Der rasche Notenschlüssel

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Notenschlüsselrechner Pro

Krasse Kontroll-Kultur-Schule

‘Notenspiegel jeder Klassenarbeit bei der Schulleitung vorlegen’ 28.02.2013, 21:18

Kontroll-Auge
Bild: pixabay/Felix_Broennimann [CC0 (Public Domain)]

Es gibt tatsächlich Schulen, an denen werden Lehrer/innen zum Gespräch gebeten, wenn die Noten ihrer Klassenarbeiten keine Normalverteilung aufweisen. Kein Wunder, wenn in solchen Schulen ein ungutes Kontrollklima das pädagogische Arbeiten versaut.

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  • (geändert: )

Die Bloggerin Lotta hat nach dem Referendariat nun an einer neuen Schule einen Job angenommen und erlebt dort eine etwas eigenartige Kontroll-Kultur:

Ich bin nach wie vor in der Eingewöhnungsphase in meiner neuen Schule und lerne, nachdem die Anfangseuphorie nachlässt, auch die Schattenseiten kennen.[...]

Jetzt muss ich meinen Notenspiegel jeder Klassenarbeit mit der Punkteverteilung, dem Durchschnitt, dem prozentualen Anteil nicht mehr ausreichender Noten sowie drei Beispielklassenarbeiten bei meinem Abteilungsleiter zur Genehmigung vorlegen. Hat der Notenspiegel keine Normalverteilung wird zum Gespräch geladen, um herauszufinden woran das liegen könnte.

Ich komme mir gerade kontrollierter vor, als im ganzen Referendariat. Ich finde es seltsam, dass ausgebildeten Lehrern nicht zugetraut wird eigenverantwortlich eine Klassenarbeit zu stellen und zu bewerten.

Lotta macht Krach 28.02.2013: Alles ist anders. Oder: Warum ich Lehrer nicht mag.

Das klingt nicht nur nach übermäßiger Schikane, sondern auch nach sinnlosem Papierkrieg und immenser Zeitverschwendung für alle Beteiligten. Allerdings lesen wir dann einen Kommentar vom Blogger clownfish:

Ich bin einer dieser Lehrer, denen man Arbeiten vorlegen muss. Die Erfahrung zeigt mir leider, dass das nötig ist. Vermutlich haben wir jede Menge Kollegen, bei denen über x Jahre nichts zu beanstanden war, aber es gibt auch einige, da ist es immens vonnöten, helfend/korrigierend einzugreifen.
“Jeder braut sein eigenes Süppchen.”
Das ist eins der größten Probleme bei Lehrern. Türe zu und gut is. Hospitieren verursacht Schweißausbrüche, Praktikanten verweigert man sich und hart erarbeitete Materialien sind für einen selbst. Soll sich jeder selbst seine Lorbeeren verdienen. Das ist ärgerlich und schadet auch der Qualität einer Schule.

Kommentar von clownfish zu Lotta macht Krach: Alles ist anders

Nun könnte man die (durchaus offene) Frage stellen, ob schlechte Lehrer/innen dadurch besser werden, wenn man sie kontrolliert. Würde es nicht reichen, diejenigen zu kontrollieren, die extrem negativ aufgefallen sind (solche gibt es wirklich: Lehrer/innen, die 90% der Klasse eine 5 geben)? Die anderen werden ihre Notenschlüssel so hinbiegen, dass die Gutachter/innen damit zufrieden sind. Wird dadurch der Unterricht besser? Lernen die Schüler/innen dadurch mehr?

Die Normalverteilung beim Klassenspiegel

Die Gier nach normalverteilten Notenspiegeln zeigt, dass das von Lotta beschriebene System von seelenlosen Bürokraten erfunden wurde. "Normalverteilung" beim Klassenspiegel bedeutet: Es ist "normal", dass die meisten Noten im befriedigenden Bereich liegen, im (sehr) guten und (sehr) schlechten liegen nur wenige. Hier ein Beispiel für einen normalverteilten Notenspiegel (SD = 1.3):

Normalverteilter Notenspiegel (noten 1-6)

Wer erwartet, dass Klassenarbeiten grundsätzlich Normalverteilungen erwirken, hat die basalsten Grundlagen von Pädagogik und Unterricht nicht verstanden. Mehr dazu: Note 'Eins' wird zu selten vergeben.

Einen schönen Gedankengang hat die Frankfurter Rundschau zum Fall Czerny (die Grundschullehrerin mit den guten Klassenschnitten):

Das Vermischen von Bildungs- und Sortierauftrag bei den Noten ist die folgenschwerste Fehlkonstruktion unseres Schulsystem. Unverständlich, dass unsere Wissensgesellschaft sie toleriert. [...] Vermutlich liegt es daran, dass die Normalverteilung der Noten die Lehrer von Verantwortung für den Lernerfolg frei spricht. Nur mäßiger Lernerfolg und schlechte Noten sind im Reich der Normalverteilung keine pädagogischen Niederlagen, sondern eben normal. Und Lehrer lernen, Tests so zu gestalten, dass es genug schlechte Noten gibt.

Frankfurter Rundschau 18.08.2008: Die Angst vor guten Noten

Pädagogik-Killer: Klima der Kontrolle

Was geschieht in einer Schule, in der ein Klima der Kontrolle herrscht? In der kreative Spielräume reduziert werden, in der Rechtfertigung wichtiger ist als pädagogisches Handeln? Eines der Hauptprobleme für viele Lehrer/innen ist tatsächlich der mangelnde Gestaltungsspielraum im Schulsystem:

Jeder Idealismus wird im Keim erstickt. Viele Lehrer/innen, die mehrere Jahre im Schuldienst sind, sehen Schule als Vollzugsanstalt. Man geht hin, um für Geld etwas zu tun, was Politiker/innen ersonnen haben und die niederen Vertreter/innen der Kultusverwaltung (Schulämter, Schulleitung etc.) durchsetzen. Das kommt natürlich bei den Schüler/innen an, die ebenfalls nur noch in die Schule kommen, um gute Noten zu bekommen, aber nicht, weil es ihnen Spaß macht oder sie gar etwas lernen wollen.

