Kunststoffe (3): Die künstliche Augenlinse 14.09.2014, 05:23
Wenn Augenärzte sich daran machen, mit einem Linsentausch Menschen wieder zu klarer Sicht zu verhelfen, stecken dahinter sowohl ein erstaunliches Niveau der Werkstofftechnik als auch bewundernswerte Fortschritte der Medizin.
Kunststoffe (3)
Man müsste viele dicke Bücher verfassen, wollte man die Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten der gebräuchlichen Kunststoffe nur annähernd beschreiben. Der tec.LEHRERFREUND hat sich einen winzigen Ausschnitt herausgesucht, der den Stoff mit der Funktion eines Kunststoffteils bestens verbindet: die künstliche Augenlinse.
Bild: Frank C. Müller: Eine Hinterkammerlinse (CC BY-SA 3.0)
Wie vieles in der Natur ist auch das Auge ein perfektes Naturwunder und damit ein Vorbild für in der Technik forschende Menschen (siehe Bionik).
Eine künstliche Augenlinse (Bild oben) wird eingesetzt, wenn ein Mensch am grauen Star leidet. Dieser ist eine Trübung der Augenlinse, die besonders im fortgeschrittenen Alter auftritt und mit einer Sehbeeinträchtigung einhergeht. Die Anfertigung und das Einsetzen der künstlichen Augenlinse sind zwei bewundernswerte Vorgänge.
So ist das Auge aufgebaut (Bild 1, vereinfachte Darstellung):
Hornhaut, Linse und Glaskörper arbeiten als abbildendes System des Auges zusammen. Die Netzhaut nimmt die durch die Linse fallenden Lichtsignale auf und leitet sie über den Sehnerv ans Hirn weiter.
Hornhaut: Durchsichtige Außenhaut des Auges.
Linse: Sie ist eine gallertartige Form und liegt, von der Linsenkapsel umgeben, zwischen Iris und Glaskörper.
Glaskörper: Er ist gallertartig, durchsichtig und liegt zwischen Linse und Netzhaut.
Iris: Der vordere ringförmige Teil der Augenhaut, der die Augenfarbe eines Menschen bestimmt. Seine runde Öffnung in der Mitte gibt den Blick auf die Linse frei.
Die Linse wird entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt (Bild 2)
1. Unter einem Operationsmikroskop wird das Auge am Hornhautrand durch einen kleinen Schnitt geöffnet. Eine spezielle Hohlnadel, als Ultraschall-Sonde ausgeführt, wird in die Linse geführt. Der harte, getrübte Linsenkern wird mit Ultraschall zerkleinert und abgesaugt.
2. Die Stärke der Kunstlinse wird für jedes Auge individuell berechnet. Dies bietet die Gelegenheit, zugleich eine bestehende Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Die neue Linse (Bild 3), meist aus Acryl oder Silikon, ist in der Regel ein weiches, gefaltetes oder zusammengerolltes kleines Teil, das erst im Auge aufgeklappt oder entrollt und mit seinen feinen Haltebügeln in der verbliebenen Linsenkapsel verankert wird.
Weil sich die Wunde in der Hornhaut meist von selbst verschließt, kann auf ein Nähen verzichtet werden.
Die Kunstlinse
Sie besteht aus der zentralen optischen Linse und den seitlichen Haltebügeln, die die Linse im Auge fixiert. Die Linse hat 5 mm bis 7 mm Durchmesser. Je nach Material kann man die Linsen in harte, weiche, und faltbare unterteilen. Faltbare Linsen bestehen aus Acryl, Silikon oder Hydrogel. Die harten Linsen bestehen aus PMMA. Einteilige Linsen bestehen durchgängig aus einem bestimmten Material, während mehrteilige Intraokularlinsen aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sind. Der Vorteil der faltbaren Linsen besteht in dem wesentlich kleineren Einschnitt, der für die Implantation nötig ist. Konventionelle faltbare Linsen können durch einen etwa 3 mm großen Einschnitt implantiert werden.
Acryl: Acryl ist eine Sammelbezeichnung von chemischen Substanzen, die sich durch die Acrylgruppe (CH2=CH–COR, R steht für eine Organylgruppe) auszeichnen (wie z. B. die Acrylsäure oder Acrylsäureester) beziehungsweise Polymere dieser Stoffe. Der Begriff wurde von griechisch ἄκρος ákros „höchst; Spitzen-“ wegen des scharfen Geruchs der Acrylsäure abgeleitet. (WIKI)
Silikon: Silikone (auch Silicone; Einzahl: das Silikon oder Silicon), chemisch genauer Poly(organo)siloxane, ist eine Bezeichnung für eine Gruppe synthetischer Polymere, bei denen Siliciumatome über Sauerstoffatome verknüpft sind. Die Bezeichnung „Silikone“ wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem englischen Chemiker Frederic Stanley Kipping (1863–1949) eingeführt.
(WIKI http://de.wikipedia.org/wiki/Silikone )
PMMA: Polymethylmethacrylat (Kurzzeichen PMMA, umgangssprachlich Acrylglas oder Plexiglas) ist ein synthetischer, transparenter, thermoplastischer Kunststoff. (WIKI http://de.wikipedia.org/wiki/Polymethylmethacrylat).
Kontaktlinsen
Wenn man über künstliche Augenlinsen und Kunststoffe spricht, wird man auch bei Kontaktlinsen fündig. Wir verweisen auf einen dazu passenden WIKIPEDIA-Artikel.