»Rettung aus Deutschland«
Schweiz will Lehrermangel mit deutschen Lehrer/innen bekämpfen 10.07.2011, 15:27
Schweizer Schulen finden in der Sekundarstufe schon jetzt kaum mehr Lehrer/innen, deren Profil auf die offenen Stellen passt. Und der Lehrermangel in der Schweiz wird sich in den nächsten Jahren verstärken. Schon schaltet die Schweizer Kultusverwaltung Stellenanzeigen in Deutschland.
In einer Umfrage des VSLCH (Berufsverband Schulleiterinnen und Schulleiter der deutschsprachigen Schweiz) gaben nur 4 Prozent der befragten Schulleiter/innen an, für die offenen Stellen im letzten Schuljahr geeignete Bewerber/innen gefunden zu haben. Für die restlichen 96 Prozent bedeutet das: Entweder wurden Stellen (noch) nicht besetzt - oder mit Bewerber/innen, deren Profil nicht ausreichend zur Stelle passte. Ein recht drastisches Beispiel nennt der VSLCH-Präsident Hans-Jürg Grunder:
Als besonders krasses Beispiel nennt Grunder einen Fall aus dem Kanton Aargau: Dort sei ein Lehrer eingestellt worden, obwohl er bloss die Tätigkeit als Pfadiführer als Referenz habe vorweisen können.
landbote.ch 10.07.2011: Schulleiter bemängeln laut Umfrage Qualität der neuen Lehrer
Der Lehrermangel in der Schweiz hat einige Kantone bereits voll im Griff, die Situation wird sich weiterhin dramatisch verschärfen. Schon jetzt ist klar, dass Anzahl der sich aktuell in Ausbildung befindlichen Lehrer/innen in den kommenden Jahren gerade mal die Hälfte des Bedarfs decken wird. Sogar die Schweizer Lehrergewerkschaft LCH (Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer) zieht in der Stellungnahme "Notmassnahmen bei Lehrermangel (PDF)" in Betracht, dass Lehrer/innen ausbildungsfremd eingesetzt werden müssen:
Nachstehende Massnahmen erachtet der LCH als bedingt tauglich:
• Der Einsatz von ausgebildetem Lehrpersonal auf anderen Stufen und für andere Fächer kann zwischenzeitlich Engpässe verhindern helfen. Viele Schulen könnten bereits heute ohne deren Flexibilität und deren Einsatz nicht mehr funktionieren. Diesen Lehrpersonen ist die dafür notwendige Nachqualifikation zu ermöglichen.
Die Einstellung von deutschen Lehrer/innen in den Schweizer Schuldienst ist in einigen Kantonen zur Normalität geworden. Dass jedoch auch offensiv in Deutschland akquiriert wird, offenbart das Ausmaß des Problems:
Im Kanton Aargau sind noch etwa 110 Inserate für Lehrerstellen aufgeschaltet, wovon 60 Anzeigen Vollzeitstellen betreffen. Im vergangenen Jahr waren es zur selben Zeit 181 Inserate, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. Im Frühjahr schaltete der Kanton deshalb Inserate in Deutschland, die auf das Stellenportal der Aargauer Volksschuldirektion hinwiesen.
tagesanzeiger.ch 10.07.2011: Den Schweizer Schulen gehen die guten Lehrer aus
Und der Erfolg ließ nicht auf sich warten: Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der deutschen Lehrer/innen in der Schweiz um fast 20 Prozent.
Die Stellenpublikationen (Kanton Aargau) für Lehrpersonen sind in der Tat recht ergiebig; für die anderen Kantone erhält man eine Übersicht bei educajob.ch - Stellensuche. Gerade beim aktuellen Euro-Franken-Kurs bietet vor allem für in Deutschland wohnende Lehrer/innen eine Lehrerstelle in der Schweiz außerordentlich attraktive Verdienstmöglichkeiten: Berufsanfänger können je nach Kanton mit bis zu 90.000 Schweizer Franken rechnen - das entspricht 75.000 Euro und liegt damit deutlich über der Gehaltssituation in Deutschland. Allerdings ist dafür auch mit etwas höheren Deputaten zu rechnen.