Lehrerfreund 12.10.2011: Die Hauptursachen für Burnout bei Lehrer/innen

Die Schulleitung bestimmt das Klima an Schulen maßgeblich. Wenn von oben ein Überwachungsfetisch durchgesetzt wird, erzeugt das eine Atmosphäre des Misstrauens und Neides - die sicher viele Lehrer/innen ungewollt an ihre Schüler/innen weitergeben. Und wer den Lotta-Beitrag weiterliest, wird feststellen, dass genau das in dieser Schule der Fall zu sein scheint: Einzelkämpfertum, Streitereien darum, wer warum mehr Geld verdient, null Kooperation.

Der Fisch kontrolliert eben vom Kopfe her.

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Kommentare

33

Zum Artikel "‘Notenspiegel jeder Klassenarbeit bei der Schulleitung vorlegen’".

  • #1

    NEUE URL:
    http://bioinformatik-emden.de/notenschluessel/

    schrieb T. Schmidt am

  • #2

    Nun… für alle Lehrenden die sich eine einfache Erstellung eines Bewertungsschema/Punkte-zu-Noten-Schlüssels wünschen das eine normalverteilte Notenverteilung als Ergebnis hat, gibt es hier ein kleines kostenloses Webtool:

    http://bioinformatik-emden.de:8080/notenschluessel/

    Über Anregungen/Wünsche freue ich mich immer; das Tool kann ich gerne noch erweitern falls gewünscht.

    schrieb T. Schmidt am

  • #3

    Gute Lehrer geben gute Noten, schlechte Lehrer geben schlechte Noten. Das wusste schon mein Uniprof. Schlechte Noten kommen nur zustande, weil ein Lehrer im Unterricht nichts vermitteln kann.

    schrieb Erich am

  • #4

    Genau das ist meine Erfahrung: Lehrer, die kaum etwas leisten im Unterricht (die neueste Masche: sie schicken den Schülern SMS, dass sie heute nicht kommen) geben gute Noten und werden von allen in Ruhe gelassen. Lehrer, die etwas verlangen, müssen vorher auch unterrichtet haben, sonst gibt es natürlich Beschwerden. Ich warte nur, dass mir einmal einer auf den Schlips steigt, dann geht es rund. Aber ich glaube, die da oben ahnen das und fragen daher nie nach bei mir…

    schrieb AnnDido am

  • #5

    Das ganze Problem ist doch hausgemacht. Erst konnten sich die Bundesländer nicht auf einen Lehrplan einigen, und dann ist es natürlich undenkbar, dass Lehrer X die gleichen Arbeiten schreiben muss wie Lehrer Y.
    Nun entwickelt also der Lehrer sowohl den Unterricht als auch die zugehörigen Test und fühlt sich dann – siehe Artikel – auf den Schlips getreten, wenn er erklären muss warum seine Noten von der „Normalität“ abweichen.
    Allein den Satz „Ich finde es seltsam, dass ausgebildeten Lehrern nicht zugetraut wird eigenverantwortlich eine Klassenarbeit zu stellen und zu bewerten.“ muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Ein ausgebildeter Lehrer ist unfehlbar – genau das sagt der Satz aus.
    Man stelle sich unser Leben vor, wenn jeder der einen akademischen Grad erworben hat, derart selbstherrlich denken würde. Als würde ein Richter noch Anwälte benötigen, als erfahrener Jurist kann er und er allein Urteilen was richtig oder falsch ist. Alle Prüfinstanzen, wie Prüfingenieure oder Zulassungen etc. könnten wir uns sparen. Wäre ja noch schöner zu glauben ein ausgebildeter Ingenieur sei in der Lage einen Fehler zu machen.

    Die Problematik wäre doch ganz schnell gegessen, würde man einheitliche Lehrpläne verwenden und Standardtest schreiben. Deren Benotung dann sogar lehrerunabhängig erfolgen könnte.
    Die Vorteile lägen auf der Hand. Statt dass Tausende Lehrer jedes Jahr versuchen einen objektiven Test zu formulieren und sich danach um Verschiebung der Notenspiegel kümmern müssen, müsste diese Arbeit nur einmal erbracht werden.
    Natürlich würden sich schnell neue Fragen stellen, z.B. ob der Lehrer mit den schlechten Notenschnitten nun die schlechteren Schüler hat oder ob er selbst vielleicht der Schlechte ist… beides wird es geben.

    Der einzige Nachteil eines bundesweiten Lehrplans mit Standardtest den ich regelmäßig höre ist, dass die den Ablauf verkompliziert weil Arbeiten nicht simultan geschrieben werden können.
    Aber an so was erkennt man nur die Betriebsblindheit. So z.B. fallen bei der theoretischen Führerscheinprüfung auch genug Menschen durch – obwohl alle Fragen und Antworten vorher feststehen und angesehen werden können.
    Der Auftrag der Schule ist es doch nicht ein paar Schülern leuchtende Augen zu passen und andere Augen mit Tränen zu füllen. Der Auftrag ist den nächsten Generationen Wissen für das folgende Leben zu geben. Diese Wissen SOLL doch gar nicht geheim sein, damit man bei Test Spreu von Weizen trennen kann. Dieses Wissen soll so einfach wie möglich verfügbar sein, damit jeder jederzeit lernen und auffrischen kann.

    schrieb Jackie251 am

  • #6

    @Ägreas

    Auf Verlangen muss der/die einzelne LehrerIn die Klassenarbeiten und die Ergebnisse (Notenverteilung) der Schulleitung selbstverständlich vorlegen. Die Schulleitung trägt die Gesamtverantwortung für die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung an einer Schule. Die Schulleitung ist gegenüber den Lehrkräften weisungsbefugt.

