Schneekanone (1) 09.01.2017, 06:44
Wo Menschen meinen, sie bräuchten unbedingt Schnee, obwohl der Himmel ihnen keinen mehr schickt, behelfen sie sich mit Schneekanonen. Wie funktionieren sie?
Schneekanone (1)
1. Schifahrer-Hoffnungen
Stellen Sie sich vor: Sie spannen nach Weihnachten ein paar Tage in einem Alpenhochtal aus und freuen sich schon auf die Schneelandschaft. Der Ort ist 1000 m hoch gelegen und eingesäumt von 2 500 bis 3 000 m hohen Bergen. Sie treffen blauen Himmel an und Sonne von morgens bis abends – aber keinen Schnee. Auf den schifahrunfreundlichen Zacken der Dreitausender liegt er, doch auch nicht allzuviel. Und die wenigen Schneeflecken im Tal? Sie wurden und werden weiterhin mit Schneekanonen oder Schneilanzen produziert.
Diesen Schnee sollten wir nicht Kunstschnee nennen, denn es ist richtiger Schnee, der sich allerdings in einigen Feinheiten vom Naturschnee unterscheidet. Schneespezialisten sprechen deshalb lieber von »technischem Schnee«.
2. Wie funktioniert eine Schneekanone?
Ihr Herzstück ist ein drehbares Gebläse mit einem auf dem Luftaustrittsstutzen angeordneten Wassereinspritzteil mit einer großen Zahl von Düsen. Das Wasser wird mit hohem, von einem Kompressor erzeugten Druck durch die Düsen gepresst. Der dabei entstehende Wassernebel wandelt sich im kalten Luftstrom des Gebläses zu Schnee um. Dieser technische Schnee unterscheidet sich von den in der Natur fallenden Schneeflocken, die aus feinen sechseckigen Kristallen bestehen. Die Schneekanone dagegen erzeugt kleine Schneekügelchen. Sie lagern sich zu einer Gesamtmasse zusammen, die dichter ist als die Kristalle des Naturschnees. Der Schifahrer bewegt sich deswegen auf einer härteren Fahrunterlage.
Der Unterbau der Schneekanone mit fahrbarem Chassis nimmt die Anschlüsse für Wasser und Strom auf und beherbergt den Kompressor und das Steuergerät.
tec.LF-Bild: Schneekanone schematisch
Bild: Großansicht der Düsen einer Schneekanone
(Bild D-Kuru- Eigenes Werk)
Bild: Der Speichersee Hochjoch liegt in 1 985 m Höhe und unterhalb dem gleichnamigen Hochjoch (2 520m). Er beliefert im Winter die Beschneiungsanlagen im Skigebiet.
(Bild: böhringer friedrich - Eigenes Werk)
3. Die Schneekanone ist nicht alles
Für einen Quadratmeter technischen Schnee benötigt man etwa 100 Liter Wasser. Dieses stammt bei größerem Bedarf aus eigens angelegten Speicherteichen, von umliegenden Gewässern, aber auch aus der Trinkwasserversorgung.
Je nach Anlage verbraucht eine Schneekanone pro Quadratmeter und einer Schneehöhe von 30 Zentimetern zwischen 0,3 und 3 Kilowattstunden. Große Anlagen benötigen bis zu 500.000 KWh pro Saison - so viel wie eine Kunsteisbahn in einem Jahr.
Ein Kubikmeter technischer Schnee kostet im Schnitt 3 bis 5 Euro. Früher wurde überwiegend in der Nacht beschneit, wenn günstiger Überschussstrom zur Verfügung stand. Beim inzwischen wärmeren Klima laufen die Schneekanonen zunehmend auch tagsüber mit teuerem Spitzenstrom. Wenn die Winter weiter immer milder werden, wird dies in tieferen Lagen ein nicht mehr vertretbarer Aufwand. Damit sich eine Anlage wirtschaftlich rentiert, benötigt man im Schnitt 100 Tage, an denen Ski gefahren werden kann.
Damit eine Schneekanone nicht einfriert, hat sie eine elektrische Heizung. Gleichzeitig ist aber das Wasser in den Speicherseen oft zu warm zum Schneemachen und muss daher aufwändig gekühlt werden.
– Quelle: http://www.express.de/4072198 ©2017
Skizze für Arbeitsblatt: