen usw.) ist gut. Über ein Link-Symbol erhält man einen Link, der von nicht angemeldeten Benutzer/innen benutzt werden kann, um die Zeitleiste anzusehen.
Link: timerime.com