    Wie dies im Einzelnen abläuft, regelt jede Schule/Schulleitung eigenständig. Manchmal müssen Klassenarbeiten automatisch der Schulleitung vorgelegt werden. In anderen Fällen werden die Klassenarbeiten in Ordnern im Lehrerzimmer abgeheftet und sind somit auch für die Schulleitung zugänglich.

    schrieb Phystein am

  • #7

    Ich lese gerade interessiert diese Kommentare zum Thema Notenspiegel und Klassenarbeiten vorlegen. Ich wüsste gerne, ob es zu den Dienstpflichten eines Lehrers gehört, dieses zu tun oder nicht. Habe es nämlich zuletzt einige Male versäumt und bald ein Gespräch mit der Abteilungsleitung darüber. Weiß jemand etwas?? Droht da größerer Ärger?
    Bin gespannt…

    schrieb Ägreas am

  • #8

    Oft sind es diejenigen Lehrer, die am wenigsten tun, die dann die besten Noten geben - damit ja keiner auf die Idee kommt, sich zu beschweren. Sie können es sich ja gar nicht leisten, negativ zu beurteilen. Da käme dann heraus, was sie so alles (nicht) machen. Und aus Kollegialität beschwert sich dann auch keiner. Die Schüler schon gar nicht.

    schrieb Claudia am

  • #9

    also…
    der Glaube an eine überragende Aussagekraft der Normalverteilung bei den Noten ist Unsinn. Das ist etwa so, wie wenn Autobahnen danach beurteilt würden, wie viele Unfälle welchen Schadensgrades pro 1000 Benutzer vorkommen und diese Statistik eine realitätskonforme Aussage über die Qualität der Autobahn ergeben soll.
    Es gibt bessere (und wesentlich komplexere) Kriterien für eine Qualitätsbeurteilung von Tests und Arbeiten. Die Normalverteilung ist darin als ein Teil enthalten.
    Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die Kultusministerien eine solche zeitintensive Maßnahme wirklich (finanzieren) wollen - und ob sie die nötigen Fachleute aus ihren eigenen Reihen in der erforderlichen Personenzahl dafür besitzen…

    schrieb blupp am

  • #10

    “Was passiert denn mit dem Schüler oder der Schülerin, die sich dann im zweiten Anlauf verschlechtert. Kommt vor. Trotzdem bei ihr die erste Arbeit werten? Geht rechtlich nicht.”

    Ich muss leider wieder mal feststellen: Kommt auf das Bundesland an. In Hessen MUSS bei einer Wiederholung die bessere Arbeit gewertet werden!

    schrieb rwadel am

  • #11

    @Niveauunterscheider
    1. Zitat: „“Und diese Schüler berichteten mir, gab es dort Mitschüler, denen an ihrer Schule ein niedriges Niveau geboten wurde.”
Aha.“
    Mit Ihrem „Aha“ kann ich zwar nicht viel anfangen, befürchte aber, dass Sie mich falsch verstanden haben. Ich merke schon, dass ich mich genauer ausdrücken muss. Ich werde also meine Aussage von oben mit Anmerkungen wiederholen:
    Und diese Schüler (die jetzt auf dem beruflichen Gymnasium in Klasse 13 sind und vorher bei mir auf der Realschule A waren) berichteten mir, gab es dort Mitschüler (die vorher auf der Realschule B/C/D waren), denen an deren Schule (Realschule B/C/D) ein niedriges Niveau geboten wurde.
    Ich hoffe, der Satz ist jetzt verständlich.
    So, und welche Schüler sind am Ende von Klasse 11 am berufliches Gymnasium nicht mehr mitgekommen? Viele Schüler der Realschulen B/C/D. Diese tun mir leid, denn ihnen hat man Chancen im Vorfeld verbaut!

    2. Zitat: „„Aber trotzdem beklagen Sie eine “Notenerosion”. Widersprechen Sie sich da nicht?“
    Ich sehe da keinen Widerspruch. Es gibt eine Notenerosion. Viele Lehrer werden Beispiele dafür kennen. Und genau aus diesem Grund sollte man darauf verzichten, weil Noten, die einer Beliebigkeit unterliegen, wertlos sind.

    3. Zitat: „Und das machen Sie jetzt Ihren Schülern zum Vorwurf?“
    Aus welchem Grund sollte ich es ausgerechnet den Schülern zum Vorwurf machen? Lehrer und Schüler sind eher die Opfer des Systems. Hier würde ich Sie um eine genauere Begründung bitten.

    4. Ihre Bemerkung zur Diskussionsteilnehmerin Andrea:
    Sie machen es ihr zum Vorwurf, dass sie ihre Schüler jetzt (angeblich) mit guten Noten unterfordert. Warum? Sie beklagt es ja selber. Was soll Sie denn Ihrer Meinung nach tun? Sich weiterhin den Angriffen ihrer Schüler, Eltern, Kollegen und Schulleitern aussetzen. Oder mal eben die Schule wechseln?

    5. Eine Frage an Sie, werter Kollege: Wie machen Sie das denn mit dem Niveau und den Noten? Vielleicht kann man durch Sie noch fruchtbare Erkenntnisse gewinnen. Wir alle sind ja lernfähig und wollen es besser machen. Ich will ja nicht ausschließen, dass viele völlig falsch liegen.


    Ansonsten komme ich noch mal auf das eigentliche Thema zurück.
    Eine zwanghafte Normalverteilung herzustellen ist sinnlos. Dafür sind Schulklassen zu verschieden. Dennoch muss man interessanterweise feststellen, dass sich dennoch oft eine solche (annähernde) Normalverteilung bei der Auswertung von Klassenarbeiten ergibt. Trotzdem wäre es völliger Unsinn zu sagen, es muss immer auch 5en und 6en geben, genauso wie es auch immer 1en und 2en geben muss. Das sollte sich ausschließlich aus der sachlichen Bewertung der Antworten ergeben und nicht aus einer sozialen Bezugsnorm (wie es die Normalverteilung vorschreibt).
    Manchmal ergeben sich auch Verteilungskurven, die einem Zwillingsgipfel entsprechen. Viele gute, wenig mittelmäßige und viele schlechte Schüler. Dann ist das so.

