Illegal, aber nützlich
Handy-Störsender in Schule und Unterricht – Interview mit Olaf Bergert 04.08.2009, 14:42
Die Firma „Handyblocker“ vertreibt Geräte, mit denen künstliche Funklöcher hergestellt werden können und jede Handykommunikation in einer bestimmten Reichweite unterbunden wird. Ein mögliches Einsatzszenario ist Schule und Unterricht. Allerdings ist die Verwendung dieser Geräte in Deutschland nicht erlaubt - was jedoch viele Lehrer/innen nicht abschreckt. Ein Interview mit Olaf Bergert, der solche Geräte vertreibt.
Handy-Blocker – Funktionsweise
Handy-Störsender (auch als „Cell-Phone-Jammer“ oder „GSM-Jammer“ bekannt) erzeugen künstliche Funklöcher, indem die Verbindung zwischen Handy und Netzbetreiber (bzw.: Funkmasten) unterbunden wird. So haben die Handys im Wirkungsbereich der Störsender kein Netz mehr. Öffentlich erhältlich sind solche Geräte mit Reichweiten von 10 bis 40 Meter, für das Militär und Regierungen gibt es auch wesentlich stärkere Geräte mit Reichweiten von mehreren Kilometern. Die private Benutzung solcher Geräte ist in vielen Ländern verboten, u.a. auch in Deutschland. Von der öffentlichen Hand werden solche Geräte in einigen Ländern z.B. in Gefängnissen benutzt.
Der „Handyblocker“
Eine bekannte Marke ist der in England ansässige Handyblocker. Hier werden übers Web unterschiedlich starke Geräte vertrieben. Für 180 bis 350 Euro bekommt man mobile Geräte mit einer Reichweite von 10 bis 30m (z.B. „Der Handliche“ oder „Der Vernichter“). Stationäre Geräte für den Dauerbetrieb haben eine Reichweite um 40m und kosten knapp 400 Euro.
Link: handyblocker.org
Interview mit Handyblocker-Chef Olaf Bergert
Sie verkaufen den “Handyblocker” über das Internet. Die Verwendung des Geräts in Deutschland ist nach dem TKG nicht erlaubt. Müssen Kunden aus Deutschland kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie bei Ihnen bestellen?
Wir stellen seit Monaten eine erhöhte Nachfrage der Handyblocker bei Lehrern und auch vielen Schuldirektoren fest. Für Schulen ist es wohl sehr positiv, dass die Handyblocker sehr preisgünstig sind und eine begrenzte Reichweite haben. Somit kann der „Sperrbereich“ auch gut kontrolliert werden und damit werden auch keine Passanten oder Nachbarn in Mitleidenschaft gezogen. Die „handyfreie Zone“ bleibt in der Klasse oder in der Schule. Ich höre oft das Argument, das keiner der Mobilfunkbetreiber jemals gefragt hat, ob er seine Mobilfunkstrahlen auch in Privatwohnungen, Büros oder Schulen senden darf. Somit wird argumentiert, dass man sich auch gegen diesen „Hausfriedensbruch“ auf privatem Grund wehren darf. Ich möchte dazu aber auf unsere rechtlichen Hinweise [die so nicht korrekt sind; siehe Aussagen der Bundesnetzagentur weiter unten im Text; Redaktion 13.09.2011] auf unserer Webseite verweisen, wo wir die rechtliche Situation in Deutschland und Europa im Bezug auf die Handyblocker sehr detailliert beschreiben.
In welchen Ländern ist die Verwendung solcher Störsender von Gesetz wegen erlaubt?
Innerhalb der Europäischen Union dürfen Handyblocker bereits in Großbritannien, Frankreich, Schweden, Polen und der Tschechischen Republik betrieben werden. Auch das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat zu erkennen gegeben, dass es den Betrieb der Handyblocker grundsätzlich genehmigen wird. [Das BAKOM hat uns mitgeteilt, dass diese Aussage "irreführend und falsch" sei. Störsender sind in der Schweiz streng verboten. S.a. BAKOM: Störsender (Jammer). Die Bundesnetzagentur teilt ebenfalls mit, dass der Betrieb und der Vertrieb an bzw. durch Privatpersonen in der gesamten EU verboten ist. Redaktion, 06.09.2011] Auch Deutschland wird die Handyblocker in Zukunft in den Gefängnissen einsetzen, um Telefonate der Gefangenen zu verhindern. Eine große deutsche Zeitung hat in einer Umfrage festgestellt, dass 62 Prozent der Bundesbürger für die Handyblocker an bestimmten Orten sind. In den USA sind und bleiben die Handyblocker verboten, werden dort aber wohl toleriert. Sonst erklärt sich mir nicht, dass wir gerade dort Hunderte von Schulen und Lehrern als Kunden gewinnen konnten. Die Direktoren der Schulen setzen den Handyblocker ganz offen und ohne schlechtes Gewissen ein. Dazu gibt es von CNN ein Nachrichtenvideo auf unserer Webseite. Meist steht der Blocker dort im Lehrerzimmer und wird nur in den Pausen ausgeschaltet, damit die Schüler dann ihrer Handysucht nachgehen können. Für jeden Lehrer oder Schuldirektor ist der Handyblocker eine echte Erleichterung im Unterricht.
Im Web wird die Gesundheitsschädlichkeit solcher Handy-Störsender heftig diskutiert: Sie seien strahlungsintensiv und entsprächen nicht den gesundheitlichen Richtlinien.
