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Walter Faber - ein unzuverlässiger Erzähler

‘Homo faber’ - Der Unfall am Strand: Vergleich der zwei Versionen 14.07.2013, 17:01

Strand in Griechenland
Bild: dimitrisvetsikas1969 / pixabay [CC0 (Public Domain)]

Walter Faber, Hauptfigur in Max Frischs 'Homo Faber', ist ein unzuverlässiger Erzähler, was mit seinem etwas komplizierten Zugang zur eigenen Emotionalität zu tun hat. Die Schüler/innen vergleichen die zwei Versionen, die Walter Faber über den Unfall am Strand verbreitet. Arbeitsblätter, Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung (Doppelstunde).

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Idee und Arbeitsmaterialien von Db, JKG Bruchsal - danke!

Alle Seiten- und Zeilenangaben beziehen sich auf diese Ausgabe: Max Frisch, Homo faber. Text und Kommentar. Suhrkamp BasisBibliothek 3, Frankfurt am Main 1. Auflage 1998
Sie können die Seitenzahlen mit dem Lehrerfreund-Seitenzahlenumrechner an die von Ihnen verwendete Ausgabe anpassen. Für die hier verwendete Ausgabe gilt: erste Textseite S. 7 - letzte Textseite S. 220

Walter Faber ist ein unzuverlässiger Erzähler (Wikipedia: Unzuverlässiges Erzählen). Besonders gut zeigt dies die doppelte Schilderung des Unfalls am Strand, wo Sabeth von einer Schlange gebissen wird, stürzt und wenig später in einem Athener Krankenhaus stirbt (zur Chronologie siehe: Homo faber: Chronologie in Karten (Reisen, Orte) + Arbeitsblätter).

Ein Vergleich von zwei Stellen mit gleichem Inhalt zeigt die Unzuverlässigkeit anschaulicher als die Analyse einer einzigen Stelle, z.B. die in der Wüste, die hier zum selben Schwerpunkt analysiert wird: Dem unzuverlässigen Erzähler auf die Schliche kommen (lehrerfortbildung-bw.de).

Zum eigenen Erzählen stellt Walter Faber selbst fast am Schluss fest:

"Verfügung für Todesfall: alle Zeugnisse von mir wie Berichte, Briefe, Ringheftchen, sollen vernichtet werden, es stimmt nichts."

S. 216,4-6

Am Anfang fragt er sich, warum er überhaupt erzählt:

"Was ändert es, daß ich meine Ahnungslosigkeit beweise, mein Nichtwissenkönnen! Ich habe das Leben meines Kindes vernichtet und ich kann es nicht wiedergutmachen. Wozu noch ein Bericht?"

S. 78, 13-16

Unterrichtsmaterial und Unterrichtsverlauf

Übersicht über die verwendeten Materialien (Erläuterungen siehe unten):

Der Einstieg kann bspw. über Zitate erfolgen.

Die Erarbeitung erfolgt mit Hilfe der beiden Arbeitsblätter in arbeitsteiliger Partnerarbeit (Arbeitsblätter für die Partnerarbeit (PDF)). Der/die links sitzende bearbeitet AB -1-, der/die rechts sitzende AB -2- .

Vorschaubild: Arbeitsblätter für Partnerarbeit Homo Faber - Unzuverlässiger Erzähler?

Dann schieben beide ihre Blätter nebeneinander und vergleichen. Entweder markieren sie nur und notieren auf ihren Blättern oder füllen gemeinsam das EA-Blatt aus.

Das EA-Blatt ermöglicht auch eine Erarbeitung allein z.B. als HA. Dafür bearbeitet jede_r beide Textstellen. Das ist aber nicht so effektiv wie ein gründliches Erarbeiten einer Textstelle und dem Vergleichen zu zweit (Arbeitsblatt für die Einzelarbeit (PDF))

Die ausführliche Lang-Lösung (ausführlicher Lösungsvorschlag (für Lehrer/in) (PDF)) ist nur für Lehrerhand gedacht. Als gemeinsames Ergebnis könnte die Kurz-Lösung z.B. auf Folie oder als Tafelbild entwickelt werden (Vorschlag: Lösungsvorschlag (Tafelbild, Folie oder Kopie) (PDF)).

Im Unterricht sollte abschließend diskutiert werden, warum Walter Faber "unzuverlässig" erzählt. Insgesamt ist das unzuverlässige Erzählen wohl Ergebnis seines Verdrängens bzw. des späteren Verarbeitens der Schuld:

Die erste Stelle ist emotional-erlebend, recht frisch, aber ungenau (unbewusst verdrängend?) erinnert. Walter Faber liegt im Krankenhaus, wacht gerade auf und hört Hanna. Er kann sicher Hanna gegenüber gleich bei diesem ersten Wiedersehen noch nicht zugeben, dass er etwas mit ihrer Tochter hat(te). In dieser Version lässt er z.B. Sabeths Erschrecken vor seiner Nacktheit weg, betont dagegen seine Rettungsversuche beim Transport.

Die zweite Stelle ist in zeitlichem Abstand zum Unfall, eine Art Rekonstruktion, er besucht mit Hanna den Tatort. Dies schildert er sachlicher, distanzierter, betont zunächst das Fürsorglich-Väterliche und ergänzt dann die noch fehlenden Details des Sturzes über die Mauer. Er deutet seine Schuld am Unfalltod an, nimmt sie aber zugleich zurück ("Was den Unfall betrifft, habe ich nichts zu verheimlichen." S. 169,1) und schiebt sie Sabeth zu ("Dann der Unsinn, daß sie vor mir, wo ich nur helfen will, langsam zurückweicht (…)" S. 171,3f).

Die oben genannten Zitate können, wenn sie als Einstieg benutzt wurden, am Schluss wieder aufgegriffen werden oder erst jetzt den Impuls geben, um die Diskussion auszuweiten von der konkreten Schuld am Unfalltod auf Walter Fabers allgemein verfehltes Leben - "es stimmt nichts." S. 216,6

Mögliche Hausaufgabe: Lesen und Deuten der indirekt wiedergebenen "Diskussion mit Hanna!" S. 184,12 - S. 185,3 Was sind (laut Hanna) Fabers Irrtümer?

Als Thema der nächsten Stunden bietet sich an: "Nach Sabeths Tod - Fabers Wandel?" am Beispiel des Cuba-Aufenthalts S. 187, 9 - S. 198, 11.

Wie oben erwähnt: Seitenzahlen umrechnen mit diesen Werten: erste Textseite S. 7 - letzte Textseite S. 220

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