    Alle Klassenarbeiten generell VOR dem Schreiben der Schulleitung zur Genehmigung vorzulegen, macht nicht unbedingt Sinn. Trotzdem ist es die Aufgabe der Schulleitung, sich über Klassenarbeiten zu informieren und -wenn nötig- korrigierend einzugreifen. Die Schulleitung ist für die Qualitätsentwicklung an Schulen zuständig! (Dank @Claus Fischer)

    Eine Wiederholung von Klassenarbeiten hat sicherlich Vor- und Nachteile. Meiner Meinung ist aber, wenn die Klassenarbeit durch den Unterricht angemessen vorbereitet wurde, dem Schulstufenniveau und der Arbeitshaltung der Klasse generell entspricht und dennoch schlecht ausfällt, dann sollte man sie nicht wiederholen. Was passiert denn mit dem Schüler oder der Schülerin, die sich dann im zweiten Anlauf verschlechtert. Kommt vor. Trotzdem bei ihr die erste Arbeit werten? Geht rechtlich nicht. Noch eine dritte Chance geben? Das weckt Begehrlichkeiten bei anderen Schülern. Soll man als Lehrer dann nur noch sagen: Hast halt Pech gehabt! Sehr pädagogisch und sehr motivierend…

    schrieb Phystein am

  • #12

    @Andrea
    “Ich sehe es übrigens auch so, dass Schüler chronisch unterfordert werden und sich dem Leistungsniveau entsprechend anpassen.”
    Das heisst, weil Sie die Schüler vorher regelmässig so angemessen schlecht benotet haben, dass diese permanent in Arbeiten versagten, deshalb unterfordern Sie diese jetzt mit guten Noten?

    @Phystein
    “Und diese Schüler berichteten mir, gab es dort Mitschüler, denen an ihrer Schule ein niedriges Niveau geboten wurde.”
    Aha.
    “Ich bin eher der Meinung, dass man darauf gut verzichten könnte.” Aber trotzdem beklagen Sie eine “Notenerosion”. Wiedersprechen Sie sich da nicht?
    “Qualität vor Quantität! Nur darauf ist unser gegenwertiges System leider nicht ausgelegt.”
    Und das machen Sie jetzt Ihren Schülern zum Vorwurf?

    schrieb Niveauunterscheider am

  • #13

    @Andrea
    Ich kann Ihre Anpassung (nach unten) wirklich nachvollziehen. Wenn die Schulleitung Ihnen nicht den Rücken stärkt, haben Sie keine andere Wahl. Jede Wiederholung von Klausuren bedeutet Niveauverlust. Das Thema wird nochmal wiederholt, die Aufgaben werden einfacher gestaltet oder ganz herausgenommen, der Notenspiegel wird mit der Gummiband-Methode gestreckt usw…

    Die Schulleitung muss vorgeben, welche Leistung sie von Schülern und Kollegium erwartet und muss dies auch nach außen vertreten. Wenn alle da mitziehen, ist der Einzelne nicht angreifbar. Wenn man jedoch alleine dasteht, ist man ein perfektes Ziel. Aber allzuoft wählen Schulleitungen auch den einfachen und entspannten Weg. Leider…

    @Niveauunterscheider
    Die Operatoren sind sozusagen nur Hilfsmittel, um das Niveau einer Aufgabe grundsätzlich festzulegen. Erst dann kommt der Inhalt, um z.B. eine Erläuterung sinnvoll inhaltlich zu füllen. Das hat nichts mit “Niveau-Huberei” zu tun. Ich fordere nur das Niveau ein, dass man auf einer Realschule erwarten kann und muss. Dazu muss ich nicht auf einer Eliteschule sein. Will ich auch gar nicht. Ich unterrichte aus Überzeugung Haupt- und Realschüler. Bei Hauptschülern setze ich ein anderes Anforderungsnivieau an als in einer Realschulklasse. Ich fordere ein für die jeweilige Stufe hohes Niveau ein. Vielleicht haben Sie mich da missverstanden. Beide Schülergruppen müssen ihr jeweiliges Niveau erreichen, ansonsten brauchen wir keine Abschlüsse mehr vergeben!

    Das Niveau ist nun mal durch curriculare Vorgaben (deren Inhalt auch bei hohem Niveau kaum aus Zeitgründen zu schaffen ist) vorgegegeben. Und wenn es so kommen sollte, dass ein Schüler das Realschulniveau auch nach Wiederholung der Klasse und/oder individueller Förderung nicht erreicht, dann ist das eben so. Dann ist er auf einer anderen, niedrigeren Niveaustufe besser aufgehoben. Das gilt genauso für Gymnasiasten. Die Rückläufer, die ich in meinen Klassen hatte, brauchten zwar zunächst mehr oder weniger seelischen Balsam, dennoch empfanden sie es als weitaus entspannender und konnten später auf dem beruflichen Gymnasium trotzdem ihr Abitur machen. Und diese Schüler berichteten mir, gab es dort Mitschüler, denen an ihrer Schule ein niedriges Niveau geboten wurde. Und dies bedeutete dann das Ende nach Klasse 11. Die waren komplett überfordert. Wem hat man nun einen Gefallen getan?

    Und wenn man seinen Unterricht gut macht, werden Schüler dementsprechend auch ihre Kompetenzen erwerben und einige vielleicht sogar ihren “Anforderungsrahmen” nach oben verlassen können. Nur das braucht Zeit. Und das ist schließlich unser Ziel als Lehrer, dass wir uns selbst überflüssig machen!

    Wenn man es schafft, Schüler so zu “füttern”, dass sie ihre eigene Meinung bilden und argumentativ belegen können, dann kann es bei einer mündlichen Abschlussprüfung passieren, dass sich ein Prüfling mit dem Prüfer so richtig “in die Wolle” kriegt. Ich habe es erlebt. Ich teilte nicht die Meinung meines Prüflings, aber er hat seine Ansicht absolut genial und sachlich vertreten. Perfekt, was will ich mehr!

    Und beim Thema Benotung bin ich ganz Ihrer Meinung: Die vornehmliche Aufgabe eines Lehrers sollte wirklich nicht die Benotung sein. Ich bin eher der Meinung, dass man darauf gut verzichten könnte. Die Schüler sind doch nur noch auf Benotung konditioniert. Wie man an den Beiträgen erkennen kann, hat die Notenerosion schon überall eingesetzt. Dieses System wird irgendwann am Ende sein. Da gibt es bessere Möglichkeiten den Lernstand eines Schülers zu erfassen. Mir kommt es nicht auf die Menge des gelernten Wissens an, sondern auf den angemessenen Umgang damit. Qualität vor Quantität! Nur darauf ist unser gegenwertiges System leider nicht ausgelegt.

    schrieb Phystein am

  • #14

    @Phystein
    Wenn Sie mit Ihrer Niveau-Huberei nur auf der Unterscheidung zwischen erläutere und beschreibe, herum turnen, dann befürchte ich, verwenden Sie auch auch den Begriff “hohes Niveau” an der falschen Stelle.

