Freihandzeichnen (1): Worum es geht 07.02.2013, 06:05

Freihandzeichnung, Vorschaubild

In der Praxis des technischen Arbeitens kommt es jeden Tag vor, dass Menschen zwar Ideen vom Aussehen und der Funktion einer Vorrichtung, eines Geräts oder vom Ablauf eines Prozesses haben. Es macht ihnen aber Schwierigkeiten, dies Anderen, die für die Verwirklichung der Idee wichtig wären, mitzuteilen, weil sie sich schwer tun, informative Skizzen davon herzustellen. Die Freihandzeichnung ist ein einfaches und sehr wirksames Mittel, diese Lücke zu füllen. Der tec.LEHRERFREUND möchte mit seinen Beiträgen Impulse geben, sich mit dem Thema anzufreunden.

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Über das Freihandzeichnen

Wenn ein Techniker zeichnerisch tätig wird, muss er zwangsläufig das Zeichnen gelernt haben. Bei der Herstellung einer technischen Zeichnung stehen ihm handwerklich drei Ebenen zur Verfügung:
- das Bauteil in Form von Ansichten auf einem Zeichenbrett mit Papier, Bleistift, Zirkel und anderen Hilfsmitteln exakt zu zeichnen, 
- das Bauteil am Computer mit der CAD-Technik zeichnerisch darzustellen,
- dem Bauteil freihand mit den drei wichtigen Hilfsmitteln Papier, Bleistift und Radiergummi eine Vor-Gestalt zu geben. Auf diese Ebene wollen wir in der Beitragsfolge zum technischen Freihandzeichnen näher eingehen.

Auf dem Zeichenbrett und am Rechner kann aber kaum ein solches Teil entstehen, wenn es nicht vorher schon im Kopf des Zeichners oder Ingenieurs seine Form angenommen hat. Das gedankliche Bild und die schnelle Freihandzeichung sind sehr stark miteinander verknüpft, ja sie befruchten sich gegenseitig.
Die nächste Phase wäre, die kleine Freihandzeichnung dazu zu benützen, die Idee dem Kollegen oder den Mitarbeitern im Team vorzustellen und als wirkungsvollen Leitfaden für Beschreibungen und Erklärungen zu benutzen. Wie oft kommt es nicht vor, dass sich Praktiker in der Werkstatt auf diese Weise austauschen. Ihre Hilfsmittel sind dann nicht selten der Fabrikboden, der Werkbanktisch und ein Stück Kreide. Nicht zuletzt kann die Freihandzeichnung Sprachbarrieren überwinden. 
Im Beitrag »Die Sprache der Bilder« erläuterten wir dies mit folgender Story über Napoleon, der die Kraft des Bildes und die Ökonomie der Anschauung zu schätzen wusste:
»Zur Vorbereitung eines Angriffs schickte er einen Adjutanten auf die vor ihnen liegende Anhöhe, wo er Besonderheiten des Geländes und die Vorbereitungen des Gegners erkunden sollte. Der Adjutant brachte Napoleon seine Beobachtung auf drei eng beschriebenen Blättern zurück; doch der schnauzte ihn an: »Muten Sie mir zu, dies alles zu lesen? Eine noch so miserable Zeichnung hätte mir mehr gesagt als dieses ganze Geschreibse«, und – er zerriss das Werk. 
Der Offizier musste noch einmal gehen und dem Feldherrn eine Skizze anfertigen.«

Je nachdem, was im Moment wichtig ist – viel Information, schnelles Darstellen oder Genauigkeit –, können Freihandzeichnungen unterschiedliche Bilder abgeben. 

Skizzenbeispiele sollen die Rolle des Freihandzeichnens erläutern.

Für die ersten beiden Skizzen unten wurde kariertes Papier verwendet. Es gibt, wenn man zeichnerisch noch nicht sattelfest ist, eine Stütze für die horizontalen und vertikalen Linien. Andererseits lehnt mancher gewiefte Zeichner das Zeichnen auf kariertem oder liniertem Papier ab.

A. Dem Konstrukteur schwebt der Antrieb eines Hydraulikzylinders vor, möchte ihn aber von seinem (versierten Zeichner) in der Weise verfeinern lassen, dass ein zweiter Zylinder angetrieben wird. Dazu wirft er ihm mit wenigen Strichen den grundsätzlichen Schaltplan aufs Papier.

B. Für einen Maschinen-Prototyp wird ein auf einer zylindrischen Stange verschiebbarer und klemmbarer Anschlag benötigt. Er soll durch einen Stift gegen Verdrehen gesichert werden. 

C. Man benötigt eine kugelige Lagerung. Die Achse dafür soll so aussehen: 

Die Beispiele B. und C. zeigen, welcher Darstellungsart beim Perspektive-Zeichnen unsere Vorliebe gilt: der Isometrie.

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