Unsere Geräte haben alle eine CE–Zulassung. [Das BAKOM teilt mit: "Störsender können keine CE Kennzeichnung tragen, weil diese Geräte gegen die europäischen R&TTE (PDF) und EMV (PDF) Richtlinien verstossen (siehe auch die Informationen der EU Kommission auf ihrer Homepage). Die Bundesnetzagentur bestätigt diese Aussage. Redaktion, 06.09.2011] Das bedeutet, dass die gemessenen Strahlungen im erlaubten Rahmen sind, genauso wie die Basisstationen an den Funkmasten. Die Strahlungsintensität ist auch eng mit der Wattzahl des jeweiligen Handyblockers verbunden. Die Basisstationen der Mobilfunkbetreiber senden mit 50 – 80 Watt. Im Empfangsbereich der Basisstationen sind Sie immer einem Strahlung um die 2 - 5 Watt ausgesetzt. Selbst die marktüblichen Handys strahlen mit einer maximalen Leistung von 2 Watt. Die mobilen Handyblocker haben eine Wattleistung zwischen 1,5 und 3 Watt und senden auf der gleichen Frequenz wie die Mobilfunkbetreiber, nur mit weniger Leistung. Die GSM-Frequenzen wurden von den deutschen Behörden für die Mobilfunkbetreiber zugelassen und sind nicht gesundheitsschädlich. Dies wurde mehrfach von verschiedenen staatlichen Stellen überprüft und als unbedenklich empfunden. Die Basisstationen senden ja auch ein 24-stündiges Dauersignal, damit der Handyempfang gewährleistet ist. Somit sind Sie - egal wo Sie sich aufhalten – immer einer Dauerbestrahlung ausgesetzt, da die Mobilfunksignale in jeden Winkel senden – bis in Ihr Schlafzimmer. Somit gibt es – aus gesundheitlicher Sicht gesehen – keine Bedenken, einen Handyblocker zu benutzen.
Wer sind ihre Hauptkunden?
Unsere Hauptkunden sind in erster Linie Lehrer und Schulen, Kinos, Kirchen, Krankenhäuser und Hotels, die dezent in bestimmten Räumen Funklöcher schaffen wollen, um störende Telefonate oder störendes Handyklingeln zu blockieren. Auch Arztpraxen, Therapeuten, Berater und Lehrkräfte jeder Art nutzen den Handyblocker gern, um in begrenztem Wirkungskreis die Störungen durch die Handys auszuschalten.
Wie verwenden Lehrer/innen den Handyblocker in der Schule?
Wir haben oftmals einen persönlichen und lieben Kontakt zu vielen Lehrern, auch aus Deutschland. Viele von ihnen haben die Nase vom ewigen Handygebimmel und Klingeltönen oder SMS schreiben während des Unterrichts voll. Selbst in den Prüfungen wird damit geschummelt. Es gibt im Internet ja schon Dienste, die den Schülern angeboten werden, um beim Betrügen Hilfestellung zu leisten. Einfach die Frage ins Handy eingeben und Antwort kommt prompt per SMS. Die meisten Lehrer haben ihren mobilen Handyblocker in der Tasche und schalten diesen ein, sobald der Unterricht beginnt. Innerhalb von 30 Sekunden haben dann alle Handys in der Klasse kein Netz mehr. Das Einschalten passiert unbemerkt, ohne dass ein Schüler davon überhaupt etwas mitbekommt.
Wird der Handyblocker auch in Deutschlands Schulen verwendet?
Definitiv JA. Viele Lehrer schreiben uns Briefe und Mails, dass sie froh sind, den Handyblocker zu haben und benutzen ihn auch ständig. Damit gehen diese jedem Ärger aus dem Weg, wenn Handys dem Schüler abgenommen oder eingezogen werden müssen. Der Ärger mit den Eltern ist dann vorprogrammiert. Wir bieten aber auch Feststationen an, die mehr Leistung haben und gleich mehrere Klassen mit Funklöchern versorgen. Die meisten Schulen haben irgendwo im Gebäude Kaskadendecken. Die Feststationen werden dort einfach in die Decke gestellt oder an der Wand angeschraubt und vom Lehrer am Unterrichtsbeginn per Fernbedienung eingeschaltet. Einige Schulen haben das Problem so gelöst und haben 2 – 3 Feststationen in der ganzen Schule in die Decken eingebaut. Somit ist die komplette Schule (je nach Größe) versorgt. Jeder Lehrer hat dann eine Fernbedienung in der Tasche, die etwas größer als ein früheres 5 Mark Stück ist. Somit ist es möglich, das es in machen Schulen auf 20 Fernbedienungen pro Gerät kommt. Das gute bei unserem System ist, dass jede Blocker-Fernbedienung auch auf jede Feststation reagiert. Ansonsten hätte man für 3 Blocker 3 unterschiedliche Fernbedienungen in der Tasche. Das würde das ganze wiederum sehr umständlich machen. Man kann die Festsstationen auch durch ein Stromkabel verbinden und alle Blocker zentral vom Lehrerzimmer aus einschalten.
Die Schüler ärgern sich oft am Anfang, dass sie plötzlich keinen Empfang mehr haben, aber finden sich ziemlich schnell damit ab, denn sie wissen ja nicht, wo die Ursache des Funklochs liegt und die Aufmerksamkeit richtet sich wieder mehr auf den Unterricht. Davon profitieren am Ende alle, Lehrer und Schüler.