    Die vornehmlich Aufgabe, werter Kollege, eines Lehrers sollte die effektive und verantwortungsvolle Lehre sein. Nicht die Benotung. Falls Ihre Schüler zwar das Potential haben, was Sie ja behaupten, dann lehren Sie diesen doch bitte schön, dieses Potential zu nutzen und auf ein höheres Niveau zu kommen.

    Vielleicht sind sie einfach nur an der falschen Schule. Suchen Sie sich doch eine Eliteschule, denn Ihr Kommentar klingt eher nach: Ich sitze auf meinem hohen Niveau-Ross und die armen Schülerwürmchen müssen sich gefälligst auf mein Niveau herauf begeben, ansonsten haben sie in meiner Klasse nichts verloren.

    Wer jedoch schon Ihr hohes Niveau hat, muss vermutlich auch nichts mehr von Ihnen lernen?

    schrieb Niveauunterscheider am

  • #15

    @Phystein
    Sie schreiben mir aus der Seele. Ich habe am Gymnasium, im Gegensatz zu meinen Kollegen, auch eine hohes Niveau eingefordert und war deshalb ständig auf Elternabenden und bei der Schulleitung vorstellig. Außerdem musste ich die Hälfte der Klausuren und Klassenarbeiten wiederholen. Jetzt habe ich mich angepasst und mein Leben verläuft deutlich entspannter.

    Ich sehe es übrigens auch so, dass Schüler chronisch unterfordert werden und sich dem Leistungsniveau entsprechend anpassen.

    schrieb Andrea am

  • #16

    Leider sagen Notendurchschnitte genau genommen so gut wie nichts aus. Es kommt rein auf das Anforderungsniveau (I: Reproduktion, II: Reorganisation/Transfer, III: Reflexion/Problemlösen) der Klassenarbeit an. Man kann den Notendurchschnitt einer Arbeit beliebig nach oben oder unten schrauben, indem man das Anforderungsniveau entsprechend in der Arbeit festlegt.

    Beispielkollege 1:
    Für solche ist es somit ein leichtes Spiel, sich bei Schülern, Eltern und (unachtsamen) Schulleitern beliebt zu machen. Geringes Anforderungsniveau = guter Notenspiegel. Da gibt es dann in einer Realschulklasse nur “nenne”, “beschreibe” und Multiple Choice mit lächerlichen Falschaussagen (Anforderungsniveau I). (Anm.: Habe grundsätzlich nichts gegen Multiple Choice, müssen nur “gute” falsche Anworten besitzen.) Positiver Nebeneffekt: So eine Arbeit lässt sich schnell korrigieren.

    Beispielkollege 2:
    Dieser hat dann ein Problem, da er ein entsprechendes Anforderungsniveau II (für Realschule üblich: “erkläre”, “erläutere”, “analysiere”) in seinen Klassenarbeiten einsetzt. Der Schnitt wird höchstwahrscheinlich schlechter sein. Negativer Nebeneffekt: Hoher Korrekturaufwand und Ärger mit Schülern und Eltern ist vorprogrammiert: “Letztes Jahr bei Herrn XY hatte ich eine 2 und jetzt bei Ihnen eine 4.” Obwohl bei diesem Kollegen ein “ausreichend” mehr inhaltlichen Wert haben wird als ein “gut” von Kollege 1.

    Ich spüre dies gerade am eigenen Leib. In meiner früheren Schule hatten wir ein sehr hohes Niveau. Und dieses wurde von ALLEN Kollegen gehalten und eingefordert. So etwas kommt auch bei Eltern gut an und die Schüler haben spätestens beim Wechsel auf die berufsbildende Schule oder in die Ausbildung etwas davon. Das geht auch ohne übermäßigem Leistungsdruck. Aber Einsen und Zweien werden nun mal nicht verschenkt.

    Auf der jetzigen Schule sieht das leider anders aus. Dort hat wohl vor Jahren ein Niveauverfall stattgefunden. Da können Realschüler einer 10. Klasse mit Operatoren wie “erläutere” oder “interpretiere” absolut nichts anfangen. Da fängt man im Unterricht bei Null an. Das liegt nicht unbedingt daran, dass diese Schüler nicht ein entsprechendes Leistungsnivieau grundsätzlich haben, sondern dass diese Schüler jahrelang permanet unterfordert wurden.

    Trotzdem wird es Schüler geben, die ein höheres Niveau nun mal nicht halten können, trotz guten Unterrichts. Da nützt auch so etwas wie Binnendifferenzierung nichts, wenn danach für alle die gleiche Arbeit geschrieben werden MUSS. Da gibt es “Einser” und notfalls auch “Sechser”! Und wenn es Arbeiten mit vielen Einsen bei passendem Anspruch gibt, ist doch super!

    Ich werde mein hohes (und notwendiges) Niveau weiterhin halten und verteidigen. Soll nicht heißen, dass ich sehr schlecht ausgefallene Arbeiten (schlechter als 4,0) nicht kritisch reflektiere. Habe ich die Aufgaben vielleicht unverständlich formuliert? Wie sind die Schüler sonst im Unterricht? Meine Notendurchschnitte liegen meistens bei etwa 3,0 bis 4,0. Mindestens 50% der Punkte sind Aufgaben des Anforderungsniveau II. Der Rest verteilt sich auf Niveau I und III. Sollte aber eine zu schlechte Arbeit zu der Arbeitshaltung und der Leistung der Klasse passen, dann wird sie eben genehmigt. Der Schnitt meiner Kollegen liegt eher bei 2,0 bis 3,0. Kein Wunder: fast ausschließlich Niveau I.

    Dafür muss man aber schon ein dickes Fell (und in meinem Fall ein Amt) haben, um dies durchzuhalten. Außerdem habe ich aufgrund dieser Erfahrung angeregt, dass Klassenarbeiten daraufhin überprüft werden können, ob sie ein entsprechendes Anforderungsniveau aufweisen. Jede Arbeit soll einen Schlüssel enthalten, an dem das Niveau schnell erkennbar ist. Das Niveau lässt sich recht leicht über die Operatoren bestimmen. Und die Arbeiten müssen dann natürlich entsprechend auch korrigiert werden. Z.B.: Gesamtpunktzahl 40: Verteilung der Aufgabenpunkte auf Anforderungsniveau I / II / III : 5 / 25 / 20. Eine solche Arbeit hätte an einer Realschule schon ein überdurchschnittliches Niveau. Eine Punkteveteilung von 15 / 25 / 0 wäre eher unterdurchschnittlich. Der Notenspiegel wäre dann nachrangig.

    schrieb Phystein am

  • #17

    @castania: Wie immer in Deutschland, kommt es auf das Bundesland an:
    “Wenn in einer 7. Klasse 60% der Schüler NIE Hausaufgaben macht, trotz Rücksprache mit den Eltern, dann ist eine Quote von 60% Fünfen und Sechsen eben die Konsequenz. Die Arbeit wird von der Schulleitung mit Hinweis auf die Arbeitshaltung mit Sicherheit genehmigt.”
    Nach hessischem Schulrecht hieße das ganz klar: Arbeit MUSS wiederholt werden; es gibt keine andere Möglichkeit!

    schrieb rwadel am

  • #18

    Unserer früherer Chef hat es geliebt, Chaotenklassen zu bilden. Alle Problemschüler einer Jahrgangsstufe kamen in eine Klasse und die jüngsten und unerfahrensten Lehrer dazu. Manchmal gab es dann hier die besten Schnitte!!!
    An manchen Schulen werden auch die Wünsche, wer mit wem im nächsten Jahr in eine Klasse will, von der Schulleitung akzeptiert.
    Gleich und gleich gesellt sich gern!

    Dazugelernt hat unser ehemaliger Chef erst, als er sich vor dem Verwaltungsgericht rechtfertigen musste, weil in solch einer Problemklasse in mehreren Fächern kein Schüler eine Note besser als “ausreichend” hatte.

    schrieb Helmut Gaßner am

  • #19

    wenn clownfisch schreibt: “Jeder braut sein eigenes Süppchen.”, dann hat er damit zu 90% Recht.

    Und wenn 60% Sechsen und Fünfen bei einer Arbeit heraus kommen und die beste Note eine Drei ist, dann liegt das Problem fast immer bei dem/der Kollegin.
    Tritt dieses Phänomen an einer Schule gehäuft auf, dann liegt DAS Problem immer, aber wirklich immer, am Kollegium. In Bayern ist dieses Phänomen öfters anzutreffen als man landläufig denkt.

    Institutionalisertes Versagen! nennt sich dieses Phänomen!

    P:S.: Noten werden überbewertet. Besonders in der Mittelstufe.

    schrieb Normalverteilung hin oder her am

  • #20

    Ich finde es eine sehr einseitige Stellungnahme einer Schule das - bei einer Klassenarbeit 26 (!) von 30 Schülern eine Note 5 bzw. 6 haben - als Grundlage nur die Schuldfrage einseitig nur zu Lasten der Schüler argumentiert wird (schlechte Vorbereitung, mangelndes Interesse usw.).

    Die Schule und die Gesetzgebung gleichermaßen (BASS) versagen bei der Frage, in wie fern die Schuldfrage auch in einer mangelhaften Wissensvermittlung begründet sind. Sind Lehrer unantastbar - und über jeden Zweifel erhaben ??

    Ein Fader Beigeschmack, wenn mangelnde Fach-Kompetenz auf dem Rücken der Schüler ausgetragen wird und die Noten als gültig erklärt werden (leider hat man ja die 1/3 Verordnung, in der ein Mindest-Durchschnitt einer Klassenarbeit vorhanden sein muss - gekippt.

    Erschwerend, wenn diese Note dann das Damokles-Schwert bei der Differenzierung / Entscheidung eines kommenden Grund- oder Erweiterungskurses ist mit direkter Auswirkung auf schulische & berufliche Laufbahn.


    Dies nur mal als Kommentar, um die Welt zumindest im Netz mal ein bischen gerade zu rücken…

    PS: Den Vergleich zu normalen Arbeitnehmern können Lehrer auch nicht als Maßstab annehmen, denn dort werden nicht nur die Arbeiten kontrolliert (zum Thema “Kontrollklima”)
    Siehe Dokumentarfilm “Work Hard Play Hard”..
    Trailer : https://www.youtube.com/watch?v=TE0JKY5w9rM

     

    schrieb Juergen am

  • #21

    An meiner Schule (RS in Nds.) ist es seit Jahren üblich, dass 3 Beispielarbeiten mit einem ausgefüllten Formblatt, welches Auskunft gibt über Notenverteilung, Durchschnitt etc. vor der Rückgabe der Arbeiten dem SL übergeben werden müssen. Bisher dachte ich immer, das sei überall so und auch vorgeschrieben.
    Wie man sich täuschen kann.
    Ich habe noch nie gehört, dass jemand wg. eines aus dem Rahmen fallenden Ausfalls zum “Rapport” musste.
    Wenn eine Arbeit extrem schlecht ausfällt, habe ich doch ohnehin die Möglichkeit, um Genehmigung zu bitten, wenn ich nachweisen kann, dass die Vorbereitung und die Arbeit angemessen war.
    Und ist eine Arbeit “zu gut” ausgefallen, dann freu ich mich, und die Schüler auch - und gut is. Das ruckelt sich immer wieder zurecht. ;-)

    schrieb klexel am

  • #22

    Ich würde das nicht so negativ sehen. Wenn man am Anfang ist, dann kann das auch bedeuten, dass man so Hilfestellungen bekommt, die richtige Balance zwischen zu schweren und zu einfachen Arbeiten zu finden. Kann mir vorstellen, dass das gar nicht so leicht ist.

    schrieb Achim am

  • #23

    Da bin ich natürlich ganz genau der gleichen Meinung!

    schrieb Ippig am

  • #24

    @Ippig
    Zitat: “Ein Schulleiter, der nicht auf die Normalverteilung besteht, ist nicht engagiert?”

    Diesen Unfug habe ich nie so formuliert. Ich bin lediglich der Meinung, dass ein Schulleiter einschreiten sollte, wenn eine Lehrkraft ständig Durchschnitte und Notenverteilungen erzielt, die in keinster Weise zur Arbeitshaltung und zu den Ergebnissen in den anderen Fächern passen.

    schrieb Claus Fischer am

  • #25

    Ein Schulleiter, der nicht auf die Normalverteilung besteht, ist nicht engagiert? Seltsames Argument!

    schrieb Ippig am

  • #26

    Erstaunlich ist aber, dass bei unseren Leistungsnachweisen in der Regel annähernd eine Normalverteilung entsteht, obwohl es nirgends gefordert wird.

    An jeder Schule gibt es Lehrer, die stinkfaul und unfähig sind, aber den Schülern und Eltern mit guten Noten den Mund stopfen. Wenn Du dann eine derartige Klasse übernimmst und versuchst, in jeder Hinsicht wieder normale Umstände herzustellen, hast Du Probleme auf allen Ebenen (Eltern, Schüler, Schulleitung).

    Seid dankbar, wenn es Schulleiter gibt, denen nicht alles “wurscht” ist, sondern die sich noch ein wenig engagieren.
    Gruß
    Claus

    schrieb Claus Fischer am

  • #27

    Die Anwendung der “Normalverteilung” auf Klassenarbeiten ist kompletter Nonsens:
    1. mathematischer Unfug, da Gruppengröße viel zu klein.
    2. Stellen Sie sich vor, in Ihrer Sportklasse sind 10 Schüler. Es sind die 10 besten 100-Meter-Läufer der Welt. Bei der Leistungsüberprüfung läuft der Schwächste 9,83 Sekunden - bekommt er jetzt eine 5 in Sport? (müsste er, wenn wir “normal verteilen”)

    Ich kann mich nur wundern, dass es immer noch Schulleiter gibt, die die Normalverteilung verlangen.

    schrieb Ippig am

  • #28

    Ich unterrichte seit über dreißig Jahren naturwissenschaftliche Fächer an einem Gymnasium unter dem mittlerweile dritten Schulleiter und habe bei allen dreien Arbeiten vorlegen müssen, bin aber nie gezwungen worden, die Noten einer Gauß-Verteilung anzupassen. Natürlich hat die Schulleitung das Recht, sich über den Leistungsstand einzelner Klassen zu informieren oder diese Aufgabe zu deligieren. Natürlich gibt es immer wieder mal Ausreißer nach oben und unten. Wenn verschiedene Grundfertigkeiten nicht gelernt werden, wie z.B. in Sprachen die Vokabeln, in Physik und Mathe benötigte Formeln etc., dann fallen die Arbeiten entsprechend negativ aus. Ein(e) ordentliche(r) Schulleiter(in) wird sich dadurch nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen und für den/die KollegIn ist das kein Gang zum Schafott, allerdings würde ich es ablehnen zu gut ausgefallene Arbeiten nachträglich herabzusetzen. Eine gute Diskussionsgrundlage ist eine ausführlich bepunktete Bewertungs-grundlage, dann lassen sich Unstimmigkeiten sachlich besprechen und es kommt kein Verdacht von schlecht nachvollziehbaren Bewertungen auf. Leider lassen gerade in diesem Bereich die Bewertungsgrundlagen bei vielen Arbeiten des Zentralabiturs zu wünschen übrig. Entsprechende Eingaben haben bei den staatlichen Schulämtern bislang keine Änderungen bewirkt.

    schrieb Praktiker am

  • #29

    Danke für den Hinweis :-)

    Würde eine Gauß-Verteilung der Noten von mir gefordert, dann würde ich augenblicklich kündigen.
    Das wird auch klar, wenn man sich das verdeutlicht: Eine Normalverteilung der Noten bedeutet, die schlechtesten 2 müssen eine “5” schreiben. Wenn man von mir forderte, ich müsse nach oben oder unten korrigieren, bis das eintritt - dann hätten eben jene zwei schlechtesten Schüler nie die Chance auf eine bessere Note, egal wie sehr sie sich anstrengen - denn sie werden (im jeweiligen Fach) vermutlich immer zu den Schwächeren gehören. Der Zufall bestimmt, in welcher Klasse man ist, und entsprechend über Jahre hinweg die Note (im guten wie im schlechten). Das wird kein vernünftiger Mensch mit seinem Gewissen vereinbaren können.
    Auch ich habe schon Arbeiten geschrieben, die überdurchschnittlich gut ausgefallen sind, aber auch solche, die unterirdisch gewesen sind. Jedesmal ließ sich das vernünftig nachvollziehen (Arbeitshaltung, Hausaufgaben, etc.). Aber noch nie habe ich irgendwas auf Druck von oben anpassen müssen.  Allein der Gedanke ist gruselig.

    schrieb Jan am

  • #30

    Ich halte es für völlig normal, über den Ausfall der von mir konzipierten Arbeiten (die ich meistens eh vorher mit Fachkollegen abstimme) mit meiner Fachleitung zu sprechen.

    Und ja, es gibt Gründe für “zu gut” und “zu schlecht” ausgefallene Arbeiten: Wenn in einer 7. Klasse 60% der Schüler NIE Hausaufgaben macht, trotz Rücksprache mit den Eltern, dann ist eine Quote von 60% Fünfen und Sechsen eben die Konsequenz. Die Arbeit wird von der Schulleitung mit Hinweis auf die Arbeitshaltung mit Sicherheit genehmigt.
    Wenn in einer fleißigen Klasse mit toller Arbeitshaltung das gleiche Ergebnis herauskommt, dann muss ich mich als Lehrerin (und auch meine Schüler) fragen, was das Problem war, dieses mit den Schülern gemeinsam aufarbeiten und die Arbeit wiederholen.

    Dass eine Gauß-Verteilung in einer Klasse von möglicherweise nur 17 Schülern von allen mir bekannten Mathematikern als lächerlich bezeichnet wird (Einfluss der Stichprobengröße auf die Standardabweichung), lässt mich bei “merkwürdigen” Verteilungen ruhiger schlafen ;-)

    schrieb Castania am

  • #31

    Ja, der Gedanke ist absolut richtig. Im Beitrag oben steht, dass es reichen würde, die extrem negativ auffallenden Lehrer/innen genauer zu betrachten - man müsste natürlich auch diejenigen betrachten, die extrem gute Klassenschnitte erzeugen (wie du vorschlägst)!

    Was aber auf keinen Fall notwendig ist: Das bei jeder Klassenarbeit zu machen. Wir unterrichten doch Individuen. Deshalb sollte es doch sehr häufig vorkommen, dass Klassenspiegel von der Norm abweichen.

    schrieb Der Lehrerfreund am

  • #32

    Guten Morgen! :-)

    Spannend - die Artikel hier eröffnen mir völlig neue Welten und Einblicke, ich hoffe davon etwas zurückgeben zu können und bin gespannt auf den weiteren Austausch!

    Ich (mal selber Schülerin gewesen, nun Mutter eines 13jährigen Schülers, selbständig) schaue von außen ... als “indirekt Betroffene”. Und beim Lesen dachte ich spontan: ich war davon ausgegangen, dass das PFLICHT ist, das “aus der Norm fallende” Notenergebnisse vorgezeigt werden müssen. Wobei ich “die Norm” nicht erstrebenswert finde - aber das Abweichen hat Gründe, die ich für “herausfindenswert” finde!

    Fall A: eine Arbeit ist von den Noten her “negativ abweichend” - da würde ich mir als Schulleiter die Frage stellen: wieso konnte der Lehrer so vielen Schülern den Stoff nicht vermitteln????? In der letzten Englischarbeit meines Sohnes gab es nur vieren, fünfen und sechsen ... wie kann denn SOWAS sein??????

    Fall B: eine Arbeit ist von den Noten her “positiv abweichend” - da würde ich als Schulleiter SOFORT :-) wissen wollen, wie der Lehrer DAS geschafft hat! Und dieses best practise-Beispiel allen Kollegen vorstellen!!! Von einer befreundeten Lehrerin ist mir berichtet worden, dass sie mal von jetzt auf gleich den Matheunterricht 9. Klasse des Schulleiters übernehmen musste. War die letzte Stunde vor der Arbeit. Sie sagte dazu: “Ich finde, ich kann vieles richtig gut - aber Mathe konnte ich noch nie!!!” Nun stand sie in der Klasse - und hat die Schüler gefragt, um welches Thema es in der Arbeit gehen würde. Die nächste Frage: wer von euch hat’s verstanden? VIER Finger gingen hoch! Sie hat die Vier dann nach vorne gebeten, um der Klasse zu erklären - während sie sich auf einen der frei gewordenen Plätze setzte. SIE wollte das Thema verstehen. SIE war diejenige, die immer wieder nachgefragt hat ... so lange, bis SIE es verstanden hatte.

    Eine Woche später fragt der Schulleiter, was sie eigentlich während der Vertretungsstunde mit der Klasse gemacht hätte! Auf ihre Nachfrage, warum er das fragen würde, kam die Antwort: “So gut ist noch keine Mathearbeit bei denen ausgefallen!!!!”

    Was ich dann ÜBERHAUPT nicht verstanden habe: als sie anfangen wollte zu erklären, hat er abgewunken. Doch kein Interesse.

    ????????????????????

    Transparenz wäre für mich EINER der Schlüssel zu einem verbesserten Schulsystem. Das hat für mich NICHTS mit Kontrolle zu tun ... aber es muss sichtbar sein, was für Noten gegeben werden. Ansonsten ist dem Machtmissbrauch Tür und Tor geöffnet ...

    Herzliche Grüße, Ulrike Sennhenn

    schrieb Ulrike Sennhenn am

  • #33

    An unserer Schule, einem sprachliches Gymnasium im Zentrum Münchens ist die Regel so, dass zu gute Arbeiten nachkorrigiert werden. Das geschieht auch an anderen Gymnasien in München. Zu schlechte hingegen sind in der Regel kein Problem und werden nur selten auf massive Beschwerde der Eltern nachkorrigiert. Letztes Jahr wurde die angeblich zugut ausgefallene Arbeit einer Kollegin, auf Aufforderung einer Fachschaftskollegin, nachkorrigiert. Dieses Jahr hat die angeblich zugut korrigierende Kollegin keine französisch Klasse mehr bekommen, obwohl viele ihrer Schüler Französisch, aus Begeisterung, weiter belegt haben. Dazu muss man noch sagen, dass es keine Seltenheit an unserer Schule ist, dass bis zur 9. Klasse, komplette Klassen oft ca. 50% Schwund haben.
    Laut Aussage unserer Schülersprecher benötigen in der Oberstufe ca. 80% der Schüler und Schülerinnen z.B. permanent Nachhilfe in Mathematik. Nicht selten sind zum Halbjahr halbe Klassen versetzungsgefährdet.
    Hier läuft etwas komplett aus dem Ruder. Da wünscht man sich die Veröffentlichung der Statistiken für jede Klassenstufe und jede Fachschaft und jede Schule. 
    Hier an der Schule herrscht ein Konkurrenzklima im Kollegium, das ist fürchterlich. In Latein versucht ein Kollege schneller mit dem Stoff fertig zu sein, als der andere. Das ist irre. Immer mehr Schüler und Kolleginnen benötigen psychologische Betreuung.
    Die Schule betont gerne, dass sie eine besonders leistungsorientierte Schule sei. Referendare die nicht bei diesem Irrsinn mitmachen werden entsprechend sanktioniert.
    Mit dem G8 hat das nichts zu tun, das sind hausgemachte Probleme.
    Das ist ein Versagen des Direktorats. In Bayern ist das keine Seltenheit, habe ich das Gefühl.

    schrieb Prima Klima? am

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